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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 22.1962

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Dauber, Albrecht: Zur Besiedlungsgeschichte im Stadtgebiet von Tauberbischofsheim: (Die Funde beim Bau der Milchzentrale 1959/60)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43789#0193
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Zur Besiedlungsgeschichte im Stadtgebiet von Tauberbischofsheim

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Durch Bauaufschlüsse aller Art (Planierung, Ausschachtung, Versorgungsleitungen),
die Gelegenheit zu Beobachtungen gaben, wurde etwa ein Viertel des Gesamtgrund-
stückes betroffen. Die Beobachtung und die Fundbergung durch örtliche Helfer der
Denkmalpflege mußte im Zuge der rasch voranschreitenden Arbeiten geschehen3).
Ganztägige Überwachung der Baustelle war unmöglich, wie auch die gründliche Unter-
suchung der einzelnen Fundpunkte aus arbeitstechnischen und Zeitgründen unterbleiben
mußte. So konnten die Beobachtungen weder zu einer gleichmäßigen und vollständigen
Erfassung des Vorhandenen noch auch zu einer sicheren Definition des Fundcharakters
für den einzelnen Fundpunkt führen. Der abgebildete Plan kann also lediglich als
Übersichtsnetz für eine Stichprobenentnahme gewertet werden. Die Fixierung jedoch
der einzelnen Fundpunkte wurde an Hand der Baupläne genau durchgeführt und die
Funde nach Fundpunkten zuverlässig getrennt gehalten.
Diese Feststellung erfährt keine Einschränkung durch die Tatsache, daß bei einer Reihe
von Punkten Fundstücke mehrerer Perioden erscheinen. Dies ist vielmehr in den Lage-
rungsverhältnissen an der Fundstelle und ihrer Umgebung begründet, über die deshalb
noch etwas gesagt werden muß 5 6).
Die erwähnte Talstufe, die mit ihrem Zusammentreffen günstiger Siedlungsgrundlagen
in allen Perioden Siedler angelocht hat, steigt gegen Osten mäßig an und endigt bei
etwa 250 m Breite an einem Knick der nun steiler aufsteigenden östlichen Talwand.
Oberhalb dieses Knickes sind bisher ebenfalls keine Funde aufgetreten. Es ist wohl auch
nicht mit solchen zu rechnen, denn hier fehlt der die Talstufe deckende Lößlehm fast
ganz. Was hier allenfalls an Löß und Lößlehmbedeckung ehemals vorhanden war, findet
sich heute als abgeschwemmte Humusdecke auf der unteren Talstufe. Das Aufwachsen
dieser Humusdecke, die bis zu 2 m Mächtigkeit erreichen kann, hat zweifellos längere
Zeiträume beansprucht. Ob sie als kontinuierlich oder rhythmisch ablaufender Vor-
gang zu denken ist, läßt sich nach dem bisher verfügbaren Beobachtungsmaterial noch
nicht entscheiden. Der Beginn des Vorgangs scheint in nachneolithischer Zeit zu liegen.
Die Tatsache, daß sich die gesamte nachneolithische Besiedlung der Talstufe bereits auf
dieser wachsenden Humusdecke vollzieht und ihre Eingriffe in den Boden nur in Aus-
nahmefällen noch die Humusuntergrenze durchstoßen, läßt auch bei einer regulären
Grabung keine Trennung einzelner Objekte mehr zu, weil sich alle Eingriffsgrenzen in
dem gleichmäßig dunklen Humus verlieren. Allenfalls bei Objekten, die mit ihren
tiefsten Partien noch in den kontrastabbildenden Lößlehm hinabreichen, lassen sich Ab-
grenzungen mit Vorbehalt in den Humushorizont weiterprojizieren.
Bei zeitlich und räumlich beschränkten Beobachtungsmöglichkeiten, wie sie im Bereich
des Neubaugeländes „Milchzentrale“ bestanden, konnte Fragen dieser Art kein Raum
gegeben werden. Wo daher hier unter einer Fundpunktnummer verschiedenartige
5) Dies geschah in der Zeit von Sept.—Nov. 1959 im wesentlichen durch Bezirks-Baumeister
W. Wämser und dessen Sohn Ludwig sowie durch H. Pahl und dessen Sohn Wolfgang.
W. Wämser fertigte Übersichtsplan (Abb. 6) und Bericht, L. Wämser ist die pünktliche Ber-
gung und Trennung des Fundmaterials zu danken.
6) Die im Fundbereich „Milchzentrale“ gemachten Beobachtungen werden dabei ergänzt durch
die Erfahrungen einer Plangrabung 300 m südlich der Milchzentrale im Frühjahr 1961 und
einer gleichzeitig zwischen beiden Punkten gebaggerten Wasserleitung von 400 m Länge.
 
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