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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0018
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172

HIPPOLYTOS

i. griechische sarkophage.

a) ERSTE CLASSE.
a) ERSTE GRUPPE.

Tafel XLIV. XLV.

144) S. Konstantinopel, Musee Imperial Ottoman.
Fig. 144. Fig. 144a. Fig. 144b. Fig. 144c. L. 2,35. H. 1,10.
T. 1,10. Rh. 0,11. Zeichnung von Gillieron 1898.

Nach Angabe des Consuls spiegelthal in Saloniki gefunden
(Archaeologische Zeitung XVI 1858 S. 131; s. jedoch S. Reinach
Gazette archeologique VIII 1883 p. 250). Im Jahre 1857 bereits seit
unbestimmter Zeit mit ungeschickten Ergänzungen versehen im Hof
der Irenenkirche, 1880 in den Tschiniii Kiosk und von dort 1891
in das für die Sidonischen Sarkophage erbaute und 1892 eröffnete
Museum übergeführt; die verkehrten Ergänzungen hatte man schon
vor 1887 entfernt.

Abbildungen: Archaeologische Zeitung XV1857 Taf. 100 (Vorder-
und rechte Schmalseite mit den früheren Ergänzungen). Danach Brunn
Vorlegeblätter Taf. IX 3. — Bulletin de correspondance hellenique XIII
1889 pl.V (nach Entfernung der Ergänzungen).

Litteratur: O. Frick Archaeologische Zeitung XV 1857 S.33fr.;
Ders. ebd. XVI 1858 S.131; Stephani Compte-rendu de la Commission
Imperiale archeologiquepour 1863 S. 178 Nr.9; H. HlNCK a.a.O. p. 109;

A. dumont Revue archeologique, n.s., XVIII 1868 ^.247; E. Goold
Catalogue explicatif historique et scientifique dhin certain nombre
d'objets contenus dans le Musee Imperial de Constantinople 1871 p. 28
nr. 60; matz Archäologische Zeitung XXIX 1871 S. 15; heydemann
ebd. S. 15 7 f.; A. conze Römische Bildwerke einheimischen Fundorts
in Oesterreich 1872 S. 9 (Denkschriften der Philosophisch-historischen
Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften XXII); Dethier
Stüdes archiologiques [Oeuvre posthume) 1881 p. 1; C. robert Mit-
theilungen des Deutschen Archaeologischen Instituts in Athen VII

1882 S. 58f.; S. Reinach Catalogue du Musee Imperial d'Antiquites,
Constantinople 1882 18 nr. 121; Ders. Gazette archeologique VIII

1883 250; Kalkmann a. a. O. S. 64fr. (W); M. Mayer Archaeo-
logische Zeitung LXII 1884 S. 281 A. 16; Puntoni a. a. O. p. 21 nr. 1;
lechat Bulletin de correspondance hellenique XIII 1889 319 ss.;

B. Sauer a. a. O. S. 21; Joubin Musee Imperial Ottoman, Monuments
funeraires, 1893 /.44fr. nr. 37; W. Altmann Architectur und Orna-
mentik der antiken Sarkophage 1902 S. 88 f.

Sockel und Gesimse der Vorderseite Fig. 144 sind
genau so decorirt, wie bei dem Achilleus-Sarkophag aus
Hierapytna II 23. Auch die mit einem Kalathos ge-
schmückten Karyatiden sind beiden Sarkophagen gemeinsam,
nur dass diese hier die nach innen gekehrte Seite des Ober-
körpers entblösst haben; ihre einzige Bekleidung bildet ein
Mantel, dessen einer Zipfel über die äussere Schulter ge-
worfen ist; über den Oberschenkeln liegt er doppelt; der

Saum dieses Ueberschlags wird von der gesenkten inneren
Hand ein wenig gehoben; Stellung und Armhaltung genau
wie II 23 (vgl. auch II 69). An den Postamenten der Karya-
tiden ist ein Hund angebracht, der einen Hasen verfolgt
(vgl. II 23c). Dieselbe reiche Decoration zeigt die rechte
Schmalseite Fig. 144 b, wo zwar die Karyatiden fehlen,
aber die Postamente mit denselben Thierfiguren wieder-
kehren. Hingegen sind die linke Schmalseite Fig. 144 a
und die Rückseite Fig. 144 c vernachlässigt, indem Gesims
und Sockel nur profilirt, nicht ornamentirt und die Posta-
mente nur abbozzirt sind. An den Ecken der Rückseite
sind Stierköpfe angebracht, der zur Linken überquer, der
zur Rechten fast ganz in Vorderansicht. Der Deckel war
mittelst Klammern befestigt, von denen die Löcher am
oberen Rand der beiden Schmalseiten herrühren.

Die Darstellung der Vorderseite Fig. 144 bildet eine
einheitliche Scene, zerfällt aber in zwei getrennte Gruppen,
die indessen doch in einen gewissen Zusammenhang mit-
einander gesetzt sind. In der kleineren linken bildet
Phaidra den Mittelpunkt. Bekleidet mit einem feinen,
von der linken Schulter abgleitenden Untergewand und
einem schleierartig über den Kopf gezogenen Mantel, sitzt
sie nach links auf einem Stuhl, die Füsse auf einen Schemel
gestützt. Unter dem Sitz ist ein Gefäss angebracht, viel-
leicht ein Waschbecken, mit Rücksicht auf den leidenden Zu-
stand der Königin. Den Kopf wandte Phaidra nach Hippo-
lytos hin, auch den Körper beugt sie etwas nach rechts, wie
um den Geliebten besser betrachten zu können, indem sie
zugleich mit den erhobenen Händen einen Gestus der Be-
wunderung macht. Die rechts neben ihr stehende weibliche
Figur hat schlanken Wuchs und jugendliche Formen, ist
also keinesfalls die Amme, sondern wahrscheinlich die Göttin
Peitho. Sie hat die linke Hand der Phaidra g-efasst, als
ob sie sie zum Aufstehen bewegen und zu Hippolytos hin-
ziehen wollte. Peitho trägt ähnliche Gewandung wie Phaidra,
nur dass sie einen Theil des Mantels mit dem rechten Arm
hoch emporzieht. Ihr Kopf war von einer Haube be-
deckt und nach rechts gewandt, s. 145. Links von Phaidra
steht die Gebieterin Peithos Aphrodite, mit Aermel-
chiton und Mantel bekleidet. Mit der Rechten berührt sie
leicht den Flügel eines Eros, der mit gespanntem Bogen
vor ihr auf einem hohen runden Postament kniet, mit der
 
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