Der Bund der Pfälzer
-nprsa.rv'lelte lick ani Montaa al>end im Enrtensaale
L-? Ärnionic - Dcr Norsit;ende seichncte i.i riwp-
rien "Äorrcii die Pfalzfranc in iörer ausj-'rpvlitl-
^en und innerdeiitschcn Seite. Der Bund hadcin
Würdiouna der aelienwartiüen -ldliri-
lichkciten einer seiner HlruptcnrMLen, die
, n iierleiLunn der lintürlieinischen
Nfal. in Badcn. irlio die WiedlrrLerstcUuug
der n ten K u r p f a l^urückacstellt. 3m Dordcr-
grund seincr Tätiotcit stcLe die Abv^hrdersraiiz
Annerionsbestrebunaen in der Nachteile. die uder di
rreu inni Tcutschtuin rts>d zumi TMi-sch«n Ncichc
haltenden Pfcilzer dadurch loinmen. Hcrrte gelte e^.
gegen dcn Druct von Wcstcn. so.wohl m der Pialz
se ber als auch im lianzcn deutschen Rcich. mrche-
sonder' in den a.ngrc,izendcii Landern. vor allem
auch in Daden. cine Einhcitcsrcnt her.Mellen. d,e
von allcn pLlitischcn und tonscm.onelleii Schranbon
frei sei. Die Frasc. eb die Picrlz. bci Layern
bleibcn. ider ob si'.' sick, einem anderen Nachbar-
lands ausch i-ften soll. ȟisse l;mter d.eier Einlseits-
5ront zurückc^stellt wcrden. bis auch di« <jeit lur
'hre Losung gclciminen sei.
Hierauf hielt Universitätsprofcsso^ und Ober-
bibliothekar Geh. Rat Dr. WiNe. ielblt cin Ur-
psälzer und ein glänzendi.r Kenner der Ge>a>icht<
und Kultur der Psalz. cinen Nortrag »ber .Das
Fiirstbistum Speycr un> 'em - c^nFurstbrfchofe.
Qn meistcrhaftcr und scsselndcr Meise vcrstand cr
<s seiu.n Zuhörcrn da; Bild emes unter«.gan-
geneu Ueinen dcut-ichcn geisdichen Wcltstaates un
18. Jachrhundert zu zcichnen und dabei auf sewisse
Achnlichkeiten niit der Ecaenwart hinzuLvei.seir.
Dsr kleine Staat Spm.'r links und rechts dcs
Rheinstroms, also-damails wie heutc die Kurvsalz
eine Brücke zwischcu den PMzcrn Unks und rechts
des M/vins -nrüsse nicht von Speyer aus-, svndern
oon Vruchsal cms betrachtct werden. Dort haben
rm Zeita ter dcs absalritistischen Mrftentnms, da
nuch der k einste Herr scinen Ruhm zu vcrkünden
suckjtc. die Mschöfe von Speyer sich eünen !-ün.stle-
rischg-'änzendeu ZürstenM EMcn.'als allegori-
sches und symbolisches Bild ihrer Macht. Dcks
Echlss, zu Bruchsal ist das Mcisterwerk des ge
nicüen BaLthrüar Neumann und dcs Vüilers
Zick.
Der kleino Staak, geistlich und weltNch zu-
gleich, mit Schwert und Bbschofsftah umfah 8 Qkm.
und bSOOlf Einrvohner nrit den Hauptstädten
VruMl rmd D-ideShiKm. Dazu gehörte die Bcne-
diktineralbtoi Weißenbiura, ferner das Gobiet dcr
MadenLurg -und Dachn. Doch über diese L-ande süd-
lich der Quaich war der Fürstbisches langst kein
Herr mchr, in ihnen herrschte in WirkUchreit dor
Franzose. Wie heute. so war es dcrmals evne
sranMsche B-eihLcde in vinem reichsdcutschen Ka-
binett. Auf seudal-sozialer Grundlage' war der
Kleinstaat ausgebaut. Hinter doni Fürstbischrf stand
ein Domiapitel cvus den adeUsen Grundherrcn des
Stifts. Zwvschcn beiden ga.h es sortdauernde Ber-
ftlffungLkämplfe; nur eine harte Hand kcnnt,.' ge-
genüber den adeligen Domcherren Nuhe schasfen.
