DOI Heft:
Die Juden in Konstanz. Nach den Urkunden des dortigen Stadtarchives
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0030
Die Zuden in Konstanz.
Nach den Arkunden des dortigen Stadtarchives.
Das Volk Jsrael zerstob nach seinem letzten heldenmn-
thigen Kampfe gegen die nbermächtigen Römer wie Spreu im
Winde nach allen Hegenden der Erde. Jm eigenen Lande mehr
ein ackerbauendes und Hirten- als ein Handclsvolk, wurde
es durch die Macht der Umstände in seiner Verbannung aus
der Heimat, wo Milch und Honig sloß, seinem srüheren Beruse
und seinen Neigungen entfremdet, und zu einer ganz entgegen-
gcsetzten Lebensrichtung hingedrängt.
Durch den Schächer und Wucher, welche das Völklein
„in der Fremde" zu seinem Lebensunterhalte hauptsächlich trieb
und nothgedrungen treiben mußte, war es bei unsern Vorfahren
nirgends gerne gesehen, obgleich man seiner taum entbehren
konnte. Man suchte daher sein zweideutiges Gewerbe durch Ge-
setze möglichst zu erschweren und entriß ihm häusig durch un-
christliche Grausamkeit sein wohl odcr übel erworbenes Vermö-
gen mit sammt dem Leben, ohne sich ein Gewissen daraus zu
machen, weil es eben — Juden waren!
Diese Fremdlinge, bloß beschäftigt mit dem Kleinhandel, dem
Wechsel- und Leihwesen und zum Theil auch mit der Heilkunst H,
1) Ueber dieJuden im deutschen Mittelalter schrieben Schudt (Frank-
surt 1714), Ulrich (Basel 1768), Jost (Berlin 1826, im 6ten Bd. seines
großen Werkes) und Schaab (Mainz 1856). Dic Judenärzte-waren
im Mittelalter nicht selten. So nahm die Stadt Speier 1348 den „Meister
Lemblin von Tann, den Juden, der hier wonet vnd nihten wuechert,
Nach den Arkunden des dortigen Stadtarchives.
Das Volk Jsrael zerstob nach seinem letzten heldenmn-
thigen Kampfe gegen die nbermächtigen Römer wie Spreu im
Winde nach allen Hegenden der Erde. Jm eigenen Lande mehr
ein ackerbauendes und Hirten- als ein Handclsvolk, wurde
es durch die Macht der Umstände in seiner Verbannung aus
der Heimat, wo Milch und Honig sloß, seinem srüheren Beruse
und seinen Neigungen entfremdet, und zu einer ganz entgegen-
gcsetzten Lebensrichtung hingedrängt.
Durch den Schächer und Wucher, welche das Völklein
„in der Fremde" zu seinem Lebensunterhalte hauptsächlich trieb
und nothgedrungen treiben mußte, war es bei unsern Vorfahren
nirgends gerne gesehen, obgleich man seiner taum entbehren
konnte. Man suchte daher sein zweideutiges Gewerbe durch Ge-
setze möglichst zu erschweren und entriß ihm häusig durch un-
christliche Grausamkeit sein wohl odcr übel erworbenes Vermö-
gen mit sammt dem Leben, ohne sich ein Gewissen daraus zu
machen, weil es eben — Juden waren!
Diese Fremdlinge, bloß beschäftigt mit dem Kleinhandel, dem
Wechsel- und Leihwesen und zum Theil auch mit der Heilkunst H,
1) Ueber dieJuden im deutschen Mittelalter schrieben Schudt (Frank-
surt 1714), Ulrich (Basel 1768), Jost (Berlin 1826, im 6ten Bd. seines
großen Werkes) und Schaab (Mainz 1856). Dic Judenärzte-waren
im Mittelalter nicht selten. So nahm die Stadt Speier 1348 den „Meister
Lemblin von Tann, den Juden, der hier wonet vnd nihten wuechert,