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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0335
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Kleine Mitteilungen

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tigt, unter Anleitung von G. Hock aus Würzburg erstmals mit der Urgeschichte in
Berührung. Seit dieser Zeit ist er ihr verbunden geblieben. Nach dem, ersten
Weltkrieg entdeckte ihn E. Wahle beim Aufbau einer ur- und frühgeschichtlichen
Denkmalpflege und zog ihn als Mitarbeiter im Taubergrund heran, der als ab-
gelegenes Gebiet einer starken und verläßlichen Stütze besonders bedurfte.
Der Taubergrund ist Bauernland mit den beschränkten Findebedingungen der ver-
kehrsabgelegenen bäuerlichen Gebiete. Hier konnte nur planmäßige Sucharbeit die
Fundstatistik beleben. Wer wäre für diese Aufgabe geeigneter gewesen als Johann
Lutz? Mit zäher Gründlichkeit und mit der wachen Aufmerksamkeit des Jägers
durchstreifte er sein Gebiet. Und bald fand er Grabhügel um Grabhügel, Siedlung
um Siedlung. Die Zahl der von Johann Lutz auf wenigen, rechts der Tauber ge-
legenen Gemarkungen ermittelten Steinzeitsiedlungen ist fast so groß wie diejenige
im ganzen übrigen Nordbaden. Bei fast allen Grabungen in der Umgebung war
er helfend beteiligt. 1922, 1934 und 1935 in Vilchband, 1936 in Werbach, 1937 in
Höhefeld und 1949 in Messelhausen. In Königshofen hat er 1941 unter erschwerten
Umständen hallstattzeitliche Flachgräber geborgen. Die Ermittlung einer ganzen
Reihe von keltischen Goldmünzen in ängstlich gehütetem Privatbesitz in Poppen-
hausen und Unterwittighausen ist allein seiner Zähigkeit und dem uneingeschränk-
ten Vertrauen, das er unter der Bevölkerung genießt, zu verdanken. Damit kommt
eine besondere und für die Denkmalpflege unschätzbare Seite seines Wesens zum
Vorschein. Er ist nicht nur Vertrauens-, sondern auch eine Respektsperson. Wo
er eine Grabung vorbereitet hat, da gibt es keine örtlichen Schwierigkeiten mehr,
weder materieller noch psychologischer Art. Die Sicherheit, mit der er von Gültig-
keit und Rang seines Auftrags überzeugt ist, hat mehr als einmal beamtete Fach-
vertreter beschämt.
Männer wie Johann Lutz kann es nicht viele geben. Daß uns der eine, den wir
haben, noch recht lange erhalten bleiben möge und daß ihm noch manches reiche
Fundjahr vergönnt sei, der Landesforschung zu Nutz und Segen, ihm selbst zur
Freude und befriedigendem Ausgleich der Berufsarbeit, das wünschen ihm alle, die
ihn kennen, die seine selbstlose Arbeit schätzen und seiner freundschaftlichen Treue
gewiß sind. A. D a u b e r
Wolfgang Palm 25 Jahre Bezirkspfieger
„Euer Hochwohlgeboren“ ... beginnt der Erlaß, mit dem das Badische Ministerium
des Kultus und Unterrichts am 7. September 1925 den Berufsschullehrer Wolfgang
Palm zum ehrenamtlichen Bezirkspfleger für die ur- und frühgeschichtlichen Denk-
mäler im Kreis Mosbach ernannte. Und wer sich dazu die Vorgeschichte dieser
Ernennung hat erzählen lassen, der fühlt in dieser formelhaften Feierlichkeit der
Anrede einen Rest jener geheimrätlichen Würde, die zu Anfang des Jahrhunderts
die Beschäftigung mit den Denkmälern der Vorzeit noch als eine Art akademischen
Vorrechts beanspruchte und die von E. Wahle vorgeschlagene Ernennung Wolfgang
Palms, der nicht Altphilologe, ja nicht einmal Akademiker war, zunächst rundweg
abgelehnt hatte.
Nun war aber Wolfgang Palm keineswegs das unbeschriebene Blatt, als das man
ihn im damaligen Ausschuß für die Ur- und Frühgeschichte Badens hatte abtun
wollen, und auch über das, was in jenen Jahren als urgeschichtliche Denkmalpflege
langsam zu werden begann, dachte man anders.
Der um die Landesforschung hochverdiente Oberregierungsrat Michael Walter sah
hier ein Stück historische Landesforschung entstehen und wußte, daß sie Männer
brauchen würde wie Wolfgang Palm, die mit offenen Augen und praktischem Sinn
und vor allem mit einem nie erlahmenden Idealismus an eine Sache herangehen.
Er setzte die Ernennung durch, und ihm verdankt die urgeschichtliche Denkmal-
pflege einen ihrer tüchtigsten Pfleger.
Seitdem sind 25 Jahre vergangen. Was Wolfgang Palm in diesem Vierteljahrhundert
geleistet hat, ist schwer in Worte zu fassen. Was liegt allein an Fundberichten in
den Ortsakten des Landesamts — Musterberichte, die noch nie eine Rückfrage nötig
machten —. Was verwahrt er selbst an lückenlosen Ortsakten, Plänen, Karten,
Literaturauszügen und Korrespondenz in einem wohlgeordneten Archiv, als Nieder-
schlag zahlloser, durcharbeiteter Nächte, zahlloser Geländebegehungen. Wollten wir
ihm aber allein daraufhin das verdiente Prädikat „Musterpfleger“ verleihen, so
würden wir nicht nur den Widerspruch des bescheidenen Mannes herausfordern.
 
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