Fürstbifchof D.amian Huso aus dem Hausci
der Erafen Schoendorn ging infolge dieses
Kampses nach Bruchsak und gründete dort den
herrlichen Fürstensih im Stile des Barock. Er war
der Wrederhersteller des Staates Speyer, sine Ver-
einisung dss Priesters der Kirche und des selbst-
herrlichen Souveräns. doch auch ern Freund dos
höschchen Glanzes. Das Bethcms und das Lust-
haus Ercmitage stehen in Washäu-
sel dicht neben einander. Der Charalter der Herr-
schaft wär patriarchal. War d'r Biirger und Baucr
brao und sel)orsam! und der Landcsherr etn auter
Landcsvater, so konnte man mit Recht fagen. cs
sei unter dem Krummlstabe gut rvühnen. Die Spros-
sen des gräiflich.'N Häuses Schoenborn waren a-s
die -Inhaber der Bischofsstühle WürzLurg. Dani-
berg. Speyer und Trier Aüuster guti.'r Staatsver-
roalter und widerlegten die Phraise von Ler Mih-
wirtschaft all-er gÄWchen Herrschaften. Sein Nach-
s-olser würde im Iahre 17-13 Kardinal Franz M,ri>
stian von Hutten, der das Schloh m Druchsal
als PraMtück des Rolöko vollendetc. Sein Nach-
folger, Philipv August von Limburg-Sti-
rum (1770—1797), ein Westfale. aber durch seine
Mutter mit den Grasen Schoünüc.rn verwandt. -war
der bedeutendste und interesiantcste der Fürst-
üischose von Speyer. Staatsmännisch und staats-
wirtschastlich wohl erfahren. mehr von prallischem
Verstand und feinsinnig, beftimmt von einem eiscr-
nen unbeusfamen Willen. Rochthaberei war stär-
ker in rhm als Rechtsgefühl; darum war er cm
ganzes Mciischeiialtcr hliidui>b in Prozejse vcr-
wickclt und v>or seiner LILabl den Mitgliedern des
Dcm-.kapitels verhaßt. Ilnd demioch wurde er ein-
stiimnig zum Fürstbischof gewählt.
Spate Forschung hat dieses Nätscl ausgcklärt.
Ec- geschä.h auf B.'fehl dcs -- Küiiigs von Frank-
vUck> PsliMSewuht uud arbeitslustig verroattete
cr dirs ihm 'anverlraute Gut. Er hat das unter
seincm Dorgänoer verschuldete Land wieder in Lte
Höhe gebracht. Unter ihm entstand 1772 die Aem-
tero.rdnung, die chne Drennung von Justrz und
Lorwaltung tPolizoij durchführte. Allerdings be-
hielt sich davei der Fürstbischof eme Kabmetts-
justiz vor uud gab der Prrmelstrasi.' jederzeit vor
dcr Eeldstrafe den Vorzug. Er wackckc selbit uiber
den Diurst serner Untertanen und über die Tugend
dcr weiblichen Bcwohner scines Landes. Politische
Freihoih'ir gab cr scinem Döttcheir nicht. Trohd-.'m
blieb die religiöse Verwcrltuug vomr Geiste der Aus-
klärung nicht mrbcrührt. ..Der Faimttsimis hat
zu allen Zeiten der Kirche mehr aeiruht als ge.cha-
det". lehrte er in einer seiner praktischm Hirten-
briese. Seine besondere Fürsorge widmete er, un-
tcr Ancrkennung seiner Zeitgenosien. Len Kindern
und er beaann d-nr Lehyerstand durch eine gute Ge-
halt---ordnung aus seiner -unwürdioeir Stellrmg her-
auszul-eb-'n. Er war cin Aiuster sür foziale Wr-
sorve rmd ösfentlrche EosiundheitsMcae. Dcrain war
jhm scin Lcibarzt Fohann Peter Frank. aus
NodaÄern. einer der größten Aerzte semer Zett
