Zur Gruppierung mitteleuropäischer Griffzungendolche der späten Bronzezeit
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Auch besteht u. E. kein Anlaß, die Urform des Griffzungendolches unter allen Umständen
im Entstehungsbereich der Griffzungenschwerter zu suchen. Dagegen spricht schon
die Tatsache, daß beide Formen sich in ihrer Verbreitung keineswegs decken und daß
sich auch das Zahlenverhältnis in den verschiedenen Gebieten stark verschiebt. So gibt
es z. B. aus dem gesamten Terremaregebiet nur ein einziges Griffzungenschwert und
keines stammt aus Peschiera selbst. Wir meinen, daß die Bronzeindustrie jener Zeit
in sich genügend unabhängig war, um eine Form wie die des Griffzungendolches
selbständig zu entwickeln. Andererseits muß die innere Verbundenheit dieser Indu-
strie, müssen Handel und Verkehr stark genug gewesen sein, um jede neue, auch
lokale Errungenschaft rasch zu einem gemeinsamen Gut werden zu lassen. Anders
könnte man sich die folgende, weit ausgreifende Verbreitung des Griffzungendolches
kaum erklären, der zudem, kaum erst erfunden, gleich danach in einer reichen Fülle
von Variationen und Nachahmungen erscheint und dadurch seine ursprüngliche Aus-
prägung verliert. Mit diesem Prozeß müssen sich auch die Herstellungszentren ver-
schoben haben: auch die nördliche Po-Ebene, zusammen mit dem mittleren Donau-
raum, tritt jetzt neben dem Terremaregebiet als Erzeugungszentrum hervor.
Schon bald nach der Erfindung des Griffzungendolches müssen andere, mehr prak-
tische Erfordernisse das Übergewicht erlangt haben. Der Griffzungendolch der voll
entwickelten Urnenfelderzeit ist nach Form und technischen Eigenschaften im Grunde
ein kurzes Griffzungenschwert. Entsprechend erlangt bei seiner Herstellung nunmehr
jener nordöstliche Raum, der in dieser Zeit auch für so viele andere Bronzegegen-
stände tonangebend war, eine deutliche Vorrangstellung.
Die Dolchgruppen A, B—C kann man unbedenklich auch als chronologische Hori-
zonte benutzen. Die Unterschiede zwischen A einerseits und B/C andererseits erlauben
es zudem, die v. MERHARTschen Formulierungen über den Peschiera-Horizont schär-
fer zu präzisieren. So scheint uns eine unmittelbare Parallelisierung der Schlußphase
von Terremare- und Apenninenkultur mit den spätmykenischen Stufen (Furumark)
III B (1300—1230) und III C la (1230—1200) zu stark vereinfacht. Vor allem wäre
zu klären, was unter der Schlußphase von Terremare- und Apenninenkultur tat-
sächlich zu verstehen ist. Wenn etwa Säflunds „Adriatische Phase“ damit bezeichnet
werden soll, dann muß es sich um eine Zeitstufe handeln, die entschieden jünger ist
als die berühmten Bronzen aus Scoglio del Tonno, die mit Sicherheit noch in eine
apenninische Schicht gehören. Im echten Sinne „adriatisch“ ist nur die obere Strate
dieser Siedlung, dieselbe, die auch die spätmykenische Keramik geliefert hat.
Die gleiche Unterscheidung gilt auch für die Terremare, deren letzte Phase (Säflunds
Stufe II B) in ihrem keramischen Bestand noch so eng mit der Adriatischen Kultur
verbunden ist, daß es kaum möglich scheint, sie früher als diese anzusetzen. Dies
bedeutet, daß zu Beginn der adriatischen Phase die für den Peschiera-Horizont kenn-
zeichnenden Bronzen mindestens teilweise schon seit einiger Zeit „im Handel“ gewesen
sein müssen. Es ist dies eine Annahme, die sich auch auf die stratigraphische Lage jenes
kleinen Depots von Gorzano stützt. Allerdings ist die Unterscheidung dieser beiden
Horizonte: II A und II B in den Terremare, Apenninisch und Adriatisch auf der
Halbinsel, nur in der Keramik, nicht aber in den Bronzen deutlich.
