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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Das neue Durlach und sein alter steinerner Markgraf
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0503
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489 -

same Werke über alte Bauten und Denkmale, Waffen und Aehn-
liches; zugleich aber wird andererseits alles Alte und Alter-
tümliche nicht etwa nur geringgeschatzt, sondern oft mit einem
Hasse verfolgt, welcher nicht ruht nvch rastet, bis er die lezten
Merkmale der „mittelalterlichen Knechtschaft und Finsterniß" aus
dem Wege geräumt sieht.

So verräth sich auch in unserm Baden dieser Widerspruch
des Zeitgeistes; denn während derLandesherr die Sammlung
nnd Erhaltung der vaterländischen Altertümer fürstlich unterstüzt
und fördert, während eine Reihe von MLnnern der ver-
schiedensten Stände das Jhrige hiezu freudig nnd sorglich beizu-
tragen suchen, erligt da und dort ein altes Denkmal, ein
Zeuge der Kraft, der Frömmigkeit, der Pietät, des Kunstsinnes
unserer Vorfahren, der Neuerungssucht und dem Hasse gegen
die mittelalterliche Vorzeit.

Jch eifere nicht gegen die Entfernung des Beengenden,
Hemmenden, Verdüsternden in unsern Städten; ich licbe
auch hier das Freie, Lichte und Frische, wie überall; aber Bau-
und andcre Denkmale von irgendwelcher Bedeutung sollte man
möglichst schonen, möglichst erhalten. Sie verleihen nicht
allein ihren Oertlichkeiten ein historisches oder malerisches In-
teresse, sondern sind gleichsam die Anreger und Fingerzeige für
den geschichtlichen Sinn des Volkes, welchen alle weiter und
tiefer blickenden Männer für ein höchst wichtiges Element der
nationalen Erziehung und Bildung halten.

Die Durlacher haben schon eines und das andere mittel-
alterliche Hemmstück aus ihrer Stadt entfernt und derselben da-
durch ein freieres, freundlicheres Ansehen gegeben.
Wer wird Verschönerungen und Verbesserungen dieser Art wohl
tadeln wollen? Gewiß kein Vernünftiger.

Nun bedarf allerdings auch ihr Marktbrunnen einer
Erneuerung; aber er verdient eine solche in seinem altertümlichen
Style, aus Sandstein. Jch befürchte jedoch, derselbe werde einem
schmächtigen Brunnengestelle von modernem Eisengusse, und das
Standbild des Markgrafen einem bedeutungölosen Ornamente
weichen müssen. Denn die Stimmen, welche sich gegen eine
 
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