Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

DOI article:
Liebschwager, Christa: Ein Frühlatènegrab von Mauchen, Ldkrs. Waldshut
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0084
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
7 f> Christa Liebschwager


Die bisher bekanntgewordenen südbadischen Grabfunde aus der Frühlatenezeit konzen-
trieren sich im Breisgau und Hegau und treten vereinzelt am Hochrhein auf. Sie dringen
dort nur wenig in die Schwarzwaldtäler ein. Die Fundstelle von Mauchen, in einem Seiten-
tälchen der Wutach gelegen, bildet eine Ausnahme. Abgesehen vom Gräberfeld von
Singen a. H., Ldkrs. Konstanz2), und einer Gräbergruppe von Aach, Ldkrs. Stockach3),
wurden nur Einzelgräber bekannt. Eine Frühlatenebestattung von Säckingen4) gehört
möglicherweise zu einem größeren Latenefriedhof. In der Regel handelt es sich um Flach-
gräber, unter denen die Frauenbestattung von Mauchen durch reiche Tracht- und Schmuck-
beigaben auffällt. Drei Fibeln als Trachtbestandteile gehen bereits über den normalen
Rahmen hinaus. Zum Vergleich können nur Grab 5 (1929) von Singen a. H.5 * 7) und Grab 1
(1930) von Tiengen, Ldkrs. Waldshut8), sowie ein außergewöhnlich reicher Grabfund von
Mahlberg, Ldkrs. Lahr'), angeführt werden. Soweit beobachtet wurde, lagen die Fibeln
meist an den Schultern oder auf der Brust der Bestatteten; leider wurde nur selten ihre
Ausrichtung vermerkt. Das Fußende der Mauchener Fibeln zeigte zum Kopf der Toten
(vgl. Taf. 33). Auch die entgegengesetzte Orientierung ist bekannt8). Diese erscheint —
sofern man aus der Lagerichtung der Fibeln auf ihre Tragweise schließen darf — zweck-
mäßiger, da sie beim versehentlichen öffnen der Nadel ein Abgleiten verhindern würde.
Es ist im übrigen fraglich, ob die Ausrichtung der Mauchener Fibeln tatsächlich deren
Tragweise andeutet. Bei allen drei Exemplaren war die Nadel aufgespreizt. Wenn dies
nicht durch Druckwirkung im Grabraum hervorgerufen wurde, darf man annehmen, daß
die Fibeln geöffnet ins Grab gelegt worden sind — gleichsam als funktionslose Beigabe9).
In diese Richtung weisen auch das zwischen den Oberschenkeln aufgefundene fragmen-
tierte Bronzekettchen und der alt zerbrochene Knotenarmring, dessen Gegenstück den
rechten Unterarm umschloß. Beide dürften bei der Beerdigung dort niedergelegt worden
sein. Eine Grabstörung wurde nicht festgestellt. Obgleich Kettchen und Knotenring bereits
zu Lebzeiten der Toten unbrauchbar waren, erscheinen sie als Grabbeigabe. Daran zeichnet
sich die Sitte ab, die Verstorbenen mit ihrem vollständigen Schmuckensemble auszustatten.
Die plastisch gegossene Bügelverzierung der Mauchener Fibeln vom Münsinger Typ hat
im südwestdeutschen Raum nur wenige Vergleichsstücke. Eine gute Parallele zur Fibel
(Taf. 34, 1) lieferte Grab 9 (1929) von Singen a. H.10). Auch bei dieser Fibel ist der rund-
stabige Bügel mit einem schmalen eingetieften Zickzackband verziert, in dessen Winkeln

2) Röm.-Germ. Korrespondenzbl. VII, 1914, 6 ff.; Bad.Fundber.il, 1929—1932, 200 ff.; Ger-
mania 14, 1930, 77 ff.; 32. Ber. RGK. 1942, 67 Abb. 13; 14.
3) Bad. Fundber. III, 1933—1936, 44; 157.
4) Bad. Fundber. III, 1933—1936, 45 (hier irrtümlich als „Mittel-Latenegrab“ bezeichnet); 32.
Ber. RGK. 1942, 67 Abb. 12 C.
5) 32. Ber. RGK. 1942, 78 Abb. 14, 3. 4. 6 (zwei Bronzefibeln, eine Eisenfibel).
«) 32. Ber. RGK. 1942, 63 ff. Abb. 12 A (drei Bronzefibeln).
7) 32. Ber. RGK. 1942, 60 ff. Abb. 11 (je fünf Bronze- und Eisenfibeln).
8) 32. Ber. RGK. 1942, 60 Abb. 10 (alle zehn Fibeln des Mahlberger Grabes zeigten mit der Spiral-
rolle zum Kopf der Toten).
8) In diesem Falle könnte man an eine Totentracht oder ein Leichentuch denken, zu deren
Befestigung Fibeln unnötig waren.
><») 32. Ber. RGK. 1942, 78 Abb. 14,2.
 
Annotationen