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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0009
Erholungsreise
durch
einen Eheil -es Großherzagthums.
^ch verließ die Residenz nach einem heißen Sommer, welcher mir
um so drückender gefallen, da die Lage der Stadt es mit sich bringt,
daß die Sonnengluth selten durch frische Luftzüge gemildert wird, wie
denn oftmals Wochen lang die Schwüle der Nacht mit der Hitze deS
Tages gleichsam wetteifert. Mein nächster Weg fübrtc nach Baden;
ich nahm ihn über Ettlingen am Gebirge hin. Wie wohl thak mir
das üppige Grün, wie wohl die stärkende Lnst dieser Gegend, und wie
viel lieber trug ich den Staub der Straße an meinem Kleid, a!S den
Siaub der Akten! So ein armer Archivar, der ganze Fabre hindurch
ununterbrochen zwischen modernden Papieren und Pergamenten zuge-
bracht, fühlt sich wie neugeboren, wie in ein zweüeS schöneres Leben
versetzt, wenn er die düstern Gewölbe verlassen und die freie Natur
wieder genießen darf.
In Baden bewegten sich noch die Reste einer glänzenden Saison;
als unversöhnlicher Feind alles Lnruswesens aber mied ich diesen rau-
schenden Schimmer der Gegenwart nnd Nichte die Trümmer der Vorzeit
auf. Das alte Schloß sollte mein Ruheplatz seyn, uachdem ich in
der Stadt ein kleines Mittagsmahl verzehrt. Die Erinnerung eines
früher in vergnügter Einsamkeit daselbst verbrachten Tages begleitete
mich den schönen Weg nach der Ruine, nnd als ich sie vor mir sah,
mit ihren granen, von hohen Dnchen und Tannen beschatteten Mauern,
war die Empfindung meiner Seele eine jener unbezeichenbaren Mischun-
gen von Freude, Schauer und Wehmuth. Ich musterte Alles vom
Eingänge an bis zum Thurme, nnd legte mich alsdann in den Schat-
ten des Gemäuers auf ein Bette von Moos und Laub. In dieser
III. 1
durch
einen Eheil -es Großherzagthums.
^ch verließ die Residenz nach einem heißen Sommer, welcher mir
um so drückender gefallen, da die Lage der Stadt es mit sich bringt,
daß die Sonnengluth selten durch frische Luftzüge gemildert wird, wie
denn oftmals Wochen lang die Schwüle der Nacht mit der Hitze deS
Tages gleichsam wetteifert. Mein nächster Weg fübrtc nach Baden;
ich nahm ihn über Ettlingen am Gebirge hin. Wie wohl thak mir
das üppige Grün, wie wohl die stärkende Lnst dieser Gegend, und wie
viel lieber trug ich den Staub der Straße an meinem Kleid, a!S den
Siaub der Akten! So ein armer Archivar, der ganze Fabre hindurch
ununterbrochen zwischen modernden Papieren und Pergamenten zuge-
bracht, fühlt sich wie neugeboren, wie in ein zweüeS schöneres Leben
versetzt, wenn er die düstern Gewölbe verlassen und die freie Natur
wieder genießen darf.
In Baden bewegten sich noch die Reste einer glänzenden Saison;
als unversöhnlicher Feind alles Lnruswesens aber mied ich diesen rau-
schenden Schimmer der Gegenwart nnd Nichte die Trümmer der Vorzeit
auf. Das alte Schloß sollte mein Ruheplatz seyn, uachdem ich in
der Stadt ein kleines Mittagsmahl verzehrt. Die Erinnerung eines
früher in vergnügter Einsamkeit daselbst verbrachten Tages begleitete
mich den schönen Weg nach der Ruine, nnd als ich sie vor mir sah,
mit ihren granen, von hohen Dnchen und Tannen beschatteten Mauern,
war die Empfindung meiner Seele eine jener unbezeichenbaren Mischun-
gen von Freude, Schauer und Wehmuth. Ich musterte Alles vom
Eingänge an bis zum Thurme, nnd legte mich alsdann in den Schat-
ten des Gemäuers auf ein Bette von Moos und Laub. In dieser
III. 1