Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

DOI issue:
Eine Wanderung durch die Landschaft Ortenau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0258
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
239

heiligen. Ich bin sicher, Niemand wird diese Stellen besuchen, ohne
von Erstaunen ergriffen zu werden und gestehen zu müssen, daß er so
Großartiges und Reiches nicht vermuthet hätte. Bei mir ließ der
Besuch derselben einen Eindruck zurück, welcher noch lange nicht ver-
wischt seyn wird.
Auf einer Anhöhe bei Achern hat man einerseits die weite Ebene
des Rheinthales vor sich, wie dieselbe, von unzähligen Dörfern, von
Wiesen, Feldern und Waldungen bedeckt, von der Landstraße, der
Eisenbahnlinie und dem Rheine durchschnitten, bis zu den fernen Vo-
gesen sich ausdehnt; andererseits die ganze westliche Abdachung des
ortenauischen Schwarzwaldes, von den sanften, mit Weinreben, mit
Kirschen- und Kastanienbäumcn besetzten Vorhügeln über die waldigen
Abhänge bis zu den nackten Scheiteln des Hochgebirges.
Diese Ansicht ist ausserordentlich schön und mannigfach. Zunächst
stellt sich die neu erbaute Jrrenheilanstalt auf der heitern Jllenau
wie eine kleine Stadt dem Blicke höchst wohlgefällig dar; sodann gegen
Süden folgt Oberachern mit seinen Papiermühlen an der muntern
Acher, die Sankt Antonskapelle auf ihrer lieblichen Anhöhe, endlich
der rebenbekränzte Bienenbuckel, an dessen Fuß das Kappler Thal und
das Waldulmer Nebenthal mit ihren herrlichen Wiesen und Kirschen-
pflanzungen sich aufthun, freundlich beherrscht von der alterthümlichen
Burg Rod eck; gegen Mitternacht aber erscheint die üppige Hügel-
gegend des Erlenbades und des Läufer Thales, von wo das neue
Schlößchen Aubach und die Ruinen von Neuwindeck herüberschauen;
weiterhin alsdann das stolze Thurmpaar von Altwindeck und selbst
noch die ferne Iburg, und in der Mitte dieses herrlichen Rundgemäl-
des erhebt sich großartig der mächtige Granitberg von Hohenrod mit
den Trümmern des Brigittenschlosses, hinter welchem sich der
langgedehnte Rücken der Hornisgrinde hinzieht.
Um die Osterzeit, wo sich in frühwarmen Zähren das erste Laub
entfaltet und die Kirschenblüthe in ihrer üppigsten Fülle steht, trat ich
mit einem der Gegend kundigen Freunde meinen Ausflug in diesen
Garten des Landes an, von Achern über das Erl en bad nach dem
Hügel von Neuwindeck und sofort nach der Felsenhöhe des Bri-
gittenschlosses. Der Weg schlängelt sich angenehm über mehrere
Vorhöhen aufwärts an etlichen einsamen, höchst malerisch gelegenen Höfen
vorbei. Von einem der letzten, wo man die Kuppe des Hohenroder
Berges gerade vor sich hat, nahmen wir, um uns den kürzesten Weg
weisen zu lassen, ein Mädchen mit, welches bald voraussprang, wie
 
Annotationen