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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 19.1951

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Fundschau 1949-1951
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https://doi.org/10.11588/diglit.43771#0164
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Fundschau 1949—1951: Urnenfelderzeit, Hallstattzeit

Wiesloch (Heidelberg).
Von den bei Kriegsende, in der Sammlung der Oberschule Wiesloch verlorengegangenen
Funden gelangte 1950 an das Kurpf. Museum Heidelberg: Becherartige Urne mit
Leichenbrand aus bräunlichem Ton, mit gelb-braunem Tonüberzug. H. 13 cm; Dm
16 cm; Zeit Hallstatt B—C (Taf. 19, A).
Über die Fundumstände ist nichts bekannt. Möglicherweise gehört das Stück schon zu
den anläßlich des Bahnbaus 1900/01 gehobenen Funden (vgl. W. Kimmig, Urnenfelder-
kultur in Baden (1940) 150 ff.) (5069).
Mtbl. 41/6718 Wiesloch. — Verbleib: Kurpf. Museum Heidelberg. (Heukemes)

Ältere Eisenzeit: Hallstattzeit
Die kulturgeschichtliche Situation während der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) im
Bodenseeraum, aus dem diesmal der Großteil der vorgelegten Funde stammt, wird am
besten durch das Gräberfeld von Singen verdeutlicht, das erneut 13 Gräber dieser Zeit-
phase geliefert hat.
In Singen gibt es während der entwickelten Hallstattzeit (Reinecke C und D) drei, in
ihrem Bestattungsbrauch deutlich unterscheidbare Gräbergruppen, die — örtlich von-
einander getrennt — in sehr eindringlicher Weise die vielschichtige Entwicklung
während dieser Periode anzeigen.
Innerhalb des großen Gräberfeldes liegt ein dicht gedrängter, einheitlich ost-west-
orientierter Skelettflachgräberbezirk, der überwiegend der Spätphase der Hallstattzeit
angehören muß. Ihm gehören die neu geborgenen Gräber an. In, vor allem aber um
diesen Bezirk finden sich Urnengräber, die der gleichen Zeit zugewiesen werden müssen
und die zugleich den Schlußabschnitt der Urnenfelderzeit überhaupt anzeigen. Die
Keramik beider Gräbergruppen ist weitgehend die gleiche, doch pflegen die Skelett-
gräber einen stärkeren Prozentsatz von Alb-Ware zu enthalten, während die Urnen-
gräber fast ausschließlich späte Urnenfelderkeramik verwenden. Auch sind die Skelett-
gräber meist reicher mit Bronzen ausgestattet, was mit der Körperbestattung als solcher
Zusammenhängen mag, was aber auch wieder der Gepflogenheit der Grabhügelbauer
entspricht. Diese letzteren sind in Singen ebenfalls vertreten, doch haben sie mit dem
großen Gräberfeld unmittelbar nichts zu tun, liegen vielmehr in verschiedenen Gruppen
in großem Bogen um die Stadt verteilt. Sie sind überwiegend mit Alb-Keramik und
den üblichen hallstättischen Bronzen ausgestattet. Zeitlich werden sie beiden Hallstatt-
stufen angehören.
Es sind also drei deutlich trennbare Gräbergruppen auf engstem Raume zu unterschei-
den, die alle — mindestens teilweise — der gleichen Zeitphase angehören. Ob wir es
hier mit ethnisch verschiedenen Einheiten (was kaum anzunehmen sein wird) oder
etwa mit verschiedenen Religionsgemeinschaften zu tun haben, kann vorerst nicht
entschieden werden. Sicher ist nur, daß sich die zeitgleichen Funde des Umlandes durch-
aus diesem Schema einordnen lassen.
 
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