Fundschau 1949—1951: Jungsteinzeit
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Michelsberger, Horgen-Sipplinger und schnurkeramische Kultur, die in allen Stationen
einen mehr oder weniger starken Niederschlag gefunden hat. Dazu tritt an einigen
Stellen Frühbronzezeit (z. B. Arbon-Bleiche). (Vgl. dazu auch den Vor bericht in Ger-
mania 29, 1951, Fundchronik I, Land Baden, 129 und ,Vorzeit am Bodensee’ 1/2, 1952,
herausg. v. H. Reinerth, wo der nicht in Freiburg bearbeitete Rest der Schieleschen
Funde nebst einigen Planskizzen abgebildet ist.) Da es sich bei den neuen Fundplätzen
zunächst um oberflächliche Begehungen gehandelt hat, waren stratigraphische Ergeb-
nisse nicht zu erwarten, doch liegt es auf der Hand, daß bei gründlichen Untersuchungen
solche durchaus zu erwarten wären. Wie notwendig sie gerade im westlichen Bodensee-
gebiet wären, braucht hier nicht näher erörtert zu werden, zumal die Diskussion um
die ,Pfahlbaufrage' weiter geht (vgl. etwa den Aufsatz von O. Paret über Pfahlbau-
pfähle' in Neue Beiträge zur Archäol. u. Kunstgesch. Schwabens 1952 — Baumfest-
schrift, sowie den wohl letzten Aufsatz aus der Hand von R. Gradmann in .Schriften
d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees' 69, 1949/50, 11 ff.). Es entbehrt im übrigen nicht eines
gewissen Reizes und zeugt im Grunde für die immer noch weitgehende Unsicherheit in
der Beurteilung dieser Frage, daß ausgerechnet E. Vogt als Vertreter der den See-Pfahl-
baucharakter verteidigenden Schweiz sich anläßlich der Ausgrabung von Egolzwil 3 im
Wauwiler Moos für eine trockene Uferlage entscheiden muß (vgl. Zeitschr. f. Schweiz.
Archäol. u. Kunstgesch. — ZSAK — 12, 1951, 193 ff.), während der Vertreter der
Trockentheorie, O. Paret, neuerdings in Ehrenstein bei Ulm ein Moordorf der Schussen-
rieder Gruppe untersucht, dessen Lage kaum anders denn als ,feucht' beurteilt werden
kann.
Am Hochrhein ergänzen Rössener (?) Funde von Luttingen sowie Schuhleistenkeile von
Säckingen das bisher noch etwas verschwommene Bild des älteren Neolithikums in
willkommener Weise.
Vom Kaiserstuhl sind neue Funde aus der großen linearbandkeramischen Siedlung von
Opfingen a. Tuniberg zu melden (vgl. Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 75 ff.). Eine
Rössener Siedlung von Forchheim (Ldkrs. Emmendingen) gehört noch ganz zum Be-
reich des nördlichen Kaiserstuhlvorlandes.
Im Kraichgau ist die neue Kampagne auf dem Michelsberg bei Untergrombach von
Bedeutung, die dem Landesdenkmalamt, Abt. Ur- und Frühgeschichte, Karlsruhe ver-
dankt wird. Was schon immer zu befürchten war, hat sich leider bewahrheitet. Der alte
Plan von Bonnett, stets von neuem abgebildet, hat sich als sehr ergänzungsbedürftig
herausgestellt. A. Dauber gelang der Nachweis, daß der im Süden des angeblichen Be-
rings gelegene Graben weit nach Nordosten ausholt (350 m wurden neu festgelegt!),
was eine völlige Veränderung des Gesamtplanes zur Folge hat. Ein neues Tor mit
, Verrammelungen' wurde auf gedeckt und interessante Keramik geborgen. Die Gra-
bungen sollen fortgesetzt werden (vgl. Vorbericht in Germania 29, 1951, Fundchronik
I, Land Baden, 133 ff.). Gleichfalls der Michelsberger Kultur gehören eigenartige Ske-
lettfunde von Heidelsheim, Ldkrs. Bruchsal,, an, unter ihnen eine Anhäufung von
zehn (!) Schädeln. So erfreulich — rein anthropologisch gesehen — der Zuwachs von
gesichertem Skelettmaterial dieser steinzeitlichen Gruppe ist, so unerklärt bleibt vor-
