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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Heidelbergs Anfänge und städtische Entwickelung
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0497
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wöhnlich um den dritten Theil des Ertrages den Heidelberger
Rebleuten in bestandweisen Ban verliehen.

Der Rebenbau in der Gegend von Heidelberg reicht weit
in die Vorzeit hinauf und stammt ohne Zweifel noch von den
Römern her. Die Heidelberger Weingärten aber lagen
ehemals meist am Geißberge, am Hasenbnhl, im Walzgrunde,
im Alber und an der Bergheimer Steige.

Ein Baupacht von 1479 macht dem Pächter zur Bedin-
gung: 1) „Derselbe soll den Weingarten in gutem Baue er-
halten mit Trudern, Sticfeln und aller andern Zubehör, mit
Schnciden, Richten, Seilen und Erbrechen, mit Hacken vor Georgi
und Rüren vor Johanni, mit Stocken und Düngen. 2) Eine
jegliche Arbeit soll zur rechten Zeit geschehen, wie es ländlich
und üblich sei. 3) Alljährlich sollen auf den Morgen sür 100
ausgegrabene (abgegangene) Stöcke ebensoviel frische eingelegt
und 3 Karren voll Mist in den Weingarten geführt werden.
4) Endlich darf man darin nichts Anderes, weder BLume,
noch Rüben oder Kraut pflanzen, wie auch vor der Weinlese und
während derselben keine Trauben daraus nehmen" *").

Als unter Pfalzgraf Friderich in Heidelberg eine empfind-
liche Holztheuerung eingetreten, klagte die Gemeinde, daß dadurch
„vicle Weingärten, und allein seit K'urzem mehr als 80
Morgen, ausgereutet worden und abgegangen seien, weil die
Stadtbehörde den Bürgern kein Truder- und Stiefelholz,
wie auch keine Afterschläge vom Bauholze mehr zukommen
lasfe, womit dieselben ihre Reben früher im Bau und Wesen
erhalten hätten." Der Rath aber meinte einfach dieser
Abgang rühre nicht hievon, sondern „von den häufigen Miß-
wachfen und Frösten her."

119) Verleihbrief deS Ki. Lobenfeld an H. Mut, Gläser zu Heidel-
berg. Stiefel sind beim Weinbau mit Rahmen, wie in der Pfalz üblich,
die Pfäle, welche man in den Boden stößt (von stcho8, Pfal, oder 8tivslo,
Sticfcl), nnd Truder die Querstangen, welche darüber gelegt werden (von
truclm, Stoßstange). Man erkennt also fchon in den Bezeichnungen des
Holzwerkes beim pfälzischen Rebenbau den romischen Ursprung desfelben.

120) Antwort dcsfelben von 1472.

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