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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Reich, L.: Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0524
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506

rungen und einem farbig glasierten Relief, die Erhöhung des
Mardochäus vorstellend, welches mir sehr gesiel.
Bei Gelegenheit dieses Besuches erfuhr ich, daß ein Bürger
dieses Ortes, Alt-Felsenwirth Degen, ein Manuscript besitze,
das lokal-geschichtliches Interesse habe. So wie überhaupt unter
der Bürgerklasse noch am meisten Sinn für geschichtliche Erinne-
rungen herrscht, so ist auch diese Schrift durch ihren gegenwär-
tigen Besitzer vor dem unwürdigen Loos, zu Makulatur verwen-
det zu werden, gerettet worden. Derselbe hatte die Gefälligkeit,
mir Auszüge daraus zu gestatten, welche mich in den Stand
setzten, die folgende örtliche Schilderung aus.einer denkwürdigen
Zeit dem freundlichen Leser vorzulegen.
Die Schrift, von der Dicke eines Kalenders, stammt aus
dem hiesigen Frauen - Klösterlein und hat die Aufschrift: „Ein
Denkbüchlein, von einer Mueter Priorin auf die ander. Ist
angeben worden von unsrer lieben Mueter Martha Model-
se ein, die vom Prioramt resigniert hat im Jare 1653 wegen
hohen Alters und großer Hauptschmerzen; von mir, Schwester
Verena, unwürdiger Priorin, beschriben."
Zur Zeit, als Kordula Fackler von Zell am Untersee
würdige Mutter Priorin gewesen, erzählt die Chronistin, sei der
Graf Heinrich von Lupfen vom Glauben abgewichen und der
ganze Stamm mit ihm abgestorben. Auch die Grafen von Pap-
penheim, die Anno 1590 hieher gekommen, hätten viel Neues
anfangen, die „Sammlung" absterben lassen und daraus ein
Spital machen wollen, was aber durch das kluge und ent-
schiedene Benehmen der Priorin verhindert worden.
Unter der Regierung dieser Priorin wurde 1592 die alte,
ursprüngliche Stiftung neu aufgebaut, und das Kloster-
vermögen durch mehrere Ankäufe vermehrt. Sie, die Priorin,
war eine gute Wirthschafterin, die „bei Hoch und Nieder, bei
Geistlich und Weltlich sich zu halten gewußt, und um des Glau-
bens willen viel zu leiden gehabt".
Ihre Nachfolgerin war Ursula Schnellin. Auch diese
würdige Mutter, so sehr sie dem Himmlischen zustrebte, verlor
doch den irdischen Vortheil nicht aus dem Auge. Bald aber brach
 
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