Von dieser vorbereitenden Stufe zweigen zwei Werke ab zu
eigenwilligen Gestaltungen. Es sind das Sakramentshaus zu Heek '")
und das Tabernakel am südlichen Langhauspfeiler der Wiesenkirche
zu Soest ^). Heek, hart an der niederländischen Grenze, hat einen
starken Schuß niederländischer Formen mitbekommen, wie der
Korbbogen unter dem Schrein und die komplizierten Bogen des
Kranzes erraten lassen. Der Soester Kranz ähnelt dem Heeker aufs
Haar. Über jeder der freien Seiten springt in drei Seiten des Sechs-
ecks das Bogengeschling vor, an den Kanten mit hochragenden Fia-
en besetzt. Die kreuzenden Eselsrückenbogen sind so verteilt, daß
die Fialen jeden ihrer Scheitel durchschneiden, sodaß nicht ein auf-
und niederfahrender Bogen in sich, sondern je ein fragmentarischer
Schenkel, den ein anderer entgegenlaufender kreuzt, für sich steht.
Die auseinander gerissenen Teile aber werden zu einem neuen
Muster umgestaltet, indem die nach oben sich öffnende Lücke herz-
förmig geschlossen wird.
Der späte Typ.
Unmittelbare Vorstufen.
Das südliche Tabernakel der Millinger Kirche"'), das in Horst-
mar^) und das in Senden '^) haben kreuzende Bogen im Kranz, de-
ren Spitzen eine wagerecht ringsum laufende Leiste abschneidet,
Bei den Kränzen der Sakramentshäuser in Hervest'^) im Alten-
berger Dom ^) und in Castrop "*) tritt das gleiche Motiv auf bei
ungekreuzten Bogen.
Die an die Wand angelehnten Tabernakel in Millingen und Her-
vest haben diagonal weit vor jede Schreinseite vorstoßende Bogen-
bänder, die gerade sind wie in Herford, das Altenberger, sechseckig
geschmeidig wie die ganz späten, hat den altertümlichen, zarten Fuß
von Nienberge, freilich aufgelöst; das Castroper wirkt jugendlich
grob mit straff hochgezogenen Kranzbogen; beim Horstmarer Sa-
kramentshaus finden wir schon den Fuß des späten Typs in erster
Fassung ausgebildet. Aber so verschieden diese Werke voneinan-
der sein mögen — das oben aufgezeigte Hauptmotiv eint sie und
stempelt sie zu unmittelbaren Vorstufen des späten Typs.
1491 entsteht das Sakramentshaus in Oelde. Und damit prasselt
es los. Das Oelder gibt das früheste der wenigen Daten, die uns
55) Inv. Westfalen, Ahaus, Taf. 10.
56) Inv. Westfalen, Soest, Taf. 98.
57) Inv. Rheinprovinz II. S. 90.
58) Inv. Westfalen, Steinfurt. Taf. 33.
59) Inv. Westfalen, Lüdinghausen. Taf. 92. Es kommt mir vor, als ob
das Tabernakel nicht fertig gearbeitet sei, als ob die oberen Reststücke
zwischen den Bogen noch hätten entfernt werden sollen.
60) Inv. Westfalen. Recklinghausen. S. 284.
61) Inv. Rheinprovinz V. S. 167.
62) Inv. Westfalen. DortmundTand. Taf. 11.
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eigenwilligen Gestaltungen. Es sind das Sakramentshaus zu Heek '")
und das Tabernakel am südlichen Langhauspfeiler der Wiesenkirche
zu Soest ^). Heek, hart an der niederländischen Grenze, hat einen
starken Schuß niederländischer Formen mitbekommen, wie der
Korbbogen unter dem Schrein und die komplizierten Bogen des
Kranzes erraten lassen. Der Soester Kranz ähnelt dem Heeker aufs
Haar. Über jeder der freien Seiten springt in drei Seiten des Sechs-
ecks das Bogengeschling vor, an den Kanten mit hochragenden Fia-
en besetzt. Die kreuzenden Eselsrückenbogen sind so verteilt, daß
die Fialen jeden ihrer Scheitel durchschneiden, sodaß nicht ein auf-
und niederfahrender Bogen in sich, sondern je ein fragmentarischer
Schenkel, den ein anderer entgegenlaufender kreuzt, für sich steht.
Die auseinander gerissenen Teile aber werden zu einem neuen
Muster umgestaltet, indem die nach oben sich öffnende Lücke herz-
förmig geschlossen wird.
Der späte Typ.
Unmittelbare Vorstufen.
Das südliche Tabernakel der Millinger Kirche"'), das in Horst-
mar^) und das in Senden '^) haben kreuzende Bogen im Kranz, de-
ren Spitzen eine wagerecht ringsum laufende Leiste abschneidet,
Bei den Kränzen der Sakramentshäuser in Hervest'^) im Alten-
berger Dom ^) und in Castrop "*) tritt das gleiche Motiv auf bei
ungekreuzten Bogen.
Die an die Wand angelehnten Tabernakel in Millingen und Her-
vest haben diagonal weit vor jede Schreinseite vorstoßende Bogen-
bänder, die gerade sind wie in Herford, das Altenberger, sechseckig
geschmeidig wie die ganz späten, hat den altertümlichen, zarten Fuß
von Nienberge, freilich aufgelöst; das Castroper wirkt jugendlich
grob mit straff hochgezogenen Kranzbogen; beim Horstmarer Sa-
kramentshaus finden wir schon den Fuß des späten Typs in erster
Fassung ausgebildet. Aber so verschieden diese Werke voneinan-
der sein mögen — das oben aufgezeigte Hauptmotiv eint sie und
stempelt sie zu unmittelbaren Vorstufen des späten Typs.
1491 entsteht das Sakramentshaus in Oelde. Und damit prasselt
es los. Das Oelder gibt das früheste der wenigen Daten, die uns
55) Inv. Westfalen, Ahaus, Taf. 10.
56) Inv. Westfalen, Soest, Taf. 98.
57) Inv. Rheinprovinz II. S. 90.
58) Inv. Westfalen, Steinfurt. Taf. 33.
59) Inv. Westfalen, Lüdinghausen. Taf. 92. Es kommt mir vor, als ob
das Tabernakel nicht fertig gearbeitet sei, als ob die oberen Reststücke
zwischen den Bogen noch hätten entfernt werden sollen.
60) Inv. Westfalen. Recklinghausen. S. 284.
61) Inv. Rheinprovinz V. S. 167.
62) Inv. Westfalen. DortmundTand. Taf. 11.
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