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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Schloß Staufenburg in der Mortenau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0441
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— 423 -

Kugeln ein, als er das Fenster öffnete, und drüben von den
Höfen tönte entsetzliches Jammergeschrei. Sie hatten die Leute
dort in ihren Betten überfallen und wie Bestien gehaust. So
gieng's noch manche Nacht.
Unter Tags kamen ganze Züge mit Kübeln und Butten vor
das weinberufene Schloß, und die Sauvegarde drin hatte
alle Mühe, sie zum Abzug zu bewegen. Die Generale „erbaten"
sich durch zierliche Schreiben den Wein fässerweis.
Im letzten Jahre vorigen Jahrhunderts geschah wider Stau-
fenberg die letzte Kriegshandlung. Von der französischen Armee,
welche von der Donau heimzog, kamen 24 Chasseurs vor's
Schloß geritten und verlangten Einlaß. Es war im ersten Mor-
gendüster. Abgewiesen, umritten sie wüthend das Schloß, schossen
hinein und „machten Anstalten zum Sturm".
Da half dem Amtmann ein guter Gedanke und St. Geor-
gen Glocke aus der Noth. Er ließ sie anziehen zum Sturm-
geläute , obwohl er wußte, Niemand werde zu Hilfe eilen. War
auch nicht nöthig, des Ritterpatrons eherne Stimme half schon
allein. Sie scheuchte die 24 trinklustigen Gesellen in wilder
Flucht den Berg hinab.
Seitdem bis 1800 lagen zwei Mann französischer Sauve-
gardisten auf Staufenberg. Die wurden im letztgenannten
Jahre von den Oesterreichern, welche ein „Observationspiket"
aufs Schloß legten, droben gefangen. Wahrscheinlich konnten sie
vom Weine nicht los. Von Truppendurchmärschen und Kriegs-
kostenrechnungen und vom großen Hungerjahr ist schlimm er-
zählen. Drum hinweg darüber und über die Aufhebung des
Amtes Staufenberg und des Amtes Appenweier, dem
jenes zugefallen, und über beider früheren Aemter endliche Zu-
theilung an's Oberamt Offenburg.
Das Jahr 1832 macht wieder einen Abschnitt in unserer
Geschichte, Großherzog Leopold erkaufte damals vom Domä-
nensiskus das Schloß Staufenberg, und ein neues Leben
begann dort. Wohl mußte manch' altes Gebäude droben weichen,
auch St. Jörgenkapelle. Sie drohte den Einsturz. Aber was
erhaltbar war, wird seitdem erhalten, und zwar mit liebender,
 
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