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Baatz, Dietwulf
Mogontiacum: neue Untersuchungen am römischen Legionslager in Mainz — Limesforschungen, Band 4: Berlin, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.43332#0031
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ramik gehört in die Zeit des Limeskastells Nieder-
bieber (Taf. 11, 12; 14, 2; 17, 10). Da das genannte
späte Material in der Spitze des Grabens lag, ist die-
ser frühestens um 200 n. Chr. angelegt worden. An-
haltspunkte für eine Benutzung des Grabens im
4. Jahrhundert werden auf S. 29 f. besprochen. Nach-
dem die Spitze zugeschwemmt worden war, muß der
Graben noch jahrhundertelang als flache Mulde im
Gelände zu sehen gewesen sein.
b) Wehrmauern
In den Schnitten 7, 8, 8A, 11 und 13 wurde das
Fundament einer steinernen Wehrmauer beobachtet
(Beilage 4, B—D). Die Fundamentbreite betrug auf
der Sohle 1,3-1,4 m. Nach oben verbreiterte sich das
Fundament. An der Abbruchfläche erreichte es eine
Breite von 1,5—1,8 m. Es war aus Kalkbruchsteinen
gebaut, die lagenweise mit Mörtel in die Baugrube
geschüttet worden waren. Beim Abbruch der Mauer
fanden sich einige größere Ziegelfragmente und auch
einige kleine, sekundär verwendete Quader aus Kalk-
stein in dem Kern des Fundaments.
Wie in allen Schnitten zu erkennen war, ist das
Fundament erst gebaut worden, als der Graben 5
bereits zugeschüttet war. Dieser Graben kommt in
allen Schnitten der Unterkante des Fundaments so
nahe, daß an ein gleichzeitiges Bestehen nicht zu
denken ist. Außerdem überdeckt die zu der Mauer
gehörende Berme den Graben 5. Die Mauer ist also
später als die Einfüllschicht des Grabens 5, d.h. nach
der Mitte bzw. in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhun-
derts entstanden.
Eine schärfere Datierung ergibt vielleicht die
Mauerschuttschicht, die sich nach außen (in Richtung
auf den Graben) an das Mauerfundament anschloß
(Schnitt 7, 8, 8A, 11 und 13). In Schnitt 11 lagen
die Schichten etwas anders (S. 30).
Die Mauerschuttschicht begann 0,4-0,7 m über der
Fundamentsohle. Dort, wo sie die Mauer berührte,
besaß sie eine Mächtigkeit von 0,8-0,9 m. Sie ist
sicher bei der Zerstörung einer Wehrmauer entstan-
den. Sie bestand hauptsächlich aus Kalkbruchsteinen
und Mörtelresten. In Schnitt 8 A lag etwa 1 m von
dem genannten Mauerfundament entfernt ein voll-
ständiger Mauerdeckel aus Kalkstein in der Mauer-
schuttschicht (Länge 130 cm, Breite 44 cm, Höhe
18 cm; vgl. Abb. 3). Außerdem kamen aus der Schicht
häufig kleine Kalksteinquader von genau der gleichen
Art, wie sie in dem Mauerfundament in zweiter Ver-
wendung vorgefunden worden sind. In der Mauer-
schuttschicht fand sich auch Keramik; die späteste
entsprach der von Niederbieber (Taf. 11,17; 12,9).
In Schnitt 7 lag in der Mauerschuttschicht außerdem

ein glattes Fragment von rauhwandiger Mayener
Ware des 4. Jahrhunderts (Inv.-Nr. 7, 32). Dieses
Einzelstück sollte aber für die Datierung erst dann
als verbindlich angesehen werden, wenn weitere
Funde aus der gleichen Zeit mit ihm verknüpft wer-
den können. Zunächst wird man sagen dürfen, daß
die Schuttschicht nach 200 entstanden ist.


Abb. 3: Mauerdeckel von der Lagermauer. M. 1 :20.
Es ist nun zu untersuchen, wie sich die Mauer-
schuttschicht zeitlich zu dem Mauerfundament ver-
hält. Auf den ersten Blick möchte man meinen, daß sie
bei der Zerstörung der zu dem Fundament gehören-
den Mauer entstand. Dagegen spricht aber Verschie-
denes. In Schnitt 7 war das Mauerfundament noch bis
zu der Schuttschicht erhalten. Wäre die Schuttschicht
bei der Zerstörung dieser Mauer entstanden, so sollte
man erwarten, daß der über der Berme sichtbare
Mauerfuß, an den sich die Schuttschicht anschließt,
auf Ansicht gebaut war, d.h. eine Schale von jenen
kleinen Quadern besäße, die in größeren Mengen in
der Schuttschicht vorkamen. Eine solche Schale ist
aber nicht vorhanden gewesen; die Außenfläche des
Fundaments war rauh, nicht auf Ansicht gebaut. Auch
die Tatsache, daß das Fundament sich auch noch in der
Höhe der Schuttschicht nach oben verbreiterte, spricht
dafür, daß das Mauerfundament die schon vorher
vorhandene Schuttschicht abgeschnitten hat. Die vor-
dere Fläche des Mauerfundaments ist dadurch leicht
nach außen geneigt; in dieser Gestalt kann man sich
einen sichtbaren Mauerfuß kaum vorstellen. Dazu
kommt noch, daß die gleichen Quader, die sich in der
Schuttschicht fanden, im Fundamentkern sekundär
verwendet waren. Das spricht dafür, daß das Mauer-

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