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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0525
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der brandenburgische Krieg aus, und die Frauen flüch-
teten mit ihrer Habe nach Konstanz in's Predigerkloster und nach
St. Katharina bei Dießenhofen 0- Nachdem oie drohende Wolke
vorübergezogen, kehrten sie wieder heim zum verlassenen Haus-
wesen, welchem sie mit erneuter Thätigkeit oblagen.
In der Pfarrkirche wurde eine Empore für die Schwestern
gebaut und zu gleicher Zeit ließ die Priorin den Rosenkranz-
altar vom Bildhauer in Oehningen schneiden. Die Ordens-
regeln anlangend, erlaubte sie den Conventschwestern, „die ringen
Schuhe" abzulegen und Hüte zu tragen. Ferner ließ sie ihnen
„Himmelbettstatten" machen, und stattete die Gastbetten mit „viel
Leinwand" aus, während sich ihre Neuerungen auch auf's Zinn-
geschirr erstreckten. „In ihrem Thun", schreibt die Verfasserin,
„war diese Priorin einfältig und gerecht."
Als Vorspiel der langen Kriegsdrangsale, an denen das
deutsche Volk seine Unverwüstlichkeit erproben sollte, kam 1611
„die leidige Sucht" in's Land herein. Die gute Priorin und
eine Klostermagd fielen ihr zum Opfer. Traurig und ängstlich
gestimmt wagten die Schwestern nicht, sogleich wieder zu einer
Wahl zu schreiten; „man hauste mit einander nach Möglichkeit
und that den Armen und Kranken viel Gutes."
Zwei von den Schwestern hatten sich aus Furcht vor An-
steckung zu Herrn Vogler und seiner Hausfrau in's „Häuslein
im Lehengut bei der Mühle zu Altdorf" geflüchtet. Aber bald
kam die Krankheit auch dahin, und als dem Herrn Christoph
seine Hausfrau daran gestorben, giengen die beiden Schwestern
gen Dießenhofen, wo sie nach einem vierteljährigen Aufenthalte
von den Ihrigen wieder in ihr „Klösterlin" abgeholt wurden.
Es waren im Ganzen sechs Schwestern, welche „betrübten
Herzens" zusammenkamen und (im Jahr 1612) die Mitschwester
Agnes Heugin zu einer Vorsteherin erwählten. Dieselbe blieb
bis 1635 im Amte und mußte viel ausstehen „in schwerer Haus-

0 Die Nonnen dieses Klosters, DomtnikancrOrdenS, zeichneten sich im
Mittelalter durch strenge Frömmigkeit und während der Reformation durch ihren
Widerstand gegen jede Neuerung aus.
 
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