2ir . Th. VI. Heft XXXIV.
gefurt sind oder werden, können uns einigermaßen von dem
Geschmacke lind der DenkungöArt des Landes, wo wir sie
antreffen, einigen Begriff geben. In unfern fürstl. L^Iasi
struischen Landen war bisher das Jdsreinische Gesangbuch
üblich, das in verschiedenem Format erschienen, öfters aufge-
legt, erst zu Idstein, und noch zulezt 1768 in Frankfurtge-
Lrucktworden, und seit verschiedenen Jaren, zum Glücksür
uns arme Laien, sich gänzlich vergriffen hat. Vor hundert
Jaren, und noch später, als man noch von jedem Bauers-
mann das M/ri/ttSi/o L/c. aus voller Kele mit tierischer
Andacht singen hörte, mag es ein ganz gutes Buch gewesen
seyn, und wegen einiger sehr kernhaften Lieder viele von un-
srer Nachbarn Gesangbüchern übertroffen haben. Allein daß
man es noch vor 12 Jaren, ganz unverbeffert, mit allen
seinen Tändeleien, Schwärmereien, und Unsinn einer teils
verdorbnen teils unverständlichen Sprache, abgedruckt hat:
das war zu bewundern. Seit dem Antritt dec Regierung
unsers Fürsten, und ehe noch Hr.D.Leß in seiner christ-
lichen Moral (im I. 1777) S. 224 seine vortrefliche
Anmerkung, "O ihr (7o!v/f//m74 ihr Regenten, zwingt
''uns doch nicht ferner, Tändeleien, Unsinn, oder gar Scan-
"dale zu singen! Gebtuns Gesangbücher, wie das Zolliko-
"fcrsche oder das Badensche!" hat bekannt werden lassen,
Lachte man schon hier darauf. Aber dieses Unternemen, wie
gewönlich bei den besten Sachen geschieht, fand seine Schwie-
rigkeiten, die nicht so leicht hätten können gehoben werden,
wenn die Sache vom Consistorio allein hätte sollen abgetan
werden. Unser geschmackvoller Fürst irani daher diese Sa-
chevom Consistorio weg, trrig die Sammlung und Auswal
der besten Lieder einem rechtschaffenen gründlichen und ge-
schmackvollen Geistlichen, Hrn. HofPredigcr Bickel zu Bie-
brich, auf, und übcrnanr selbst die Revision aller ein-
zelnen Eicder. Diese erhielten oft durch die höchsten Han-
de die schönsten Versicherungen, die vielleicht von keinem Ge-
lerten hiesiger Gegend würden haben gemacht werden kön-
nen.
gefurt sind oder werden, können uns einigermaßen von dem
Geschmacke lind der DenkungöArt des Landes, wo wir sie
antreffen, einigen Begriff geben. In unfern fürstl. L^Iasi
struischen Landen war bisher das Jdsreinische Gesangbuch
üblich, das in verschiedenem Format erschienen, öfters aufge-
legt, erst zu Idstein, und noch zulezt 1768 in Frankfurtge-
Lrucktworden, und seit verschiedenen Jaren, zum Glücksür
uns arme Laien, sich gänzlich vergriffen hat. Vor hundert
Jaren, und noch später, als man noch von jedem Bauers-
mann das M/ri/ttSi/o L/c. aus voller Kele mit tierischer
Andacht singen hörte, mag es ein ganz gutes Buch gewesen
seyn, und wegen einiger sehr kernhaften Lieder viele von un-
srer Nachbarn Gesangbüchern übertroffen haben. Allein daß
man es noch vor 12 Jaren, ganz unverbeffert, mit allen
seinen Tändeleien, Schwärmereien, und Unsinn einer teils
verdorbnen teils unverständlichen Sprache, abgedruckt hat:
das war zu bewundern. Seit dem Antritt dec Regierung
unsers Fürsten, und ehe noch Hr.D.Leß in seiner christ-
lichen Moral (im I. 1777) S. 224 seine vortrefliche
Anmerkung, "O ihr (7o!v/f//m74 ihr Regenten, zwingt
''uns doch nicht ferner, Tändeleien, Unsinn, oder gar Scan-
"dale zu singen! Gebtuns Gesangbücher, wie das Zolliko-
"fcrsche oder das Badensche!" hat bekannt werden lassen,
Lachte man schon hier darauf. Aber dieses Unternemen, wie
gewönlich bei den besten Sachen geschieht, fand seine Schwie-
rigkeiten, die nicht so leicht hätten können gehoben werden,
wenn die Sache vom Consistorio allein hätte sollen abgetan
werden. Unser geschmackvoller Fürst irani daher diese Sa-
chevom Consistorio weg, trrig die Sammlung und Auswal
der besten Lieder einem rechtschaffenen gründlichen und ge-
schmackvollen Geistlichen, Hrn. HofPredigcr Bickel zu Bie-
brich, auf, und übcrnanr selbst die Revision aller ein-
zelnen Eicder. Diese erhielten oft durch die höchsten Han-
de die schönsten Versicherungen, die vielleicht von keinem Ge-
lerten hiesiger Gegend würden haben gemacht werden kön-
nen.