rmd einer unserer berülMtefteir Lcmdsleut'L Bera-
1er rmd Helfer. Dennoch warcn seine Untertanen
nicht glücklich und zufrieden. Wobl hatten sie oie'o
Wcchltaten, vber keine Freiheit. viele Pflichten,
abcr keine Rechte. Die Staatslehve rrnd Staats-
auffnsi-ung -ieses Fiirstbischiss wgr ein Gottes-
gnadcntum. das er sich zrrr Gottähnlichteit erhob<n
hat. „Der Landesherr vertritt die Stelle Gottes
cmf Erden, er ist sern CbenSild rmd heißt Landcs-
vater. Die Untertanen »nüsien sich in rhm das Mld
Gottes vorstellen. der Landesherr stoht aks dor ab-
solut Wisiende llber dem Staate: der Uirtertan hat
nicht zu frasen. sondern nur zu antworten.-
Unter den Stürmen der französifchen Revolu-
tion gina däs Fürstbistum Spey.'r zugruirde. Fwrst-
Lischos Philipp Arrsust oerlor dadurch seinen grö^
tcn Prozetz, nämlich sein Land, und starb 1797 ctts
Flüchtling. Nur noch 7 IUhre regierte sein Rach-
folger und dann wurde drs klcine Land sÄulari-
siert. 1803 wurde das rechtsrheinrsche Gebret ba-
disch. der Rhein wurde die Erenzjs. Nur noch zwei
Naudenlmäler halten die Erinnerung an den un-
tergegansmen Kleinstaat sest: der Dom zu Spey'ir
und die Residenz zri Bruchsal, diese dcrs glänzende
Schatzkäftle'iir des herteren Rokokos.
Nachdem dcr reiche Beifall für die geistvollen
Aussi'chrungien des Redners geendigt hatt--'. so'gto
nock cine politifche Aussprache in dem Sinne, wie
sie schon rn der Einleilung hrrvorgehoben worden
ist. 8c.
Brennholz und Nnhholz
Mit den Brennholzpreisen. die durch
Bekanntmachung des Ministeriums des Jnnern
vom 11. Novemöer ab Wald erhöht worden sind,
Lcfgsit sich ein amtl. Artike'l. Danach beträgt di'e
nenerliche Erhöhung ie nach den Holzsor-
ten 20 bis 30 v. H. der bisherigen Aöchstpreise.
Der amtl Artikel bemerlt. die neue Prersgestaltnns
sei dre natürlichr Folge dcr erngetr''.'tenen Gsldcnt-
wcrtung rmd der enornr gestiogenen Produktions-
kosien des WalLLesihers. Lon eincr Vewucherung
der Kon.sumenten lönne keine Nede sern. Die Stei-.
gcrung des Mrbraucherpreises werde in erster Li-
nie von der Auswärtsbewegiliig der Löhne und
Frachlsäke bcernflußt. Schliessiich stellt dcr amtl.
Ärtikel sest, dasi die in Baden bcstehcnden Brenn-
holzpreisen noch erheblich rmter den Marktpreisen
der übrisen Stcvaten des Reiches stchen.
.Uevrr die Ausfuhr von Nuhbolz l;at die,
Först- und Domäncndirektion angeordnet. dast mit
Rücksicht auf die vom Neich in Aussicht stehende
Reselung der Holzzusuhr nach dem besetzten Gebiet
eine Genahmrgung sür den Versand von- Nutz-
holz nach Äuherbaden rrur noch erforderlich ist,
wenn der Versand nach den be.sehten Gebre-
1 e n eyolgen soll. Die Ubrigen Bestrmmungen der
Verordnunoen vom 22. Sept' und 10. Olt., rnsbe-
sondere die Besti.mmungen über den Versand .von
Skutzichichtholz nach cuHerbadifchen Orlen wcrderr
hierdurch nicht beriihrt.
trizitäts- und Gasrverke und sonstigcr hochwichtigcr
Detriebe. Auch an Hausbrand hcrrschto immer
noch Mangel.
