DOI Heft:
Die breisgauische Freiherrenfamilie von Kaltenbach
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Die breisgamsche Freiherrenfamilie
von Kaltenbach.
Es wird dem Leser in den folgenden Blättern ein Bild vorge-
führt, welches mitten aus dem Leben des süddeutschen Adels während
der fränkischen und schwäbischen Kaiserzeit genommen ist, und eine
Seite seines Geistes und Charakters auf das Sprechendste darstellt.
Jene allgemein verbreiteten Vorstellungen von mittelalterlichem Adelö-
und Ritterwesen, deren Mutter die abgeschmackten Geschichtserzählungen
und Romane des vorigen Jahrhunderts waren, müssen durch solche,
ganz getreu nach den gleichzeitigen Quellen erhobene Darstellungen
endlich einen erschütternden Stoß erleiden (I. Denn wie ganz anders
erscheint hier die Herkunft, das häusliche und öffentliche Leben des
alten Adels, wie ganz verschieden von jenen Schilderungen einer so
oberflächlichen Geschichtskenntniß! Und wer dürfte es läugnen, daß
die falschen Vorstellungen vom Ursprünge und Wesen des Adels bei
ihm selbst, wie bei seinen Widersachern, zu Gesinnungen, Grundsätzen
und Handlungen geführt, welche den großen Mißverstand erzeugten,
dessen Folgen neuerdings wieder verderblich auf das allgemeine Wohl
einzuwirken beginnen? Ich habe immer die ächthistorische Aufklärung
für das beste Mittel zur Heilung dieser Zeitübel angesehen G), und
(1) N o ch jetzt, da vaterländisch-historische, nach gründlich wissenschaftlichen
Vorarbeiten verfaßte Bücher längst eine Lieblingslektüre der Zeit geworden,
sind im großen Publikum, und selbst bei höher Gebildeten, jene falschen Vor-
stellungen die vorherrschenden; so langsam dringt das Ergebniß des wahren
Wissens in die Massen!
(2) Gutmüthiger Träumer, wann hat je die Geschichte Jemanden werkt hätig
belehrt! Sie ist ein unermeßlicher Stoff, um sich hinter dem Ofen schöne
Die breisgamsche Freiherrenfamilie
von Kaltenbach.
Es wird dem Leser in den folgenden Blättern ein Bild vorge-
führt, welches mitten aus dem Leben des süddeutschen Adels während
der fränkischen und schwäbischen Kaiserzeit genommen ist, und eine
Seite seines Geistes und Charakters auf das Sprechendste darstellt.
Jene allgemein verbreiteten Vorstellungen von mittelalterlichem Adelö-
und Ritterwesen, deren Mutter die abgeschmackten Geschichtserzählungen
und Romane des vorigen Jahrhunderts waren, müssen durch solche,
ganz getreu nach den gleichzeitigen Quellen erhobene Darstellungen
endlich einen erschütternden Stoß erleiden (I. Denn wie ganz anders
erscheint hier die Herkunft, das häusliche und öffentliche Leben des
alten Adels, wie ganz verschieden von jenen Schilderungen einer so
oberflächlichen Geschichtskenntniß! Und wer dürfte es läugnen, daß
die falschen Vorstellungen vom Ursprünge und Wesen des Adels bei
ihm selbst, wie bei seinen Widersachern, zu Gesinnungen, Grundsätzen
und Handlungen geführt, welche den großen Mißverstand erzeugten,
dessen Folgen neuerdings wieder verderblich auf das allgemeine Wohl
einzuwirken beginnen? Ich habe immer die ächthistorische Aufklärung
für das beste Mittel zur Heilung dieser Zeitübel angesehen G), und
(1) N o ch jetzt, da vaterländisch-historische, nach gründlich wissenschaftlichen
Vorarbeiten verfaßte Bücher längst eine Lieblingslektüre der Zeit geworden,
sind im großen Publikum, und selbst bei höher Gebildeten, jene falschen Vor-
stellungen die vorherrschenden; so langsam dringt das Ergebniß des wahren
Wissens in die Massen!
(2) Gutmüthiger Träumer, wann hat je die Geschichte Jemanden werkt hätig
belehrt! Sie ist ein unermeßlicher Stoff, um sich hinter dem Ofen schöne