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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Das neue Durlach und sein alter steinerner Markgraf
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0504
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490 —

solche Veränderung mehrfach erhoben, verhallten unbeachtet. Der
Geist des Fortschritts will auch dieses Opfer haben!

Veranlaßt mich dieses aber dazu, den Durlachern hier
etwas eingehender vorzuhalten, welcher Wohlthäter der alte
Markgraf für ihre Stadt in vollem Sinne gewesen sei, so
möge man mir's zu gute halten; denn Dasjenige, was ihnen
ihre Chronik darnber berichtet?), ist nur ein Schatten des
wahrcn geschichtlichen Verhaltes.

Durlach, seit dem Jahre 1227 markgräflich badisches
Eigentum, war damals bereits eine „Stadt", ein oppiclum,
mit Leutpriefter, Schuldhciß und Nath, mit Gericht und Markt,
mit Thoren, Ningmauern und Gräben. Seine günstige Lagc am
Eingange des Pfinzthales, wo sich der alte Handelsweg von
Basel nach Frankfurt und die Straße vom Rheine nach Pforz-
heim durchkrenzten, mag ihm einen ziemlichen Verkehr und einiges
Gewerbe verschafft haben. Es mußte aber in den Fehden der
Markgrafen mancherlei Verlustc erleiden, konnte sich unter dem
Joche der Leibeigenschaft nicht wieder erholen nnd sank
allmählig zu cinem völlig verkommenden Orte herab.

Die Mißbräuche des alten Schlendrians in der städtischen
Verwaltung überwncherten mehr und mehr alle bessere Thätig-
keit unter der Einwohnerschaft; die Bürger verarmten und
viele ihrer Hänser und Güter giengen in fremde Hände über.
Und wie das innere Wesen, so zerfielen auch die Ringmauern,
die Thürme und Thore des verbauerten Städtleins.

Da faßte Karl II, welcher seit 1553 die niedere Markgraf-
schaft regierte, den Entschluß, „zu mehrerem Nutzen des mark-
gräflichen Hauses und wegen besserer Gelegenheit für den Hof-
staat", seinen fernern Wohnsitz nach Durlach zn verlegen. Und
allerdings war diese an die heiteren Vorhügel des rheintalischen
Gebirges gelehnte, von der vielbefahrenen Bergstraße durchschnit-
tene und so ziemlich in der Mitte des Landes gelegene Stadt

2) Gehres, S. 89, in den Abschnitten über „die Verlegung der
fürstlichen Residenz nach Durlach" nnd übcr „die Erbauung des Karlsburger
Schlosscs daselbst."
 
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