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Auch besteht u. E. kein Anlaß, die Urform des Griffzungendolches unter allen Umständen
im Entstehungsbereich der Griffzungenschwerter zu suchen. Dagegen spricht schon
die Tatsache, daß beide Formen sich in ihrer Verbreitung keineswegs decken und daß
sich auch das Zahlenverhältnis in den verschiedenen Gebieten stark verschiebt. So gibt
es z. B. aus dem gesamten Terremaregebiet nur ein einziges Griffzungenschwert und
keines stammt aus Peschiera selbst. Wir meinen, daß die Bronzeindustrie jener Zeit
in sich genügend unabhängig war, um eine Form wie die des Griffzungendolches
selbständig zu entwickeln. Andererseits muß die innere Verbundenheit dieser Indu-
strie, müssen Handel und Verkehr stark genug gewesen sein, um jede neue, auch
lokale Errungenschaft rasch zu einem gemeinsamen Gut werden zu lassen. Anders
könnte man sich die folgende, weit ausgreifende Verbreitung des Griffzungendolches
kaum erklären, der zudem, kaum erst erfunden, gleich danach in einer reichen Fülle
von Variationen und Nachahmungen erscheint und dadurch seine ursprüngliche Aus-
prägung verliert. Mit diesem Prozeß müssen sich auch die Herstellungszentren ver-
schoben haben: auch die nördliche Po-Ebene, zusammen mit dem mittleren Donau-
raum, tritt jetzt neben dem Terremaregebiet als Erzeugungszentrum hervor.
Schon bald nach der Erfindung des Griffzungendolches müssen andere, mehr prak-
tische Erfordernisse das Übergewicht erlangt haben. Der Griffzungendolch der voll
entwickelten Urnenfelderzeit ist nach Form und technischen Eigenschaften im Grunde
ein kurzes Griffzungenschwert. Entsprechend erlangt bei seiner Herstellung nunmehr
jener nordöstliche Raum, der in dieser Zeit auch für so viele andere Bronzegegen-
stände tonangebend war, eine deutliche Vorrangstellung.
Die Dolchgruppen A, B—C kann man unbedenklich auch als chronologische Hori-
zonte benutzen. Die Unterschiede zwischen A einerseits und B/C andererseits erlauben
es zudem, die v. MERHARTschen Formulierungen über den Peschiera-Horizont schär-
fer zu präzisieren. So scheint uns eine unmittelbare Parallelisierung der Schlußphase
von Terremare- und Apenninenkultur mit den spätmykenischen Stufen (Furumark)
III B (1300—1230) und III C la (1230—1200) zu stark vereinfacht. Vor allem wäre
zu klären, was unter der Schlußphase von Terremare- und Apenninenkultur tat-
sächlich zu verstehen ist. Wenn etwa Säflunds „Adriatische Phase“ damit bezeichnet
werden soll, dann muß es sich um eine Zeitstufe handeln, die entschieden jünger ist
als die berühmten Bronzen aus Scoglio del Tonno, die mit Sicherheit noch in eine
apenninische Schicht gehören. Im echten Sinne „adriatisch“ ist nur die obere Strate
dieser Siedlung, dieselbe, die auch die spätmykenische Keramik geliefert hat.
Die gleiche Unterscheidung gilt auch für die Terremare, deren letzte Phase (Säflunds
Stufe II B) in ihrem keramischen Bestand noch so eng mit der Adriatischen Kultur
verbunden ist, daß es kaum möglich scheint, sie früher als diese anzusetzen. Dies
bedeutet, daß zu Beginn der adriatischen Phase die für den Peschiera-Horizont kenn-
zeichnenden Bronzen mindestens teilweise schon seit einiger Zeit „im Handel“ gewesen
sein müssen. Es ist dies eine Annahme, die sich auch auf die stratigraphische Lage jenes
kleinen Depots von Gorzano stützt. Allerdings ist die Unterscheidung dieser beiden
Horizonte: II A und II B in den Terremare, Apenninisch und Adriatisch auf der
Halbinsel, nur in der Keramik, nicht aber in den Bronzen deutlich.