HEFT 7, BLATT 38—43
ATLAS AFRICANUS
IX. Morphologie des Bogengerätes.
(Hierzu Kartenblätter 38—43.)
Zum Schluß ist nun die Aufgabe des Zusammenfassens der
aus Zergliederung gewonnenen Einzelergebnisse zu vollziehen.
Eine solche hat selbstverständlich von der Vereinigung aller
Eigenschaften gewachsener bzw. natürlicher Formen auszu-
gehen. Dem so zu gewinnenden 1. Abschnitt der Feststellung
lebendiger Formen hat dann im 2. Abschnitt die geschichtliche
Beziehung der Formen unter- und zueinander zu folgen.
1. Abschnitt. Die natürlichen Formen.
A. Das hamitische Bogengerät (Karte 38). —•
Der hamitische Bogen ist papillot besehnt. Die Sehne besteht
aus Darm- oder Flechsensaite (Kapitel III u. IV und V A). Der
von Natur runde Stab ist den Enden zu verdünnt. Eine alte
Form ist schon die mit gesenkten Enden, eine weitere ebenfalls
althamitische die mit Scheitelsenkung (Kapitel V B). Die Natur
der Sehne hat einen Pfeil mit nackter Kerbe zur Folge. (Kapitel
VI A). Der Spanngriff erfolgt mit Zeige- und Mittelfinger, ohne
Zuhilfenahme des Daumens (Kap. VIII). Die Spitze ist ent-
weder zusammengesetzt und besteht dann in einem in ein
Zwischenglied eingesetzten Dreieck oder aus Hartstoff
(Elfenbein, Knochen, Ebenholz usw.) und rundem, unpro-
filiertem Pfriem (Kap. VI B). Als Pfeilbehälter dient ein Fell-
sack mit Schultertragband und ohne Kappe (Kap. VII). Die
Verbreitung erstreckt sich über den größten Teil Ost- und Süd-
afrikas (Im Sambesibecken ist sie durch den Eintritt der süd-
erythräischen Bogenwaffe unterbrochen). In Nordafrika und am
unteren Nil ist sie ausgestorben. Felsbilder und Steinwerkzeug-
funde belegen aber, daß die vorzeitliche Bognerei Nordafrikas
hamitisch war (Kap. V B, VI C, VII u. VIII). Von Norden her
ist reichliche Absickerung nach dem Sudan und von hier aus
bis in das Kongobecken zu den Mongo festzustellen. Im Sudan
lebt die hamitische Bogenwaffe noch inmitten einer Fülle von
Formen anderer Verwandtschaft.
B. Das alterythräische Bogengerät (Karte 39). —■
Der alterythräische Bogen ist echarp besehnt. Die Sehne be-
steht aus Bambus oder Rotang (Kap. III, IVu.VA). Der Stab
ist im Ruhezustände linear gestreckt, den Enden zu verschmälert
und spitz, an den Spitzen sind bei der einen Form Sehnenschleifen-
tragknäufe in Holz, Elfenbein, Geflecht angebracht. Der in der
Mitte zur Verbreiterung neigende Stab ist auf der Innenseite
mit einer Rinne mit schmückenden Linien oder Schnitzereien
versehen (Kap. VB, VE, III). Der der Natur des Rotang oder
Bambus entsprechenden Sehnenbreite gemäß ist der Pfeil unge-
kerbt und stumpfendig (Kap. VI A), und diese Beschaffenheit
erfordert Zuhilfenahme des Daumens beim Spanngriff (Kap. VIII).
Die alterythräische Fiederung dürfte die auf Schaftspaltung
beruhende sein. (Kap. VI C). Die Spitze ist meist durch Wider-
haken oder Schmuckreliefs profiliert oder aber mit angestieltem
Blatt versehen (Kap. VI B). Der Köcher (vordem aus Geflecht)
ist mit Halshenkel versehen. Wahrscheinlich war eine Art
Bogenschild eine zugehörige Schutzwaffe (Kap. VII). Ver-
breitung heute nur noch in insularem Restvorkommen im West-
sudan und Kongobecken. Ein Außenkreis zeigt Restgebiete
echt echarper Bambusbesehnung, ein Innenkreis die zweite
Form mit Knäufen. Im Norden des Kongobeckens weist die
dritte Form den überwiegenden Einfluß hamitischer Bognerei
auf (Kap. III und IV).
