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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0017
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CLASSIFICIRUNG

seite, mit Ausnahme von 15g, nur eine einzige Scene
enthält. Das berechtigt uns sie als Umbildungen orie-
chischer Originale zu betrachten. Dabei handelt es sich
um folgende Alternative. Entweder gehörten diese Vor-
bilder der ersten Gruppe an; dann würde die Umbildung
darin bestehen, dass Phaidra von der rechten Schmalseite
an die rechte Ecke der Vorderseite vorgerückt ist, wie der
Hirte auf den Endymion-Sarkophagen (vgl. oben S.55). Oder
Phaidra hatte diesen Platz schon auf den griechischen
Originalen; dann sind diese Sarkophage mehr Copien
als Umbildungen und repräsentiren uns eine verlorene
griechische Gruppe der zweiten Classe. Und dass dies
wenigstens bei dem allerdings ganz singulären Exemplar 15g
zutrifft, wird unten gezeigt werden, während für die übrigen
Stücke die Frage unentschieden bleiben muss.

Die römischen Hippolytus-Sarkophage zerfallen,
abgesehen von der eben unter den griechischen Sarkophagen
behandelten Gruppe und den Sarkophagen mit Medaillon,
der Hauptsache nach in zwei Classen, solche mit einer
il6i - 163. 176) und solche mit zwei Scenen auf der Vorder-
seite (164—174)- Beide gehen in der Darstellung der An-
tragsscene auf dasselbe malerische Vorbild zurück, wie die
zweite Gruppe der ersten griechischen Classe. Die erste
einscenige Classe aber erweitert ihre Vorlage, indem sie
noch die übrigen, menschlichen Personen des Stückes hinzu-
fügt, namentlich Theseus in dem Moment, wo er den Tod
seines Sohnes erfährt, den Boten, den alten Diener des
Hippolytus und eine Dienerin der Phaedra. Auf den Schmal-
seiten findet man einmal die üblichen decorativen Greife,
ein anderes Mal einen lesenden Alten und einen Jüngling
mit seinem Ross. Noch in der Zeit Constantins ist ein
Sarkophag dieser Classe copirt worden 176. Die zwei-
scenige Classe ist weitaus die zahlreichste; der von ihr
vertretene Typus behauptet sich von den Zeiten Hadrians
bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts. In der Antrags-
scene beschränkt sie sich in der Regel auf die Figuren der
malerischen Vorlage, Phaedra mit einer oder zwei Dienerinnen,
die Amme, Hippolytus und sein Ross, dazu zuweilen ein
oder mehrere Begleiter und fast stets der Hundewärter. Als
zweite Scene aber wird, wie auf der Rückseite der zweiten
griechischen Classe, Hippolytus auf der Eberjagd hinzu-
gefügt, wobei regelmässig ein Thorbogen zur Scheidung
der Scenen eingesetzt wird. Dieses Schema wird dann auf
den Adonis-Sarkophagen der zweiten Classe (s. oben S. 7 ff.
Nr. 13—ig) und in noch engerem Anschluss auf den
Sarkophagen mit Löwen- und Eberjagden des täglichen
Lebens, endlich mit starken durch die Sache gebotenen
Modificationen auf dem Bellerophon-Sarkophag 34 (s. oben
S. 44) nachgeahmt, wobei aus der Antragsscene eine Aus-
zugsscene wird. Vgl. Kalkmann Archaeologische Zeitung
XLI 1883 S. 110; Robert Journal of hellenic studtes XX
1900 p. 87. Regelmässig wird in dieser Jagdscene Hippo-

lytus von einem berittenen Gefährten und der Virtus be-
gleitet. Nur auf 165 fehlt dieser Begleiter und nur auf 170
die Virtus, an deren Stelle dort der Hundewärter erscheint.
Dieser Sarkophag, der spätestens in Hadrianische Zeit ge-
hört, ist aber weitaus der älteste dieser Classe. Es scheint
demnach, dass die Virtus erst in der Zeit der Antonine in
den Typus eingedrungen ist. Sowohl auf diesem ältesten
Exemplar als auf dem jüngsten 173 sind noch weitere Be-
gleiter des Hippolytus hinzugefügt. Ein zuschauender Berg-
gott, wie auf den Adonis-Sarkophagen, findet sich 167 und
170, der gleichfalls von den Adonis-Sarkophagen bekannte
steinwerfende Treiber, bald als [Jäger bald als Landmann
charakterisirt, auf 164. 165. 171 und in einen mit dem
Knüttel zuschlagenden verwandelt auf 166. Auch sonst
dringen gelegentlich Motive sowohl aus den anderen Classen
der Hippolytus-Sarkophage als aus den Adonis-Sarko-
phagen und den gewöhnlichen Jagd-Sarkophagen ein, z. B.
der gestürzte Jäger auf 166. Die Deckel sind nur von 165
und 167 erhalten, der erstere ohne figürlichen Schmuck,
der zweite mit einem Fries, der noch einmal den jagenden
Hippolytus zeigt. Aber auch das Fragment 178 scheint
von dem Deckel eines Hippolytus-Sarkophags zu stammen,
auf dem dann die bei der Handlung betheiligten Götter,
Venus und Diana, dargestellt gewesen wären. Auf den
Schmalseiten finden sich bald die decorativen Greife 166
und 170 (s. den Text), bald Jagdgefährten und Jagddiener
164a. 164b. 171b, bald, jedoch nur auf ganz späten
Exemplaren, springendes Wild 173a. 173b. 174 (s. Text),
aber auch eine weitere Scene des Euripideischen Stücks,
Hippolytus vor dem Dianabild 167a. 171a. I72(*?), wozu
dann auf 171b als Pendant Hippolytus zu Ross erscheint.

Als eine dritte römische Classe würden die Sarko-
phage mit Medaillon in der Mitte zu figuriren haben, von
welcher Gattung aber bis jetzt nur ein Exemplar bekannt
ist 177. Auf diesem, das heute verschollen ist, waren die
handelnden Personen als Amoren gebildet, und mit Weg-
lassung der Antragsscene, links Hippolytus vor dem Diana-
bild, rechts derselbe auf der Jagd dargestellt.

Anhangsweise ist ausser dem oben erwähnten Deckel-
fragment 178 noch ein Sarkophag besprochen, auf dem der
Typus der zweiten römischen Classe für Scenen des täg-
lichen Lebens verwandt ist 17g.

Zusammenfassende Besprechungen der Hippolytos-Sar-
kophage haben gegeben O. Jahn Archaeologische Beiträge
1847 S. 311 ff.; L.Schmidt Archaeologische Zeitung V 1847
S. 65ff.; Stepiiani Compte-rendu pour ißöj 1864 S. 178f.;
H. Hinck Annali dell1 Instituto XXXIX 1867 p. 109 sqq.;
A. Kalkmann Archaeologische Zeitung XLI 1883 S. 64ff.;
Puntoni Le rappresentanze figurate relative al mito dt Ip-
polito [Annali della R. Scuola Normale di Pisa Ser. VII
Vol. IV) 1884; B. Sauer Mittheilungen des Kaiserlich Deut-
schen Archaeologischen Instituts in Rom V 1890 S. 20 ff.

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