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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Stroh, Armin: Jungsteinzeitliche Keramik von Obergrombach, Ldkrs. Bruchsal und ihre Stellung im südwestdeutschen Neolithikum
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0045
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Jungsteinzeitliche Keramik von Obergrombach

41

Gehen wir mit den so gewonnenen Anschauungen an den Vergleich Ober-
grombach-Hinkelstein heran, so stellt sich der uneinheitliche Charakter der
Hinkelsteingruppe hemmend in den Weg. Sie ist selbst nur das Resultat von
Mischungen in einem bevorzugten Siedlungsgebiet und anscheinend nicht zu
einer völlig ausgeglichenen Kulturäußerung gekommen. Manches Vergleich-
bare wird auf demselben Weg in die Obergrombacher Keramik gekommen sein,
auf dem es auch in die Hinkelsteingruppe kam, so z. B. das Bauchknickgefäß
und sein Zierschema, dessen Wurzeln für beide Teile in der südwestdeutschen
Stichkeramik liegen, mit dem Unterschied, daß es sich hier um eine Über-
nahme, dort um eine Weiterentwicklung handelt. Anders ist es mit dem Fuß-
g'efäß, das in den beiden Gruppen bestimmt nicht gesondert entstanden ist. In
der Hinkelsteingruppe tritt das Fußgefäß fertig auf und kann eigentlich nur
Eremdgut sein, während die Rössener Kultur den Standring von alters her kennt
und erst in der südwestdeutschen Stichkeramik unter demselben Einfluß zum
Hohlfuß entwickelt, der den Fußbecher der Hinkelsteingruppe vermittelt36).
Das Fußgefäß von Worms 42 steht dem unseren auch in der Verzierung sehr
nahe (Taf. 6, 30). Die Umkehrbarkeit von Grund und Muster wiederholt sich
auf dem steilwandigen Gefäß (Taf. 6, 23), ebenfalls mit einem umlaufenden
Winkelband. Wo diese Erscheinung des negativen Musters, die in der Gruppe
Planig-Friedberg der älteren Rössener Kultur vorhanden war, aber in der
Entwicklung zur südwestdeutschen Stichkeramik fallen gelassen wurde, plötz-
lich wieder herkommt, ist nicht ersichtlich. Daß sie aber an jenen beiden Stel-
len nicht zufällig auftritt, ist sicher, zumal das umlaufende Winkelband als
ausgespartes Muster auch an anderer Stelle in Abhängigkeit von der Rössener
Kultur vorkommt37). Die Hinkelsteingruppe hat eine Vorliebe für den Tre-
molierstich, an dessen Stelle in einigen Fällen eine Folge von bogenförmigen
Einstichen tritt. In der Obergrombacher Keramik scheint dieses Verhältnis
soweit fortgeführt, daß der Bogenstempel ganz den Tremolierstich verdrängt
hat und dieser nur noch als Ausnahme vorkommt (Taf. 4, 9). Dieser Scherben
mit Tremolierstich hat unter den Hinkelsteinfunden von Esselborn eine genaue
Entsprechung. Vor allem wiederholt sich die Fünferstichgruppe, die in der
Hinkelsteingruppe mehrfach begegnet38), und da sie noch auf einem zweiten
Scherben nachgewiesen ist (Taf. 5, 6), eine sichere Verbindung mit dieser
herstellt.

Zusammenfassung:
Die Obergrombacher Keramik zeigt sich mit dem Bauchknickgefäß und dem
Fußbecher, im Ornamentaufbau und in den Ziergliedern als eine Weiter-
entwicklung der rheinhessischen Gruppe der südwestdeutschen Stichkeramik.
Jedoch kann sie durch die Aufnahme neuer Gefäßformen, insbesondere der
flachen Schale und die ausschließliche Verwendung von Stempeleindrücken an

■8») Ber. RGK. 28, 1939, 103.
37) Z. B. in der Schwieberdinger Gruppe und in der Aichbühler Kultur. Marburger
Studien (1938) Taf. 101. — Fundber. aus Schwaben NF. 7, 1932, Taf. 1, 3. —
Ebd. 20, 1912, Taf. 1. — W. Buttler, Handbuch d. Urgesch. Deutschi. 2, Taf. 9,11—13.
88) Monsheim III - Fuchsrech, zweimal. —- Rheindürkheim, K. Koehl a. a. O. Taf. .3,
3. — Auffallender Weise erscheint die Fünfergruppe in der südwestdeutschen
Stichkeramik gerade auf einer flachen Kalottenschale, die in diesem Kreis selten,
in der Obergrombacher Keramik aber typisch ist. Ber. RGK. 28. 1939, Taf. 21. 14.
 
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