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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 13.1937

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Lais, Robert: Die Steinzeit im Schwarzwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.42015#0069
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Die Steinzeit im Schwarzwald

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Zwar ist im 11. Jahrhundert ein erster Großangriff auf feine hochliegenöen Wäl-
der, vorwiegend durch die Klöster erfolgt, und später wurde im Zusammenhang mit
dem Bergbau, den Glas- und Eisenhütten, der Köhlerei und der Ausdehnung der
Siedlungen der Wald noch weiter gelichtet. Aber es sind auch heute noch für die
höheren Teile des Gebirges Wald und Weide die Grundlagen der Wirt-
schaft, und der Ackerbau tritt sehr zurück.
Der Neolithiker hat also die Auswahl seines Siedlungsgeländes nach seiner
Bodenbeschaffenheit und klimatischen Eignung, nicht nach seiner Waldbedeckung
getroffen. Solange ihm leicht ackerbare Löß-, Lehm- und Schotter-, vielleicht auch
Kalksteinböden in genügender Ausdehnung in der Rheinebene, in der Vorbergzone
und auf dem östlichen Schwarzwaldvorland zur Verfügung standen, hat er hier
gesiedelt, obwohl die Rodung der Eichenwälder vielleicht schwieriger war als die
des Schattholzwaldes im Gebirge.
Bemerkenswert ist die Tatsache, daß bereits im frühen Neolithikum der
Mensch im Schwarzwald gesiedelt hat, wenn auch nur auf einem seiner niederen
Ausläufer, wo sich ein Walzenbeil, ein Knvchenwerkzeug und zahlreiche z. T. be-
arbeitete Feuersteinsplitter gefunden haben (Freiburg Nr. 36). Nichts zwingt zu der
Annahme, diese Stelle sei unbewaldet gewesen. Mit dieser Siedlung war natürlich,
wenn sie nicht von ganz kurzer Dauer war, wie überall eine Beseitigung des Anter-
Wuchses für die Gewinnung von Bau- und Brennholz verbunden. Länger dauernde
Beweidung, vielleicht auch die hier mögliche Eichelmast, hätte in der Amgebung
das ganze Waldgefüge stark aufzulockern vermögen^.
Weniger deutlich weisen andere Funde, etwa die vom Iägerhäusle bei Frei-
bürg (Nr. 37) oder von der Geutsche bei Triberg (Nr. 42, eine durchbohrte Hacke,
also typisches Ackerbaugerät) auf Siedlung hin. Vor allem können die Einzelfunde
von Steinbeilen, Arbeitshämmern und Streitäxten nicht ohne weiteres in diesem
Sinn gedeutet werden. Das typische Ackerbaugerät des Bandkeramikers, der Schuh-
leistenkeil, aber auch die flachen, einseitig gewölbten Hacken, deren Zahl sich in den
letzten Jahren in der Amgebung des Gebirges erheblich gemehrt hat (Kraft, 1936),
fehlen mit jener einzigen oben erwähnten Ausnahme.
Eine gewisse Sonderstellung wird sich vielleicht mit einer Mehrung der Funde
für die südlichste, slachgeneigte Abdachung des Schwarzwaldes Herausstellen, die
mit jähem Absturz am Tal des Hochrheins endigt. Es wäre immerhin möglich, daß
der Neolithiker sein Siedlungsgebiet im Rheintal auf diese im kleinen wenig zer-
schnittene Hochfläche ausgedehnt hätte; ob die Häufung neolithischer Funde auf
dem Hotzenwald in diesem Sinn zu deuten ist, oder nur der eingehenden Durch-
forschung des Gebietes durch E. Gersbach zugeschrieben werden muß, kann einst-
weilen nicht entschieden werden.
Für das niedere Sandsteingebiet des nordöstlichen Schwarzwaldes im Bereich
von Nagold und Enz glaubt Dauber (1934) die Steinbeilfunde als Beweis für
neolithische Siedlung verwerten zu dürfen. Hier ist die dem südlichen und mitt-
leren Schwarzwald in etwa 6 km Breite östlich vorgelagerte Sandsteinfläche auf
eine Breite von nahezu 40 tzmr ausgedehnt, so daß sie schließlich den nördlichsten
Teil des Gebirges allein aufbaut. Dieses erhebt sich nur noch zu mäßiger Höhe
und taucht im Norden und Osten flach unter die Muschelkalkplatten des Kraichgaus,

12 Im Hinblick auf den hier vorliegenden Einzelfall erscheint es nicht notwendig, an
dieser Stelle die wichtige Frage der „Waldsiedlung" des neolithischen Menschen anzu-
schneiden. Es sei hier nur auf die Ausführungen von H. Nietfch (1928 und 1935)
verwiesen.
 
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