C. Das süderythrä ische Bogengerät (Karte 40). —
Der süderythräische Bogen ist beiderseits travers besehnt. Die
Sehne besteht aus Leder (Kap. III, IV, V A). Der Stab ist im
allgemeinen in allen Teilen rund und ebenmäßig stark, sowie in
der Spannung ungewöhnlich tief. Doch kommt im Morawibogen
ein zweiflügeliger Typus mit Handgriffeinschnürung zutage, der
dem Andamanenbogen gleicht (Kap. V A, V B und Fig. 98 sowie
105 a). Der verhältnismäßig dicken Ledersehne entspricht eine
Spreizung der Kerbe, (auf Nebenkärtchen 3 steht leider ge-
schnitzt statt gespreizt), die, in verschiedener Weise vorgenommen,
das Kunstvollste darstellt, was wir an Kerbenvorrichtung in
Afrika kennen. (Vgl. Fig. 115—116 a und Kap. VI A.) Die
Spitze ist wie die norderythräische ein gezahnter Pfriemling,
aber im allgemeinen kürzer als dieser (Kap. VI B), die Fiederung
tangential, Steg als anscheinend ältere, radial unter Verwendung
von 5 und mehr Halbfedern jüngere Form (Kap. VI C). Die
Verbreitung des süderythräischen Bogengerätes nimmt ein
durchaus geschlossenes Gebiet ein, das sich von der Madagaskar
gegenübergelegenen Küste dem Westen und Nordwesten zu bis
in das Kongobecken und sogar bis zur Westküste hinzieht. Sie
hat im Osten das Feld der Herrschaft hamitischen Bogengerätes
gespalten und so die südafrikanischen von den nordostafrikani-
schen Verwandten dieser Art getrennt. Eine auffallende Er-
scheinung ist es, daß die Bedeutung im Waffenschatz dem süd-
erythräischen Bogen die Vorherrschaft im Sambesiteil als einem
Flußbecken gewährt, während nach allen sonstigen Erfahrungen
der Bogen in Niederungen und Tälern gegnüber anderen, jüngeren
Waffen zurücktritt (vgl. Kap. I).
D. Das norderythräische Bogengerät (Karte 41). —
Der norderythräische Bogen ist im Osten zweiseitig, im Ost-
sudan einseitig travers und mit Pflanzenfaserschnur, im Westen
aber auch mit gedrehter Lederschnur besehnt (Kap. III, IV und
V A). Der Stab zeigt eine Tendenz zur äußeren Abflachung, zu
Mittelgriffverstärkung und zu Steigenden (Kap. V B und V E).
Die Kerbe war für die dickere Sehne wohl vordem mit aus-
ladenden Flügeln geschlachtet. Die Spitze: lange Eisenpfriemen
und lange Pfriemlinge. Befiederung mit 3 radial angesetzten Federn
(Kap. VI A, Bu. C). Die Verbreitung ist die versprengter Kultur-
güter. Ich werde in dem nächsten Abschnitt nachweisen, daß
dem Raumbild des norderythräischen Bogengerätes große Be-
deutung beizumessen ist, weil gerade dessen Symptome
den deutlichen Zusammenhang von Verbreitung und Umbildung,
nämlich Übertragung eigener Symptome im Austausch gegen die
anderer Arten, belegen. Es mag hier genügen, auf Kap. V D
und die »Geschichte der Durchbohrung« hinzuweisen.
E. Das syrtische Bogengerät (Karte 42). — Der syr-
tische Bogen ist einseitig temporal und zwar mit Lederschnur-
sehne armiert (Kap. III, IV u. V A). Der Stab ist von außenher
abgeflacht. Der dicken Ledersehne entspricht die durchwickelte
und die angeschuhte Kerbe. Die eiserne Daumenringspannung
macht den Schutz des Pfeilendes und Sehnenlagers noch not-
wendiger. Als Pfeilspitze tritt der Spornling auf (Kap. VI A
und B, VIII). Die Verbreitung ist eine klare. Einem Haupt-
gebiet zwischen Niger und Tschadsee tritt eine historisch leicht
zu begründende Absprengung im Westen zur Seite. Der Ein-
fluß des syrtischen Bogens ist aus der Auswirkung der Ungleich-
endigkeit zu erkennen, welche Eigenschaft in bezug auf Stab-
vorrichtung an afrikanischen Bogen ursprünglich nur er besaß
(Kap. V C).
