Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI issue:
Heft 1 (Mai 1933)
DOI article:
Stemmermann, Paul: Das Bronzedepot von Weinheim-Nächstenbach
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0040
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wieder. Auch der obere Grifsabschluh ist bei öe,m Schwert mit geschlitzter
Zungo wie bei uuserem Schwert gerade. Gin Schwert von Müggenburg "-'
stimmt in vielen DeAiehungen mit unserem sehr überein, so sinden sich auher
don genannten Merkmalen a,uf der Klinge öieselhen Kreisbogengruppen, öie
öann in kleine Striche (aus unserem Schwert in Punkte) auslausen, auch zeigen
die Seiten der Grisszunge dieselben Kreuze und Strichgruppen wie unser
Schwert. 2luch eine Manschette am unteren Griffabschluh ist dort vorhanden.
Wenngleich viele Merkmale unleugbar deutlich übereinstimmen, so> sehlt un-
serem Stück das Hauptmerkmal, eben die geschlihte Zunge, die öer ganzen
Gruppe den Namen gegeben hat. Wäre von öem Schwert nur öer untere
Griffabschluh und die Klinge erhalten, so hätten wir nicht gezögert, es als
rein nordisches Importstück anzusehen. 2kun aber müssen wir feststel'len,
dah füns Meten in der Grifszunge, wie bei unserem Schwert, im Norden in
dieser Zeit überhaupt nicht vorkommen, dah sie aber in öer Gruppe der mittel-
europäischen Griffzungenschwerter, von welcher sich unser Schwert durch
öie schon genannten Merkmale deutlich unterscheidet, sine geläusige Erschei-
nung sind. Ein öem unseren ähnliches Ornament aus Halbkreisbögen kommt,
wenn auch nicht so gut übereinstimmend wie bei öem Schwert von Müggen-
burg auf mitteleuropäischen Schwertern vor. So auf einem in Fünen^o ge-
fundenen, einem aus Herdeckebi und zwei Exemplaren aus dem Main bei
Klein-2luheim-'- und anderen. Eins jedoch- unterscheidet d,ie Derzierung dev
mitteleurvpäischen Griffzungenschwerter von der der Schwerter mit geschlitzter
Griffzunge. Während das Ornament bei diesen jeweils öie Rillen neben der
Mittelrippe auf der Jnnenseite begleitet und zur Schwertspitze hin langsam
verläuft, findet es sich bei jenen in der Regel auf öer 2luhenseite der Rippen
oder neben dem Rand und wirö durch eine quer zur Klinge laufenöe Or-
namentgruppe abgeschlossen. Jn dieser Deziehung steht also unser Stück der
Gruppe mit geschlitzter Zunge näher. Das Schwert ist eine bisher unbekannte
Sonderform, in der sich Merkmale zweier verschiedener, örtlich weit getrennter
aber glsichzeitiger Gruppen vereinigen. Es scheint in südöeutscher Technik (De-
sestigungsart der Grifsauslage durch viele Nieten) nach nordischem Geschmack
(Form des Grisfs und Lage und 2lrt öer Verzierung) gefertigt und zeigt, wenn
wir nicht annehmen wollen, dah es einer eigenschöpferischen Jdee eines Hand-
werkers seine Sonderform verdankt, in der Vereinigung noröischer und süd-
licher Elemente an einem Stück, wie eng geraöe in dieser Zeit öie Deziehungen
zwischen dem Vorden und öem Süden sind.

2lußer den vier Stücken nordischer 2lrt in unserem Depot — eine auf-
fallend grohe Zahl — ist an anderen Zmportstücken aus Südwestöeutschlanö
nur noch das kleine Druchstück eines nordischen Hängebeckens aus dem Depot
vcn der Schauenburg bei Dossenheim b», also nicht weit von unserem Fundort,
und der schon genannte Doppelknopf von Pfesfingen bekannt. Weiter aus
dem Vorden ist ein leider nicht ganz- gesichertes ähnliches Druchstück aus dem
Depot von Ockstadt^ zu nennen. 2lus der Schweiz stammt ein vollständiges
HLngebecken und die Hälfte einer Scheibenfibel aus Corcelette am Aeu-

^ Abgebildet bei Sprockhoss, a. a. O. T. 16 Vr. 2.
^0 Sprockhoff, a. a. O. T. 17 Vr. 21.

Ebenda T. 19 Vr. 6.

32 Dehrens, Bronzezeit S. 259.

33 Behrens, a. a. O. S. 36.

3^ Kunkel, a. a. O. S. 112.

12
 
Annotationen