Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

DOI Artikel:
Lais, Robert: Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen (Ldkrs. Freiburg)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0191
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Technik der frühmittelalterlichen Keramik eines Dorfes bei Merdingen, Ldkrs. Freiburg i.Br.

185

lisch blauschwarzen Oktaeder des Magnetits oder Magnoferrits und, entsprechend ihrem
natürlichen Vorkommen seltener, die flohbraunen diamantglänzenden Oktaeder des
Koppits. Auf An- und Dünnschliffen sieht man vor allem häufig den Magnetit oder
Magnoferrit. Diese beiden Mineralien lassen sich aus feinpulverisierten Scherben leicht
mit dem Magneten herausziehen. Im gefilterten ultravioletten Licht der Quarzlampe
fluoresziert der Kalk des Kaiserstuhls wie der der Merdinger Scherben prachtvoll rosen-
rot, während andere Kalke braune Farbe zeigen.
Sehr viele der mit Kalkspat gemagerten Scherben enthalten kleine dunkelrotbraune bis
ziegelrote Flecken, die sich von der schwarzen, grauen oder gelblichgrauen Grundmasse
deutlich abheben. Ihre Umgrenzung ist sehr unregelmäßig. Die mikroskopische Unter-
suchung hat ergeben, daß manche dieser Flecken noch einen metallisch blauschwarzen
Kern enthalten, der aus Magnoferrit besteht. Hier ist offenbar stark verwitterter Kalk
des zentralen Kaiserstuhls verarbeitet worden, dessen Magnoferrit zum größten Teil
schon in Brauneisenstein verwandelt war. Von den Schelinger Matten erwähnt Knop
das reichliche Vorkommen von dichtem bis mulmigem Brauneisenstein. Aber auch im
Kalk des Steinbruchs am Badloch sind solche braunen Massen häufig. Sie färben sich
beim Brennen des Tons rot.
Es kann demnach auch nicht der leiseste Zweifel darüber bestehen daß das Mager-
gut der mit Kalk gemagerten Scherben von Merdingen aus
dem zentralen Kaiserstuhl stammte, daß eine im Breisgau
liegende Töpferwerkstatt diesen Kaiserstühler Marmor
künstlich zerkleinerte und einem in der Rheinebene gewon-
nenen Ton zugesetzt hat.
Die Mehrzahl der kalkhaltigen Scherben ist mit grob- bis feinkörnigem, ein kleinerer
Teil mit einheitlich feinkörnigem Kalkspat gemagert. Entweder ist im zweiten Fall das
Zerkleinerungsverfahren so lange fortgesetzt worden, bis ein einheitlich feines Korn
erzielt war, oder, und dies ist wahrscheinlicher, das feinkörnige Material ist vom groben
durch Absieben getrennt worden. Wie die Zerkleinerung erfolgte, wissen wir einst-
weilen nicht. In urgeschichtlicher Zeit wurde das Magergut auf einer aus einem abge-
flachten größeren Steinblock bestehenden Unterlage mit einem länglich-runden hand-
lichen Klopfstein, meist einem harten Flußgeröll, zerschrotet (Lais, 1935). Wahrschein-
lich arbeitete auch der mittelalterliche Töpfer, der das kalkgemagerte Merdinger
Geschirr hergestellt hat, mit ähnlich einfachen Mitteln.
Daß die Verwendung des Kalks als Magergut bei der Herstellung des Geschirrs
gewisse Vorteile geboten hat, ist sicher.
Am Badberg stand der grobkristalline Kalk in unerschöpflicher Menge zur Verfügung;
er konnte leicht gebrochen und infolge des grobkristallinen Gefüges sehr leicht zer-
kleinert werden. Für andere Magerungsmittel, etwa Quarz und Feldspat, mußte der
Rohstoff, in der Hauptsache Granit, in Form von Gerollen aus den Schottern der
Rheinebene ausgelesen werden. Die Zerkleinerung — und darin sehe ich die Haupt-
ursache für die Verwendung des Kalkspats — war bei diesem sehr viel leichter und
nahm erheblich weniger Zeit in Anspruch als bei Quarz oder quarzreichen Gesteinen.
Dies wurde auf Grund eigener Versuche festgestellt.
 
Annotationen