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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Erholungsreife durch einen Theil des Großherzogthums
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0031
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Sankt Peter, die Erbauung selbst in das Jahr einhundert und neun-
zehn setzt, so darf man, znmal bei'm Einschlagen noch anderer Gründe,

geräumig und nach alter Bauart, gleich eiuer Dorfkirche, aufgeführt ist, iu
alleu Urkunden der vorigen Jahrhunderte die Pfarr- oder Leutkirche von Wil-
lingen genannt, das jetzige Pfarrmünster hingegen nur schlechthin St. Jo-
haucs Kirche, die zu der Altstatt-Pfarrkirche gehöret. Und wirklich wurde
auch der öffentliche Psarrgottesdienst mit Aemteru, Predigten, Metten :c. bis
auf das Jahr 153t größtentheils in dieser Gottesackerkirche gehalten. Sicht-
bar rühren diese sonderbaren Umstände daher, weil diese Kirche ehedem die
Pfarrkirche des daselbst gelegenen Dorfes war. Zweitens lagen noch
in spätern Zeiten, lange nach Erbauung der Stadt, Höfe in der Nähe dieses
Gottesackers, welche ohne Zweifel von dem eingegangenen Dorfe herrührten.
Endlich war der Grund und Boden, worauf die Stadt zu stehen kam, zur
Anlage eines Dorfes gar nicht geeignet, indem er seiner tiefen Lage wegen
zu sumpfig war, und den Überschwemmungen der Brieg zu sehr ausgesetzt
blieb; daher auch keines der Dörfer im Briegthale in der Tiefe desselben
und an den Usern des Flusses angelegt ist, sondern alle auf den etwas davon
entfernten Anhöhen stehen. Von dieser sumpfigen Lage der Stadt hat ein
Theil derselben noch bis auf den heutigen Tag den Namen Ried, welches
eine mit Binsen und Rohr bewachsene Gegend bedeutet. Der Name „Alt-
statt" bezeichnet also seiner eigentlichen Bedeutung nach die alte Statt,
d. i. den alten Platz, ans dem ehemals das Dorf Villingen stand."
„Vom Jahr 817 bis 999 finde ich nichts Schriftliches mehr über Vil-
lingen verzeichnet. Während dieser Zeit war eS das Eigenthum Bert-
holds, eines Grafen im Thurgau und Breisgau, geworden. Da Vil-
lingen von diesem an in ununterbrochenem Besitze der Grafen und nach-
maligen Herzoge von Zäriugen geblieben ist, so trägt der berühmte
Schöpft in in seiner Klitoris. ^srinAO-baüensis kein Bedenken, diesen
Berthold als den ersten unbezweifelten Stammvater der Herzoge anzu-
nehmen. Graf Bert-Hold kam nun bei'm Kaiser Otto dem Dritten um
die Erlaubniß ein, in seinem Orte Villingen (ViUn^un) einen Markt
sammt Münze und Zoll errichten zu dürfen. Sein Gesuch unterstützte Her-
mann der Zweite, Herzog von Schwaben, welcher bei'm Kaiser in großem
Ansehen stand. Die Bitte wurde ihm gewährt, und das urkundliche Privi-
legium hierüber zu Nom, wo sich Kaiser Otto damals während seines
zweiten Römerzugs befand, untcrm Lüften März des Jahres 999 ausgefertigt.
Eine solche Begünstigung mußte dem Orte Villingen in den damaligen
Zeiten einen ungemeinen Vorschub thuu, und seinen Flor befördern. Denn
zu eben diesem Mittel nahmen die Bischöfe gewöhnlich ihre Zuflucht, wenn sie
ihre Residenzen in Aufnahme bringen wollten. Nebst diesen Privilegien er-
theilte ihm Kaiser Otto zugleich auch die völlige Obergerichtsbarkeit (lotius
publica«; rei baunu8), insoweit sie nämlich zur Handhabung derselben erfor-
derlich war; und diese dehnte er ihm selbst über die Grafschaft Baar aus,
wo sonst Graf H i l d e b a l d .die oberrichterliche Gewalt ausübte."
„ycber das weitere Schicksal des Dorfes Villingen unter dem Grafen
 
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