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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Dauber, Albrecht: Ein römischer Brunnen von Pforzheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0069
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Ein römischer Brunnen von Pforzheim

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Ein römischer Brunnen von Pforzheim
Die Zusammenstellung der römischen Funde aus Pforzheim durch E. Wagner, Fund-
stätten und Funde 2 (1911) 143 ff., hatte erstmals einen mengenmäßigen Eindruck von
der Fülle römischer Funde im Gebiet der Stadt und in der Ausdehnung der Fund-
streuung eine Vorstellung vom Umfang der römerzeitlichen Siedlung am Enziibergang
der römischen Militärstraße vermittelt. In der Folgezeit wurden neu hinzugekommene
Funde mehr oder weniger vollständig registriert; aber erst die Auffindung des römischen
Meilensteins bei Friolzheim hatte zur Diskussion über die Bedeutung dieses Römer-
platzes angeregt. Da jedoch die ältere Forschung über eine oberflächliche Fundregistrie-
rung leider nicht hinausgekommen ist, empfindet man schmerzlich, das Fehlen jedes
Anhaltspunktes über die Topographie dieses römischen Siedlungsplatzes. Das legt der
Forschung heute die dringende Verpflichtung auf, beim Wiederaufbau der 1945 zer-
störten Stadt jede Möglichkeit eines Einblickes in ihren Untergrund zu nützen und
so langsam zu fester umrissenen Vorstellungen vom Stadtplan des römischen Pforzheim
und seiner Entwicklung zu kommen.
Das Landesdenkmalamt Karlsruhe erfreut sich bei dieser Aufgabe größten Interesses
und Entgegenkommens seitens der Stadtverwaltung und der tätigen Mitarbeit interes-
sierter Kreise und Einzelpersonen, von denen mit besonderem Dank der Bezirkspfleger
für Ur- und Frühgeschichte H. Wahl und der Pforzheimer Heimatforscher O. Schreiner
genannt werden müssen.
Der Aufmerksamkeit des Letztgenannten ist die Beobachtung eines römischen Schacht-
brunnens zu verdanken, der im Sommer 1949 im Gebiet des Städtischen Krankenhauses
angetroffen wurde und dank der verständnisvollen Haltung der Baufirma J. Zimmer-
mann untersucht werden konnte.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind außergewöhnlich, und die Gesamtumstände
des Fundes verdeutlichen in sehr einprägsamer Form, wie viele glückliche Zufälle in
Raum und Zeit sich treffen müssen, wenn der Forschung ein außerordentlicher Fund
ganz und ungestört und mit der Gelegenheit zur Beobachtung aller Begleitumstände
in die Hände kommen soll.
Der Bau eines begehbaren Heizkanals zwischen dem Kesselhaus und dem Chirurgie-
gebäude des Städt. Krankenhauses machte eine grabenförmige Ausschachtung von 3 m
Tiefe und 2 m Breite notwendig. Genau in dieser Ausschachtung trat in 2,20 m Tiefe
der Oberrand eines gemauerten Schachtbrunnens zutage, dessen Untersuchung bei nur
teilweisem Zusammentreffen mit der Baugrube so große technische, zeitliche und finan-
zielle Schwierigkeiten mit sich gebracht hätte, daß der Entschluß zur Ausräumung des
Brunnens, bei Unkenntnis seiner Tiefe und angesichts des Risikos geringen Erfolges
sehr schwer gefallen sein würde. Die Untersuchung des Brunnens, der, wie sich später
 
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