! Sport -er^S.P
i
Die Synode als Sportsfeind
Es sibt doch tmimer noch Leute. die die Zeichen
der Zett nicht verstehen wollen. Zu diesen gesellt
sich nun auch die Synode der Diözese Mannheim,
oie nachfolgcnden Antras an die Staatsregieru rg
richtete:
..Der Sonntas wird in unferen Tagen durch
UeHungen und Veranstaltungen der verschre-
densten Sportsoerein« (!I) und durch allerlei
lärrnende Arbeitcn in Stadt und Land in ei-
ner Wcise entheilist (!), dasi wir als Ner-
treter der Kirchengemeinden. die cius üiebe
zum Vo-lk rhm seine echischm Werto erhalten
wollen, d«M nicht mehr länser schweigen kön-
nen. Wir vcklangen von der Regierung, dasi
sie im Jnteresse des Bolkes dastir sorgt, das;
die bcjstLhenden Gfcsie. drv den Sonntas
fchüken, auch gehandhabt werden."
Drejer Antrag verrät zmrächst einen nicht zn
nbertreffenden Mangel an Verftändnis für d>ie
Wünsche und die Lebensirotwendigkerkn unsirer
nach Licht, Lrift und körperlrcher Regeneration lech-
zenden Jugend. Und das in einem Augenblick,
wo man sich ernstlich mit dem Eedanken trägt. das
dräser
Sonntas Äurch Sportvevaiistaltungen enthei-
li 6 t rvird ! ,
D,ann stellen wrr hier nur die Aeutzerunsen
zweicr Männer »egenübcr, dre zn den -Besten unfe-
rer Mtion zühlen.
Turnoater Jahn. der glühende Patriot,
schricb 1810 rn seiner ersten berühmten Schrist, mrt
der er dre Loibesübungen fördern und wte-der ein-
führen wollte:
Dunkel verküiwmert die Pflcvnze. inr Win-
lel verrostet Las Schwert. ohne Gebrauch wird dcr
Eeist stumps. ohne Aeutzerung dcr Wilbr zahm.
Unfcre Körperkraft ist crn versraoe-
ner Schatz; wir lassen sie verschimmeln bis
Fremde sie in Gebrauch setzen!"
Und Profesior F. A. Schmrdt. Bonn äutzerte
Der Sport in seinen verschiedenen Formen ntmint
eine Stellüna ein rm öffentlichen L-'bien und ist
zu einem Bestandteil der gcsainten Kultur unserer
Zert scworden. dcr fich heute gar nicht mehr aus
deni Da5ein der Vötter hinweg denlen lätzt."
Iu oicfen bitkrc'rnst'en Zeiten aber braucht
Deritschland ein Geschlecht sür die Zukunft das arif
starken Schultern die Lasten eines furchtbare.r Krie-
ges ertragen kann. Bon diesem Standpunlt aus
sagen wrr: Der Sonntag wird nicht ent- sondern
geheilikt durch den Sport und oas iirsofern
als <r dcr deutschen Iuoend Gelegenhert gibt,
Körper und Eeist im friediichen Kcvmpf zu ftühlen.
Krcrst. Ecsundheit und Schönheit de§ üeibes zu
erringen und oin lroiftvolles Eefchlecht der deut-
schcn Ration beranzuzieheir. das notwendig ist, um
den P'atz a» oer Sonne im Rate der Völker wie-
der zu errtngen, den uns ein unglücklicher Krrea
nahnr. Ein kraftlos Doitt «eht unter. ein skark Ee-
fchiecht aber trotzt fedem Sturm. Und das wollen
und müsicn wir beherzigen. Nur Leibcsübungen
schcvsfen erri starkes Volk. Alio gebt drr Jugend
Zeit und Eclcgeicheit zum Turnen und Sport,
fchafft Spiclplätze und geöt Mittei zur Organisie-
rung der ges-amten Jugend im Sport. Vertraut
aber auch dcr Zugend, die vreri.'iichn.ib Zahre die
Reichsgrenzcn mit rhrsn Leribern deckte. unü die Lie
Kraft hierzu nicht zuletzt Turnen und Sport ver-
danlte. Nur in einem gesunden Körper wohnt ein
gefunder Geist! Bor dem Kriege waren von 100
Mann schon 40 mrtaug'ich, wie maa es erst heute
ausphsn. Dcshalh sägsn war:
.Arböit ist das Gold, mit dem wir Deutjchländ
hockjbrins.n, Eeßundhert die ersie Vovbedmgung
und LsiÜ>sübunMN die Erundlage. auf der sie
sich aufbairt! Darum mutz dcr Sonntag der
Iugend für Turnen und Svort in erster Linie
bleiben; der Wcrltag gehört der Arbert!
