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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0150
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3<*

HERCULES

rührt. Ein zweiter stürzt zu Boden; eine tiefe Unter-
schneidung soll der falschen Vorstellung vorbeugen, als ob
er auf dem zur folgenden Scene gehörigen Felsen liege. Ein
dritter, bereits getöteter, ist vor dem linken Fuss des Her-
cules angebracht. Der Bogen des Hercules läuft in Schwanen-
köpfe aus.

6) Augeas-Stall. Hinter der ganzen Darstellung zieht
sich ein Felsen her, auf dem rechts das Löwenfell des
Helden ausgebreitet ist und links eine Urne liegt, aus der
sich ein mächtiger Wasserschwall ergiesst; sie soll also die
Fassung für den Durchbruch des Alpheus andeuten. Eine
tiefe Einkerbung scheidet das Wasser von dem rechts um-
gestürzt am Boden liegenden Tragkorb des Hercules (vgl.
102. 112), damit der Schein vermieden wird, als ob es in
diesen hineinfliesse; eine Absicht, die freilich nicht bei
allen Betrachtern, wenigstens in der neueren Zeit, erreicht
worden ist. Hercules betrachtet, die rechte Hand freudig
erhebend, sein Werk; in der Linken hält er die Hacke,
deren Zinken auszuarbeiten der Verfertiger aus technischen
Gründen Bedenken gehabt zu haben scheint, daher sie fast
wie ein Vexillum aussieht und von Dütschke für eine
Schaufel erklärt worden ist. Hinter dem Felsen wird mit
feuchtem Haupt- und Barthaar der Flussgott Alpheus
bis zur Brust sichtbar. Seine Blicke sind auf Hercules
gerichtet. Die Rechte ruht auf dem Felsen, ohne jedoch
die Urne zu berühren. Der linke Unterarm ist nicht sicht-
bar. Zwischen Alpheus und Hercules ist ein Baum ange-
bracht.

Das folgende Abenteuer, der Stier, hat seinen Platz
auf der rechten Schmalseite Fig. 113 b bekommen. Der
Typus ist derselbe wie auf 110. Rechts schliesst ein Baum
die Darstellung ab.

Die linke Schmalseite Fig. 113a zeigt den Cerberus,
in demselben Typus wie auf 106. 107. Iii. Links deutet
eine Höhle den Eingang zur Unterwelt an.

In allen diesen Scenen trägt Hercules die gedrehte
Kopfbinde.

Die vier übrigen Thaten waren auf dem Deckel an-
gebracht, den wir mit grosser Wahrscheinlichkeit in 113 c
erkennen dürfen. Die Anordnung scheint dadurch bedingt
zu sein, dass das letzte und vornehmste Abenteuer, die
Hesperiden, den Platz in der Mitte erhalten sollte.
Daran schliesst sich links das in der gewöhnlichen Reihen-
folge achte Abenteuer, die Rosse, rechts das neunte und
zehnte, die Amazone und der Geryones.

Das zu seiner Zeit noch erhaltene Stück von dem
Hesperiden-Abenteuer beschreibt Zoega folgender-
massen: „Rimane la gamba sinistra (Tuna figura iPErcole in piedi
con parte della leonina pendente da questo bractio e la clava pian-
tata in terra; avanti la clava sta una piecola figura di donna semi-
nuda, la quäle raccogliendo colla s. il suo peplo guarda insu verso
Ercole ed alza la destra." Diese Beschreibung stimmt mit der

Zeichnung des dal Pozzo Fig. 113'c so vollständig überein,
dass dadurch auch die Zuverlässigkeit des Uebrigen im
Grossen und Ganzen gewährleistet wird, nur dass die
Figuren der Hesperiden in Wirklichkeit in kleineren Dimen-
sionen dargestellt gewesen zu sein scheinen, vgl. 106. 120;
auch ihre Gewandung ist wohl nicht genau wiedergegeben.
Die Mitte nimmt der Hesperidenbaum ein. Die ihn behü-
tende Schlange ringelt sich mit gesenktem Kopf herab, ist
also betäubt zu denken. Hercules, der in Rückenansicht,
mit der Rechten auf die Keule gestützt, dasteht, streckt den
linken Arm, von dem das Löwenfell herabfällt, nach dem
Baum aus, offenbar um die Aepfel zu pflücken. Von den
drei Hesperiden steht die eine hinter Hercules, erstaunt
die Rechte erhebend und auf ihn blickend. Die partielle
Entblössung wird von Zoega ausdrücklich bezeugt. Hin-
gegen kommt die noch stärkere Entblössung der beiden
anderen links von dem Baum stehenden Hesperiden viel-
leicht auf Rechnung des Zeichners. Der staunende Gestus,
den die eine mit der Rechten, die andere mit der Linken
macht, wird gewiss richtig wiedergegeben oder richtig er-
gänzt sein, vgl. 120.

Links schliesst sich das Abenteuer mit den Rossen
des Diomedes an. Hercules dringt mit der Keule in
der gesenkten Rechten auf eines der Rosse ein, das er in
kaum denkbarer Weise am Kopfe packt. Man möchte
vermuthen, dass hier der Zeichner ergänzt hat und Her-
cules in Wahrheit entweder wie auf 112 den Hals des
Pferdes von oben niederbog oder es wie auf 120 am
Zügel fasste. Die drei anderen Rosse sind links von
Hercules angebracht, zwei sich aufbäumend, eins stürzend.
Zu den Füssen des Hercules liegt der tote Diomedes,
bartlos, was gewiss ein Versehen des Zeichners ist, und
gepanzert.

Rechts von den Hesperiden folgt das noch zum
grössten Theil erhaltene Amazonenabenteuer. Her-
cules hat die nach links sprengende Hippolyta, wie es
scheint, bei den Haaren (nach der Zeichnung des dal Pozzo
beim Helm) gepackt, um sie vom Ross herabzureissen;
gleichzeitig holt er mit der Keule zum Schlag aus. Die
nach hinten übersinkende Amazone, deren linke Brust ent-
blösst ist, hält in der Linken die Pelta.

Den Schluss macht am rechten Ende der Geryones.
Dieser ist hier in dem alten peloponnesischen Typus ge-
bildet: drei an den Hüften zusammengewachsene, völlig
gewappnete Leiber. Der erste links hebt die Rechte zum
Streich und trägt am linken Arm den Schild; der zweite,
der gleichfalls mit einem Schild gerüstet ist, hielt in der
vor die Brust erhobenen Rechten das Schwert, von dessen
Spitze der Puntello am oberen Rand des Panzers herrührt
(vgl. 116); von dem dritten sieht man nur den Kopf. Her-
cules dringt mit erhobener Keule auf Geryones ein, wobei
ihm das Löwenfell statt eines Schildes dient.
 
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