F. Das atlantische Bogengerät (Karte 43). — Der
atlantische Bogen ist beiderseits frontal. Über die ursprüng-
liche Beschaffenheit seiner Sehne liegen auf afrikanischem Boden
keinerlei Belege vor (Kap. III, IV, V A). Seine Form ist die
des tiefen und kleinen Triangularbogens (V B). Die Spitze ist
ausgezeichnet durch Tüllen. Die Spannweise geht aus von der
Verwendung von Handspannern und Spannmessern (VI B, VIII).
Heute ist der atlantische Temporalbogen eine schwache Waffe,
aber das erwähnte Spanngerät beweist, daß er eine degenerierte
Form darstellt. Die Darstellungen auf den Beningussplatten und
die Beschreibung der mittelalterlichen Anzikenbogen lassen er-
kennen, daß die Waffe in junghistorischer Zeit stark armiert war.
Die Erkenntnis der Degeneration wird durch die Verbreitung der
Abwandlungsformen noch verdeutlicht. Die Abzweigung von
der Westküste zum Kongo herab ermöglicht ein abwärts wei-
sendes Verständnis (Kap. I u. VD). Die Verbreitung war vor-
dem die typische allen altatlantischen Kulturgerätes.
2. Abschnitt. Die geschichtlichen Beziehungen
der Formen.
G. Urformen und historische Formen. — Die Tatsache,
daß gerade für das Bogengerät eine bisher wohl sonst nicht er-
reichte Vollständigkeit von Belegmaterial erreicht ist, und die
andere, daß dieses doch eine ungewöhnlich vielseitige Auf-
klärung einer Formenwelt gewährt hat, lassen es wünschenswert
erscheinen, noch einmal an die Frage heranzutreten, ob meine
Unterscheidung von Urkulturen und historischen Kulturen zu
Recht besteht. Die Antwort auf sie kann nur bejahend aus-
ATLAS AFRICANUS
IX. Morphologie des Bogengerätes.
(Hierzu Kartenblätter 38—43.)
Zum Schluß ist nun die Aufgabe des Zusammenfassens der
aus Zergliederung gewonnenen Einzelergebnisse zu vollziehen.
Eine solche hat selbstverständlich von der Vereinigung aller
Eigenschaften gewachsener bzw. natürlicher Formen auszu-
gehen. Dem so zu gewinnenden 1. Abschnitt der Feststellung
lebendiger Formen hat dann im 2. Abschnitt die geschichtliche
Beziehung der Formen unter- und zueinander zu folgen.
1. Abschnitt. Die natürlichen Formen.
A. Das hamitische Bogengerät (Karte 38). —•
Der hamitische Bogen ist papillot besehnt. Die Sehne besteht
aus Darm- oder Flechsensaite (Kapitel III u. IV und V A). Der
von Natur runde Stab ist den Enden zu verdünnt. Eine alte
Form ist schon die mit gesenkten Enden, eine weitere ebenfalls
althamitische die mit Scheitelsenkung (Kapitel V B). Die Natur
der Sehne hat einen Pfeil mit nackter Kerbe zur Folge. (Kapitel
VI A). Der Spanngriff erfolgt mit Zeige- und Mittelfinger, ohne
Zuhilfenahme des Daumens (Kap. VIII). Die Spitze ist ent-
weder zusammengesetzt und besteht dann in einem in ein
Zwischenglied eingesetzten Dreieck oder aus Hartstoff
(Elfenbein, Knochen, Ebenholz usw.) und rundem, unpro-
filiertem Pfriem (Kap. VI B). Als Pfeilbehälter dient ein Fell-
sack mit Schultertragband und ohne Kappe (Kap. VII). Die
Verbreitung erstreckt sich über den größten Teil Ost- und Süd-
afrikas (Im Sambesibecken ist sie durch den Eintritt der süd-
erythräischen Bogenwaffe unterbrochen). In Nordafrika und am
unteren Nil ist sie ausgestorben. Felsbilder und Steinwerkzeug-
funde belegen aber, daß die vorzeitliche Bognerei Nordafrikas
hamitisch war (Kap. V B, VI C, VII u. VIII). Von Norden her
ist reichliche Absickerung nach dem Sudan und von hier aus
bis in das Kongobecken zu den Mongo festzustellen. Im Sudan
lebt die hamitische Bogenwaffe noch inmitten einer Fülle von
Formen anderer Verwandtschaft.
