Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

DOI Artikel:
Fingerlin, Gerhard: Das alamannische Gräberfeld von Binningen im Hegau, Ldkrs. Konstanz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0108
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
100

Gerhard Fingerlin

Grab 1 :
Trommelperlen sind für das ganze sechste Jahrhundert belegt, ebenso scheint der
silberne Sieblöffel eine langlebige Form zu sein: Durch Kleinhüningen Grab 7461) ist
der gleiche Typ schon für den Anfang des sechsten Jahrhunderts bezeugt, während
die Stücke aus Gammertingen62) und Bülach Grab 4 63) durch ihre Beifunde schon in
die ersten Jahrzehnte des siebten Jahrhunderts datiert sind. Auch der Bergkristall-
anhänger läßt sich zeitlich nicht schärfer eingrenzen. Im merowingischen Bereich scheint
das früheste Vorkommen ein reiches Frauengrab aus Schwenningen64), das späteste ein
ebenfalls gut ausgestattetes Grab aus Tannheim65), womit ein Zeitraum von der ersten
Hälfte des sechsten bis zur zweiten Hälfte des siebten Jahrhunderts umschrieben wäre.
Wenn J. Werners Vermutung, daß diese Anhänger um die Mitte des siebten Jahrhun-
derts von Amulettkapseln abgelöst werden, zutreffend ist66), die Kristallkugel aus Tann-
heim demnach als altes Einzelstück gewertet werden muß, bleibt etwa eine Spanne von
hundert Jahren, da die Auflage silberner Filigrandrähte eine Datierung schon in die
erste Hälfte des sechsten Jahrhunderts ausschließt67).
Zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts — erste Jahrzehnte des siebten Jahrhunderts.
Grab 2 :
Glasschale vermutlich sechstes Jahrhundert.
Grab 3 :
Tongefäß mit Einglättmuster. Vergleiche Kommentar zu Grab 4.
Spätes sechstes Jahrhundert — Anfang siebtes Jahrhundert.
Grab 4 :
Garnituren mit rundem Beschläg sind aus geschlossenen Funden des späten sechsten
und des ganzen siebten Jahrhunderts vielfach belegt. Bessere Anhaltspunkte bietet das
Gefäß mit Glättverzierung: Von J. Werner wurde die ganze Gruppe in die erste Hälfte
des siebten Jahrhunderts gesetzt68). Diese Datierung scheint nach den betreffenden
Grabfunden aus Güttingen etwas zu spät09). Dort schon für die Zeit „um 600“
gesichert, muß die Produktion bereits in den letzten Jahrzehnten des sechsten Jahr-
hunderts eingesetzt haben.
„Um 600“ — erste Hälfte des siebten Jahrhunderts.

81) Historisches Museum Basel. Die Kenntnis dieses Inventars verdanke ich der Freundlichkeit
R. Laur-Belarts.
6S) Sieblöffel aus dem Fürstengrab: I. W. Gröbbels, Der Reihengräberfund von Gammertingen
(1905), Taf. IX, 1.
83) Werner, Bülach, Taf. I, 17.
84) Germania 23, 1939, Taf. 6, 9 a—b.
85) Fundber. aus Schwaben XVIII, 1910, Taf. VIII.
86) J. Werner, Beiträge zur Archäologie des Attilareiches (1956), 36, und vom gleichen Verfasser,
Das alamannische Fürstengrab von Wittislingen (1950), 38 ff. Vgl. dagegen Anmerkung 66.
87) Filigranauflage ist durch das Frauengrab aus dem Kölner Dom bereits für die Zeit um 550
belegt. Neben kostbarem Schmuck und reicher Gefäßauswahl gehörte auch ein Bergkristall (?)-
Anhänger mit aufgelöteten Filigrankreisen (!) und eine silberne Amulettkapsel (vgl. Anmer-
kung 66!) zu dem ungewöhnlichen Inventar. Germania 38, 1960, 89 ff. Vgl. Anmerkung 41.
88) Werner, Bülach, 21.
") Vgl. Anmerkung 36.

UB HBIBBLBHRG
 
Annotationen