Alfred Schmitz.
Die 7. Karksnrher Ruderreqattn wrrd am 27.
Iuni 1920 im Kavlsrrchär Rhevnhasen abgehaltcn.
Aus dcr Negatta soll der von dem bisherigen
Erotzherzog von Baden gestiftete wertvolle
Wanderpreis wicdcr ausgefahren werdcn. Er
befindet sich zur Zcht im Besitz des Ludwigshafener
Nudervereins. Ler ihn in eineni' grotzen Viererren-
nen errang. Das nächste Mal wird rnan mit dem
Prers wahrscheinlich ein Rennen im Ersten Acksier
ausstatten. Die Regatta-Vereinigring hat ausrer
der Negatta noch drei weitere sportliche Veranstal
tuirgen vorgesehen; einen Stadter-Achter rern?r
Hochschul- und Schiiler-Nennen. ' ^
" Rasensport. F. C. Phönix: F.-E. Union 1911
3.1 tSalbzeit 0:1). D. f. B. Heidelberg tLigammm-
schafl) verliert in Walldorf gegen Astoria 8-1 ln)
durch völliges Versagen der Verteidigrma N s Ä
2: Astoria 2 13:2. V. f. B. 3: Astoria 3 3 0 N r'
B. 4: Moria 4 8.1. ' ^
Handel und Verkehr
» Dre Gencral-Versammkuna der badiichen
Anilin- und Sodafabrik genchmigte die Lrhöhrma
des Erundkapitals durch Ausgabe von Stamnr-
aktien im Ncnnbetrag von 90 Millionen Mark sa.
wie oon Vorzugsaktien mit doppestem Ctimm-
recht und eine auf 3 r». H. Vorzrigsdividende Le-
schränkten Droidendenanspruch im Nennbetr^e von
72 Mllioneir Rik. Die Aktien wrrden zu 10? v
H. ausaegeben. Ferner wurde einstiinmig die nost
wendig geworden« Satzunasänderung ge-
nehrnigi und die Herren Alfred Merton von der
Metallbänk und mctalluvgischrm Eeselsichaft in
Fran'ksurt a. M. sowie Herr Louis Fade von der
TMtschen Eo:d- uird Silberich-'ideansiatt rn Frank-
ftrrt a. M neu in den Aufsichtsrat gewählt.
n Mannheimer Handelsber.'chte. Durch den
Schneefall sind die Stratzen unwegsam. was die
Abt^-efenmg der neuen Tabake im allgemeincn
hemmte. In der badischeir Ha>rdt find di-e ersien
Haupttabake verwogen worden. Dre Knappheit an
altem Rohtabal tr'.tt immer schärfer hervor. Von
Ersatzstofsen wurden vorwiegend Kirschblätter ge-
handelt. Tabakerzeugnisie aller Art zogen starkes
Znteresse auf sich. — Der Wrin markt wurde auch
weiterhin von grotzer Fest'qkeit beherrscht. In der
Rheinpsalz wurden in Orten der Unterhaardt zu-
letzt bis zu 10 000 Mark für dl-e 1000 Liter gezahlt.'
in Rheinhesien inindestens 9000 Mark sür die 1200
Liter. Die Mosel bietet Neuen nicht unt-er 9000
Mark dss Fudcür air. — Dre Zufuhren von Koh -
l c n hi>slten sich in den bisherigen engen Gvenzen.
Die Versorgung der Industrie stockte. Was heraus-
kam. drentd für den Bedorf veir Eisenbahnen. Elek-
Kklft nserii kefngem!
v,s ülüölsmps
."x /.