B. Das alterythräische Bogengerät (Karte 39). —■
Der alterythräische Bogen ist echarp besehnt. Die Sehne be-
steht aus Bambus oder Rotang (Kap. III, IVu.VA). Der Stab
ist im Ruhezustände linear gestreckt, den Enden zu verschmälert
und spitz, an den Spitzen sind bei der einen Form Sehnenschleifen-
tragknäufe in Holz, Elfenbein, Geflecht angebracht. Der in der
Mitte zur Verbreiterung neigende Stab ist auf der Innenseite
mit einer Rinne mit schmückenden Linien oder Schnitzereien
versehen (Kap. VB, VE, III). Der der Natur des Rotang oder
Bambus entsprechenden Sehnenbreite gemäß ist der Pfeil unge-
kerbt und stumpfendig (Kap. VI A), und diese Beschaffenheit
erfordert Zuhilfenahme des Daumens beim Spanngriff (Kap. VIII).
Die alterythräische Fiederung dürfte die auf Schaftspaltung
beruhende sein. (Kap. VI C). Die Spitze ist meist durch Wider-
haken oder Schmuckreliefs profiliert oder aber mit angestieltem
Blatt versehen (Kap. VI B). Der Köcher (vordem aus Geflecht)
ist mit Halshenkel versehen. Wahrscheinlich war eine Art
Bogenschild eine zugehörige Schutzwaffe (Kap. VII). Ver-
breitung heute nur noch in insularem Restvorkommen im West-
sudan und Kongobecken. Ein Außenkreis zeigt Restgebiete
echt echarper Bambusbesehnung, ein Innenkreis die zweite
Form mit Knäufen. Im Norden des Kongobeckens weist die
dritte Form den überwiegenden Einfluß hamitischer Bognerei
auf (Kap. III und IV).
C. Das süderythrä ische Bogengerät (Karte 40). —
Der süderythräische Bogen ist beiderseits travers besehnt. Die
Sehne besteht aus Leder (Kap. III, IV, V A). Der Stab ist im
allgemeinen in allen Teilen rund und ebenmäßig stark, sowie in
der Spannung ungewöhnlich tief. Doch kommt im Morawibogen
ein zweiflügeliger Typus mit Handgriffeinschnürung zutage, der
dem Andamanenbogen gleicht (Kap. V A, V B und Fig. 98 sowie
105 a). Der verhältnismäßig dicken Ledersehne entspricht eine
Spreizung der Kerbe, (auf Nebenkärtchen 3 steht leider ge-
schnitzt statt gespreizt), die, in verschiedener Weise vorgenommen,
das Kunstvollste darstellt, was wir an Kerbenvorrichtung in
Afrika kennen. (Vgl. Fig. 115—116 a und Kap. VI A.) Die
Spitze ist wie die norderythräische ein gezahnter Pfriemling,
aber im allgemeinen kürzer als dieser (Kap. VI B), die Fiederung
tangential, Steg als anscheinend ältere, radial unter Verwendung
von 5 und mehr Halbfedern jüngere Form (Kap. VI C). Die
Verbreitung des süderythräischen Bogengerätes nimmt ein
durchaus geschlossenes Gebiet ein, das sich von der Madagaskar
gegenübergelegenen Küste dem Westen und Nordwesten zu bis
in das Kongobecken und sogar bis zur Westküste hinzieht. Sie
hat im Osten das Feld der Herrschaft hamitischen Bogengerätes
gespalten und so die südafrikanischen von den nordostafrikani-
schen Verwandten dieser Art getrennt. Eine auffallende Er-
scheinung ist es, daß die Bedeutung im Waffenschatz dem süd-
erythräischen Bogen die Vorherrschaft im Sambesiteil als einem
Flußbecken gewährt, während nach allen sonstigen Erfahrungen
der Bogen in Niederungen und Tälern gegnüber anderen, jüngeren
Waffen zurücktritt (vgl. Kap. I).
