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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0010
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Lage erschienen nur die Trümmer noch großartiger, und ich mußte
gestehen: „Es war ein würdiger, ein herrlicher Fürstensitz" (Z.
Da mich nichts in meinen Betrachtungen störte, so verloren sie
sich in die ältesten Zeiten des badischen Geschlechts. „Hanstcn hier
wirklich einst jene tapfern Ebcrsteiner, und stammten die Markgrafen
wirklich aus zäringisch - ebersteinischem Geblüt?" Diese Frage hätte
Stoff zu einer ganzen Abhandlung in Gedanken geben können; ich
wollte aber die schöne Sage von der Vermählung Hermann des
Heiligen mit Jtha von Eberstein durch keine Zweifel verwischen, und
ging über auf den Geist, welcher das badische Fürstenhaus seit seinem
Ursprünge so vortheilhaft charakterisier. Es ist der Geist der Mäßi-
gung, der Gesetzlichkeit und des Fortschrittes. Es traten die
Koryphäen des markgräflichen Hanfes vor meine Seele, die Gestalten
Hermann des Dritten, Rudolf des Ersten und Bernhard des
Großen, die Gestalten Jakob'ö, Christoph's und Ernst des Ersten,
Karl's des Zweiten, Georg Friedrich'ö, Friedrich Magnus,
Ludwig Wilhelm'ö und Karl Friedrich's. Diese Namen bezeich-
nen die sechs Perioden, welche man in der Geschichte unseres Fürsten-
geschlechtes unterscheidet, Bernhard aber, Jakob und Christoph
ganz besonders die Glanzperiode im fünfzehnten Jahrhundert, wie Karl
Friedrich die neuere.
Ich verließ die Ruine, im Geiste noch begleitet von den Manen
der edlen Fürsten, und durchstrich jetzt die Umgegend der Stadt. Wenn
sich Baden allmählig zu einem der berühmtesten und besuchtesten Lurus-
bäder emporgesehwnngen hat, so ist dieses nicht zu verwundern, da

(1) „Die Ruinen dieser Burg sind von großem Umfange, und zeigen überall, daß
hier kein Wohnsitz gemeiner Ritter war. Wenn man ans dem obern Fenster-
bogen des Saals auf den Boden hinabschaut, so wird man von der Tiefe
mit Grausen ergriffen, nnd doch mag das Schloß bis an diese Stelle kaum
die Hälfte seiner ehemaligen Höhe messen. — Was der Mensch verläßt, das
nimmt die Natur auf, und liebreich umkleidet sie die Zerstörung mit neuem
Leben. Um das alternde Gemäuer hat sie hier der grüne Eppichschleier ge-
worfen, und aus dem Moose deö Gesteins grünt stolz die Tanne und die
Nüster. Vom Fcnstergesimse herab streckt der Ahorn seine Arme, als sehne er
sich vom kalten Gesteine zu einem warmen Leben. In der That ist in diesen
Trümmern eine so üppige Vegetation, als wolle die Natur nicht dulden, daß
das Todte vom belebenden Strahl des Lichtes erhellt werde. Es hat etwas
Schauerliches, einsam und allein in dieser Halle zu sitzen und unter diesen
eingesunkenen Bogengängen; man wähnt jeden Augenblick einen Ritter oder
einen neckischen Burggeist hereintretcu zu sehen." A. Schreiber.
 
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