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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0219
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man glauben solle, während die Andern heimlich und öffentlich zum
Katholizismus zurückkehrten? Das letztere war namentlich in Laden-
burg der Fall, wo mehrere Bürger, welche sich äusserlich zur herrschenden
Kirche bekannten, ihre Kinder in die katholische Schule schickten, und
wo die bischöfliche Kapelle immer zahlreichen: Besuch gewann (^).
Als dieses dem Administrator zu Ohren kam, ertheilte er dem Baut
und Landschreiber zu Heidelberg den Befehl, die Sache zu untersuchen, wor-
auf diese an ihn berichteten, „sie hätten befunden, daß die Kapelle nach
papistischer Art, als mit Altären, Götzen, Epitaphien, Weihkesseln und
anderem abgöttischen Gepränge, auf's Beste und Neueste gezicret sey; daß
zu Ladenburg ein papistischer Pfarrer und Schulmeister bestehen, daß
Letzterer von wegen des Bischofs sechs Jungen erhalte und ausserdem
mehrere Bürgerskinder unterrichte, jener aber in der bischöflichen Ka-
pelle Meß' lese und taufe, und an Sonn- und Fefttägen großen Zu-
lauf habe" ("). Auf diesen Bericht erhielten beide pfälzische Beamten
den Auftrag, sich abermals nach Laden bürg zu verfügen und solche
Anordnungen zu treffen, daß dem Unwesen für die Zukunft gesteuert
werde (").
Baut und Landschreiber befolgten den kurfürstlichen Befehl mit
gewissenhaftem Diensteifer. Sie ließen den wormsischen Keller, Kaplan
und Schulmeister vor sich kommen, um ihnen ihre „angestellte Neue-
rung der papistischen Gesänge und anderer abgöttischer Zeremonien,
wie das Anlocken der Bürgerschaft", höchlichst zu verweisen. Alsdann
beschickten sie den Schuldheißen der Stadt, warfen ihm vor, daß er
„dem Ding" gleichgiltig zusehe, und beriefen sich auf seine Verpflich-
tung, alle Vorgänge streng zu überwachen. Hierauf versammelten sie
die Rathsglieder und hielten ihnen die „gnädigste Wohlmeinung" des
Administrators umständlich vor, worauf dieselben nach genommenem
Bedacht durch den Stadtschreiber vermelden ließen, „sie erkenneten es
sämmtlich für eine große Gnade Gottes, daß er sie mit einer so christ-
lichen und eifrigen Herrschaft begäbet, welche nicht allein für ihren
zeitlichen Wohlstand, sondern auch für ihr Seelenheil sorge, wie sie
denn Lieberes nichts wünschen könnten, als wenn zu Lad en bürg die

(23) Bericht des Stadtschreibers zu Ladenburg au deu Amtsschreiber zu Heidel-
berg vom 11. September 1585.
(24) Bericht Vauts und Landschreibers, Nut. Heidelberg, 6. Nov. 1586.
(25) Befehls- und Jnstruktionsschreiben Johann Kasimirs, «tat. Heidel-
berg, 10. November 1586.
 
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