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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0526
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Haltung; denn unter ihr hatte das schwedische Kriegswesen
seinen Anfang genommen." Um diese Zeit (1630) fand auch
unsere Chronistin, die Verena Raiter in von Engen, ihre
Aufnahme in dem Kloster.
Bis zum Jahre 1632, während die Kriegsfurie unter Wal-
lenstein, Tilly und Gustav Adolf in ganz Deutschland
tobte, blieb unser südwestlicher Winkel gnädig verschont; die
Schwestern der Engener Sammlung konnten ungehindert auf
die Verbesserung ihrer klösterlichen Einrichtung denken. Während
selbiger Zeit (von 1620 bis 24) wurde auch das Kapuziner-
kloster errichtet, welche geistliche Concurrenz den guten Frauen
einiges Mißbehagen erregt zu haben scheint. Als die frommen
Väter die Fran Priorin fragten, was ihr Convent zum Baue
steuern wolle, antwortete sie gar weislich: „Nix", und gab zu
verstehen, von „ihretwegen werde der Klosterbau ja nit unterblei-
ben". Um jene Zeit, erzählt die Schwester Verena, habe
das Gotteshaus durch die Einführung der Rauwährung viel
Schaden gehabt; es sei große Verwirrung und mancher Rechts-
handel daraus entstanden.
Bis daher hatte das Klösterlein keine eigene Kirche, jetzt
sollte auch diesem Mangel abgeholfen werden. Am 21ten März
1629 wurde durch die Priorin Agnes, im Beisein von zehn
Schwestern, der erste Stein dazu gelegt, unter welchen „viel
Heiligthum gekommen". Der ganze Bau kostete 1500 Gulden,
für die kleine Stiftung damals eine bedeutende Summe! Da
aber die meisten Handwerksleute ihren Lohn an Früchten erhiel-
ten, auch einige umliegende Dörfer freiwillige Fronen leisteten,
und vor: kaiserlichen Soldaten eine Kollekte veranstaltet wurde,
welche über 20 Gulden einbrachte, und die Frauen noch „etwas
Schulden" machten, so nahm das gottgefällige Werk seinen un-
gehinderten Fortgang und erlebte noch kurz vor dem Beginne der
Kriegsnoth seine Beendigung.
Als nach der Schlacht auf dem Breitenfelde bei Leipzig (am
17ten September 1631), wo der greise Feldherr Tilly und der
tapfere Pappenheim dem siegreichen Schwedenkönige nicht zu
widerstehen vermocht, dessen Heer gegen den Main und Ober-
 
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