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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,2): Einzelmythen: Hippolytos - Meleagros — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.12013#0154
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3o8

MELEAGER

ganz deutlich, was leider auf unserer Abbildung nicht an-
gegeben ist. Der lange Mantel fehlt zwar nicht, lässt aber,
über den Rücken herabfallend, den übrigen Körper un-
bedeckt. Die erhobene Linke ist auf die Lanze gestützt.
Zu ihren Füssen steht ihr zugewandt ihr Jagdhund. Das
Mädchen legt seine rechte Hand mit zutraulicher Bitte auf
die rechte Schulter des Meleager, der in derselben Stellung
und Gewandung wie auf 230. 236 und mit derselben Kopf-
wendung wie auf 236 ihm gegenübersteht. Erst jetzt folgt
Oeneus, der seine rechte Hand auf die linke Schulter
des Meleager legt, so dass Vater und Geliebte gleichzeitig
auf ihn einzureden scheinen. Abgesehen von der Haltung
des rechten Arms und der Kopfwendung nach links ent-
spricht die Stellung und Gewandung des Königs am
meisten der auf 225. 226 und 234; auch hält er, wie
dort, in der Linken ein Scepter.

Am linken Ende der Jagdscene ist wieder wie auf 236
Diana angebracht, aber in anderem Typus. Sie schreitet
hinter den Jägern her, schaut sich aber nach der ersten
Scene um. In der Rechten trägt sie den Bogen, die Linke
legt sie auf die Brust. Bekleidet ist sie mit kurzem Chiton,
einer auch die Arme bedeckenden Chlamys und Stiefeln.
Neben ihr steht ihr grosser Jagdhund, falls dieser nicht
vielmehr zu dem vor ihr ebenso bedächtig wie auf 235
einherschreitenden Orcus gehört. Dieser fasst mit der
Linken die Kopfhaut seines Pantherfells; das Beil hielt er
wohl sicher in der jetzt abgebrochenen rechten Hand, wie
denn der Zeichner dal Pozzo's Fig. 237' noch den Stiel
gesehen zu haben scheint, vgl. 248. Auf seiner Brust be-
merkt man das Köcherband. Vor Orcus her schreitet der-
selbe jugendliche Jäger, der auf 235 vor den Dioscuren
angebracht ist. Wie dort, trägt er in der Linken einen
Speer, fasst aber mit der Rechten den vor die rechte
Hüfte vorgenommenen Zipfel seiner Chlamys. An seiner
linken Seite hängt ein Schwert. Den Kopf wendet er
nach Orcus zurück. Die beiden Dioscuren sind fast
genau wie auf 233 dargestellt; nur scheint der zweite mit
erhobener Rechten den rechten Oberarm des ersten zu

berühren. Auch sind die linken Hände nicht sichtbar;
Speere scheinen sie nicht getragen zu haben. Meleager,
Atalante und der Eber mit den beiden Hunden wie
auf 230 — 236; doch ist der Eber auf das linke Knie
niedergestürzt. Die beiden Jäger über der Höhle sind wie
auf 230. 233. 236 einander zugewandt. Der zur Linken
wird in der erhobenen Rechten eine Waffe, Stein oder
Lanze, gehalten haben; der rechte Arm des andern ist ge-
senkt. Ancaeus ist weggelassen, vgl. 234. Der stehende
Verwundete erscheint zwar in der gewöhnlichen Stellung
und stützte sich auch ohne Zweifel mit der Linken auf die
Lanze, legt aber die rechte Hand nicht auf den Ober-
schenkel, sondern auf die Brust, über die, wie auf 226.
228. 231—233, ein Wehrgehäng läuft; auch ist er unbärtig.

Arbeit aus constantinischer Zeit, wenn nicht noch
später.

238) S. S., früher Rom, in der Cantina der Villa
Borghese, zur Zeit verschollen. Fig. 238. L. 0,73.
H. 0,75. Rh. 0,02. Zeichnung von Eichler 1884.

Ueber die Fragmente aus Cantina Borghese s. II S. 121.
III S. 290.

Diese Schmalseite Fig. 238 ist eine Replik von 236 b,
nur ist die Situation insofern etwas geändert, als es hier
Atalante ist, die spricht, wie aus ihrer gesticulirend vor-
gestreckten Rechten zu erkennen ist, während Meleager,
die rechte Hand am Kinn, aufmerksam und nachdenklich
zuhört. Ausserdem ist die Beinstellung der Atalante ver-
tauscht, und auf ihrem Rücken fehlt der Köcher. Zwischen
den beiden Figuren ist ein Eichbaum angebracht.

Ihren Maassen nach passt diese Schmalseite zu keinem
der vier einstmals in Villa Borghese befindlichen Sarko-
phage mit der calydonischen Jagd 225. 226. 228 und 256.
Auch mit der Schmalseite 226 b, falls diese nicht von
226 herrühren sollte, kann sie nicht zusammengehören.
Man muss also annehmen, dass sie von einem fünften
Exemplar stammt, von dem weitere Reste nicht er-
halten sind.

Aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.
 
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