Neues. aus aller Welt
» Der Slufenthalt des Karsers. Wie Nachrichten
crus Amerongen bsfagen, trifft der Kaiser segen-
wärtig Vorbereitungen. das ibnr s§it seiner Ab-
dankung vom Erastn von Bentinck eingeräumte
Asyl zu verlassen und nach seincr ergenen. vor kur-
zem käustich erwovbenen Besitzung nach Doorn
Überzusiedeln. Dem Nernehinen nach wird der 'Kai-
ser in den ersten Dezembertagen in Doorn «rwar-
tet. Wilhelm II. lebt rrach wie vor der festen
Usberzeusung, datz die holländische Negierung n-ie-
mals in seine Auslieferung an die Entente einwrl-
wird. umsoweniger, als er die ihm von Hol-
land oemachten Verhallrmgsvorschristen mit pein-
lichster Gencmigkeit zu besolgen trachtet innd alles
MviMidet. rväs zu irgendwelchen Unstimmigkeiten
zwischen ihm und dcm ihm Gastrecht gewährenden
Lande Anlatz «oben könnte. D-'r Monarch scheint
entschlosien zu sein, dauernd in Holland zu blei-
<ben. Dies geht auch ans dcnr neuerdings abgeschlos-
senen Kauf einer weiteren Besitzung heroor. denn.
wre wir erfahrcn, hat der in Bcrarn wohnhaste
HluckennaNer Berends im Austrage des Kaisers
bei Sioutenb.rg ein Gut stir den Preis von 32 000
holländische Eulden angekauft.
* .jSclkatenrnte" der guten alten Zcit. Mäir
wundert sirt^ diatz die> So-kdaterrrätc- i»r DciutMcmd
fo -vtsle Miillionen gckostet haben, obschon kern
M^nsch von ihreni Leistungen etwas geincrkj har.
^nr Jahre 1848 war das ganz crndc'rs. Da mntzten
dro Freiheitskämvfcr den Dienst umfonst verrich-
tcn. Jn Hagnau am Lcdcnsee, wo srch 25 Mfann
geineld t lEn. war l.cr „grotze Küüele" sum
Fcttiweb:'! dcp Komvagnie gewählt wor-Len. Er
hielt mm cineS Tages aus dcim Nathau,s vor vor-
sammc'lier Bürgerschast solgcnde Redc: .Bürger'.
Fch Lin Lcr Höchstkommandicrendll im Dorf, abcr
ein arineii Teusel. Ohne Dttahluns kann rch -rve-
der mcine Zeit ovsern, noch mein Btut und L,ben
stir dio Freihelt auss Soiel setzen'. Jch bean'trage
deshalb, dah mir aus Äer Gän'.eindebrsie täglich
e:n halber Eiülden, ausgeworscn wevd'e als, Fqld-
w-ebckSLage." T,a erhob sich sein Fraund. oin Stock-
roter, und crwiderte: „Du schlcchter Kag! Jch
follt' Dtr 'grad ein vaar Ohrfeigen hinMagen.
Ceit Zahr rmd Ta« hast du gevredigt. dio Hrrrsn
hätten zu bohen Eehalt; das Volk nrüsse cirtbastet
werden, unL jetzt kommst Lu selbst rmd willst Eeld
uus der Eemrindekasse. Schäm' Lich'." Und-Bör-
sall jouchzlim alls anwesendcn Zasnauer. Dci.i
grotze Kübele aber schwicig und schämte sich, schänrte
sich all sein Lebtag, und untersch.ed- sich dadurch
vorteilhaist von dcn „Soldatenräten" lder Neuzeit.