D. Das norderythräische Bogengerät (Karte 41). —
Der norderythräische Bogen ist im Osten zweiseitig, im Ost-
sudan einseitig travers und mit Pflanzenfaserschnur, im Westen
aber auch mit gedrehter Lederschnur besehnt (Kap. III, IV und
V A). Der Stab zeigt eine Tendenz zur äußeren Abflachung, zu
Mittelgriffverstärkung und zu Steigenden (Kap. V B und V E).
Die Kerbe war für die dickere Sehne wohl vordem mit aus-
ladenden Flügeln geschlachtet. Die Spitze: lange Eisenpfriemen
und lange Pfriemlinge. Befiederung mit 3 radial angesetzten Federn
(Kap. VI A, Bu. C). Die Verbreitung ist die versprengter Kultur-
güter. Ich werde in dem nächsten Abschnitt nachweisen, daß
dem Raumbild des norderythräischen Bogengerätes große Be-
deutung beizumessen ist, weil gerade dessen Symptome
den deutlichen Zusammenhang von Verbreitung und Umbildung,
nämlich Übertragung eigener Symptome im Austausch gegen die
anderer Arten, belegen. Es mag hier genügen, auf Kap. V D
und die »Geschichte der Durchbohrung« hinzuweisen.
E. Das syrtische Bogengerät (Karte 42). — Der syr-
tische Bogen ist einseitig temporal und zwar mit Lederschnur-
sehne armiert (Kap. III, IV u. V A). Der Stab ist von außenher
abgeflacht. Der dicken Ledersehne entspricht die durchwickelte
und die angeschuhte Kerbe. Die eiserne Daumenringspannung
macht den Schutz des Pfeilendes und Sehnenlagers noch not-
wendiger. Als Pfeilspitze tritt der Spornling auf (Kap. VI A
und B, VIII). Die Verbreitung ist eine klare. Einem Haupt-
gebiet zwischen Niger und Tschadsee tritt eine historisch leicht
zu begründende Absprengung im Westen zur Seite. Der Ein-
fluß des syrtischen Bogens ist aus der Auswirkung der Ungleich-
endigkeit zu erkennen, welche Eigenschaft in bezug auf Stab-
vorrichtung an afrikanischen Bogen ursprünglich nur er besaß
(Kap. V C).
F. Das atlantische Bogengerät (Karte 43). — Der
atlantische Bogen ist beiderseits frontal. Über die ursprüng-
liche Beschaffenheit seiner Sehne liegen auf afrikanischem Boden
keinerlei Belege vor (Kap. III, IV, V A). Seine Form ist die
des tiefen und kleinen Triangularbogens (V B). Die Spitze ist
ausgezeichnet durch Tüllen. Die Spannweise geht aus von der
Verwendung von Handspannern und Spannmessern (VI B, VIII).
Heute ist der atlantische Temporalbogen eine schwache Waffe,
aber das erwähnte Spanngerät beweist, daß er eine degenerierte
Form darstellt. Die Darstellungen auf den Beningussplatten und
die Beschreibung der mittelalterlichen Anzikenbogen lassen er-
kennen, daß die Waffe in junghistorischer Zeit stark armiert war.
Die Erkenntnis der Degeneration wird durch die Verbreitung der
Abwandlungsformen noch verdeutlicht. Die Abzweigung von
der Westküste zum Kongo herab ermöglicht ein abwärts wei-
sendes Verständnis (Kap. I u. VD). Die Verbreitung war vor-
dem die typische allen altatlantischen Kulturgerätes.
2. Abschnitt. Die geschichtlichen Beziehungen
der Formen.
G. Urformen und historische Formen. — Die Tatsache,
daß gerade für das Bogengerät eine bisher wohl sonst nicht er-
reichte Vollständigkeit von Belegmaterial erreicht ist, und die
andere, daß dieses doch eine ungewöhnlich vielseitige Auf-
klärung einer Formenwelt gewährt hat, lassen es wünschenswert
erscheinen, noch einmal an die Frage heranzutreten, ob meine
Unterscheidung von Urkulturen und historischen Kulturen zu
Recht besteht. Die Antwort auf sie kann nur bejahend aus-