läufig der Grabungsbefund selbst, der sich im übrigen durchaus an ähnliche Beobach-
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Michelsberger, Horgen-Sipplinger und schnurkeramische Kultur, die in allen Stationen
einen mehr oder weniger starken Niederschlag gefunden hat. Dazu tritt an einigen
Stellen Frühbronzezeit (z. B. Arbon-Bleiche). (Vgl. dazu auch den Vor bericht in Ger-
mania 29, 1951, Fundchronik I, Land Baden, 129 und ,Vorzeit am Bodensee’ 1/2, 1952,
herausg. v. H. Reinerth, wo der nicht in Freiburg bearbeitete Rest der Schieleschen
Funde nebst einigen Planskizzen abgebildet ist.) Da es sich bei den neuen Fundplätzen
zunächst um oberflächliche Begehungen gehandelt hat, waren stratigraphische Ergeb-
nisse nicht zu erwarten, doch liegt es auf der Hand, daß bei gründlichen Untersuchungen
solche durchaus zu erwarten wären. Wie notwendig sie gerade im westlichen Bodensee-
gebiet wären, braucht hier nicht näher erörtert zu werden, zumal die Diskussion um
die ,Pfahlbaufrage' weiter geht (vgl. etwa den Aufsatz von O. Paret über Pfahlbau-
pfähle' in Neue Beiträge zur Archäol. u. Kunstgesch. Schwabens 1952 — Baumfest-
schrift, sowie den wohl letzten Aufsatz aus der Hand von R. Gradmann in .Schriften
d. Ver. f. Gesch. d. Bodensees' 69, 1949/50, 11 ff.). Es entbehrt im übrigen nicht eines
gewissen Reizes und zeugt im Grunde für die immer noch weitgehende Unsicherheit in
der Beurteilung dieser Frage, daß ausgerechnet E. Vogt als Vertreter der den See-Pfahl-
baucharakter verteidigenden Schweiz sich anläßlich der Ausgrabung von Egolzwil 3 im
Wauwiler Moos für eine trockene Uferlage entscheiden muß (vgl. Zeitschr. f. Schweiz.
Archäol. u. Kunstgesch. — ZSAK — 12, 1951, 193 ff.), während der Vertreter der
Trockentheorie, O. Paret, neuerdings in Ehrenstein bei Ulm ein Moordorf der Schussen-
rieder Gruppe untersucht, dessen Lage kaum anders denn als ,feucht' beurteilt werden
kann.
Am Hochrhein ergänzen Rössener (?) Funde von Luttingen sowie Schuhleistenkeile von
Säckingen das bisher noch etwas verschwommene Bild des älteren Neolithikums in
willkommener Weise.
Vom Kaiserstuhl sind neue Funde aus der großen linearbandkeramischen Siedlung von
Opfingen a. Tuniberg zu melden (vgl. Bad. Fundber. 17, 1941—1947, 75 ff.). Eine
Rössener Siedlung von Forchheim (Ldkrs. Emmendingen) gehört noch ganz zum Be-
reich des nördlichen Kaiserstuhlvorlandes.
Im Kraichgau ist die neue Kampagne auf dem Michelsberg bei Untergrombach von
Bedeutung, die dem Landesdenkmalamt, Abt. Ur- und Frühgeschichte, Karlsruhe ver-
dankt wird. Was schon immer zu befürchten war, hat sich leider bewahrheitet. Der alte
Plan von Bonnett, stets von neuem abgebildet, hat sich als sehr ergänzungsbedürftig
herausgestellt. A. Dauber gelang der Nachweis, daß der im Süden des angeblichen Be-
rings gelegene Graben weit nach Nordosten ausholt (350 m wurden neu festgelegt!),
was eine völlige Veränderung des Gesamtplanes zur Folge hat. Ein neues Tor mit
, Verrammelungen' wurde auf gedeckt und interessante Keramik geborgen. Die Gra-
bungen sollen fortgesetzt werden (vgl. Vorbericht in Germania 29, 1951, Fundchronik
I, Land Baden, 133 ff.). Gleichfalls der Michelsberger Kultur gehören eigenartige Ske-
lettfunde von Heidelsheim, Ldkrs. Bruchsal,, an, unter ihnen eine Anhäufung von
zehn (!) Schädeln. So erfreulich — rein anthropologisch gesehen — der Zuwachs von
gesichertem Skelettmaterial dieser steinzeitlichen Gruppe ist, so unerklärt bleibt vor-
läufig der Grabungsbefund selbst, der sich im übrigen durchaus an ähnliche Beobach-