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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Eine Schwarzwald=Wanderung, 1858
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0249
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285 —

Zn Freiburg wurden alle alten Lieblingspläze wieder be-
sucht, S. Loretto, Günthersthal, S. Ottilien, das Jagerhaus und
besonders der Schloßberg. Jch verbrachte da etliche Morgen
und Abende, wo mir das Schönste geboten wurde,-was eine
reichbegabte süddeutsche Herbstlandschaft bei günstiger Be-
leuchtung dem empfänglichen Auge zu bieten vermag.

Wie prächtig lag der farbenreiche Teppich der breisgauischen
Ebene vor mir mit seinem Kranze naher und ferner Gebirge,
und wie zanberisch das grüne Treisamthal! N-ä) unent-
schlossen wegen meines nächsten Wanderzieles — blickte ich über
dieses Eden hin; da tauchten alte liebgewordene Eriunerungen
in der Seele auf nnd zogen sie nach den Bergeu im Hintergrund.
Jch wahlte den Weg durch^s Treifamthal nach der Hölle/

Wohlberokt, gutbestiefelt und leichtbehutet *), den Schirm in
der Rechten, das Reisetäschlein mit der nöthigsten Wäsche an der
Seite — ein freier, durch nichts belästigter Wandersmann,
ommu M69 M60UM port3N8, zog ich aus bei schönster Morgen-
zeit. Mein Ziel für den ersten Tagesmarsch war „die Neu-
statt", acht bescheidene Wegstunden von Freiburg.

Vas Treilamlhal.

Jch hatte einen wanderlustigen Gefährten, dessen heitere
Lebensanschauung meiner trüb gefärbten immer reichlichen Stoff
des Widerspruches gab. Schon oberhalb Ebnet begann der
freundschaftliche Hader, indem e r den Segen der herrlichen Land-
schaft den Fortschritten der Nenzeit zuschrieb, während ich aus
dcr Geschichte darzulegen suchte, daß der sittliche und wirtschaft-
liche Wohlstand des Thales in den besten Zeiten früherer Jahr-
hundertc kein geringerer gewefen.

1) Schwarzwald - Wanderungen, selbst im höchften Sommer, erforvern
einen guten wollentuch eNen Rock, wegen der kühlen Morgen und Abendc,
und den scharfen Winden auf den Höhen, wo man gewöhnlich schwitzend an-
kommt; sodann starke Stiefel oder Schuhe, weil der grobkörnige Granil-
sand das Leder besonders scharf angreift.
 
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