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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Bader, Joseph: Die Zerstörung von Heidelberg im orleans'schen Kriege
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0561
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— 543

wieder los zu machen; er solle nur guten Muth behalten und
darauf hin arbeiten, daß die französischen Anforderungen auf ein
Gewisses zurückgebracht und die Universität von den andern
Stäben separiert werden."
Der Vermüstung Heidelbergs folgte unmittelbar die völlige
Demolition von Mannheim. Man begann mit dem Einreißen
der Häuser am 5tenMärz, und in kurzer Zeit lagen Stadt und
Festung so völlig zerstört, daß sie einem großen Schutthaufen
glichen, woran von der früheren Gestalt kaum noch eine Spur
zu erkennen war. Zweihnndert Familien zogen nach Nord-
deutschland und ließen sich zu Magdeburg nieder; die übrigen
Mannheimer irrten als Bettler heimathlos umher!
Während dieser schrecklichen Tage richtete der 70jährige Kur-
sürst Philipp Wilhelm, im tiefsten Schmerze über die Gräuel
derselben, folgendes Schreiben '^) an den Kaiser:
„Obwohlen Euere kaiserliche Majestät mit meinen Lamen-
tationen billig verschonen sollte, so finde mich doch Pflichten und
Gewissens halber obligiert, den elenden Zustand der kur pfäl-
zisch en Lande gehorsamst zu berichten. Es haben die fran-
zösischen Wütherich', nachdem sie kurz vorher eine große Anzahl
der schönsten Dorfschaften um Heidelberg auf allerhand Weise
tyrannisiert und ausgeplündert, ihre abscheuliche Grausamkeiten
hierauf auch diesseits des Neckars barbarisch fortgesetzt."
„Und zwar besonders in Hand schuchs heim, woselbsten
über 150 "Menschen begraben worden. Gestalten die Feinde hier
ebenso, wie an andern Orten, ehe sie dieselben eingeäschert, mit
denen Weibern und Mägdlein auf freier Straßen, in Ge-
genwart der Aeltern und Ehemänner, mit gewaltthätiger Bestia-
lität bis auf den Tod verfahren, und sogar den Schwängern,
nachdem sie ihre viehische Gewalt an ihnen verübt, die Leiber
ausgeschnitten und die unschuldige Frucht heraüsgerissen."
„Und weilen diese antichristlichen Barbaren mit obigen Pro-
zeduren nicht ersättigt waren, haben sic zu Heidelberg all'

16) Es sieht, leider ohne nähere Zeit- und Ortsangabe, in Merian's
'rdestrnm Lurop. XM, 679.
 
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