^ Mitzglückte Rache. Nach einer Blättermel-
dung. haben Ueberwachunasbeamte des ^rsccgs-
wuchenamtes auf dem Bahnbofe zu CalM dem
21-jährigen Kafsehausbesitzer Hermann Beut«!
aus Pforzheim wicderholt arökere Mcnaen
Mehl. Rauchslersch und Eier abaenommen. Vor
kurzenr suchte nun Veutel sich an den Beamten
des ^rieaswucheramtes zu r ä ch e/m' Er lretz
sich in Eutinaen seinen Rersekoffer mit Mist
fü ll ein, in der Anncrhme. die Beamten auf
diese Weise hereinleaen zu> können. Diese hatten
von den Absichten jd-es Beutel Wind 'erhaltca
und als «r abends auf den Bahnhof von Calrv
kam. lietzen fie rhn unbehelliat. Dies ärgerte
den Beutel und er forderte die Beamten auf.
ihn auf Haprsterware zu durchsuchen. Daraufhin
nahmen die Beamten den Beutel mit sich auf
^schäftazirmmm: und mnterzoaent bort jdas
Eepäck des Beutel der von ihm verlanaten ttnter-
suchrma. Inzwischen fuhr dann jder letzte Zua
nach Psorzheim ab und Beutel durfte in 'der
Nacht seinen Mist selbst nach Pforzheim traaen.
* ^auptmann von Köpenrck redivrouo. Vor ei-
niger Zeit trat im vocdcrcn Kinzigtale ein Unbe-
^mnter bvi «e'mer Gemeindo als Untersu-
Hun9srichter auf. urn Erhebungen wegen Un-
F? machen. Er Loschlagnahmte cms
diescm Anlatz die Eemeindekasie. Der fa'scke Un-
tersuchunasrichier Lcimevkte auf dcm Wdge zur
die bLLahnrt/n
niiiWnvhmen. und sandt>> dcn Gnneinde-
Dücher zu hccken. Fn der
Zwischenzeit verichwand dann dcr falsche Unter-
suckungsrichter mit der Kasie. Fn St. Eeorgen
ist jetzt ein ^Ojahrisc-r Mann verhaftet wor-
den, der unter denr Verdacht stehl. die Köpenickiade
im vordeverr KinMtale S-Ipielt zu haben Er foll
auch uoch anderc strasbare Handlungen Legangen
haben. ^ ^
* Ein Gemütsmenfch scheint. nach doin ..Bor-
märts", der Bürgermeister von Hechingen in
Hohcnzollern zu sein. Fhm war vorgeworfen röor-
den, -datz er Butter verbraucht habe. die dem Ar-
menstiste der Stadt gehörte. Fn der Stadtrats-
sitzung gab der Bürgermeister nun die Tatsache zu,
'erklärte aber. seine Frau habe ohne, sein Wisien
disse Butter angenommen, er hobe deshäLb auch
boi der Stantsanwattschast Strafantrag gc!-
gen seine Frau sestellt!
^ Dre Sehnsucht nach Lem Vater. Bcst ldier
KricLSgefaiigenenheimkchr im Frarvkfmter Hauvt-
balinhof nicldcte sich Licsvr TaLc- em achtjährrger
Funge und erhat Aiuskunft, wmm Vatern e'm-
trcssen werde. Erstmrnt bcsäh man sich ckinmäl den
klcgncv Mann nähcr und es «rigaib sich, datz dcr
Burjche aus eincm EAnzug von Bevlrn Mahren
ans eincm norddeujfcheir Ort ka>m und feinen aus
der Eesangc'iilschast -urüMhremden Dater LegrMen
wettte. Er, hajte Papa seit vicr Jahren nicht
mchr gcisehen und war wackcr darmif losgeiahreir.
Muttern batto"ihm e'm Brot Md> strnfsis Mark auf
den Mcg mitgegeben. Der Funge wurde natürlich
recht steundlich aufgenommcn rmd bciwirjet, Länn
aing <r rn cjin Hotcl, wo er drei Nachte lcgierte,
Leirn erst mn dritten Tas nach seiner AnLunst
kain der Vatcr aus der Eefansenschast nrrl eincnr
Zug aus Konstaiiz an .
'^365 hertzenlose Elocken. WLHrend des Kricges
sind schätzung5lweise 67 000 Glocken an die Metall-
Mobilmachungsstellc abgeliefcrt worden. Davon
Lefinden sich gegenwärtig noch 36 unzerfchla-
gen im Besitze de-r genannten Stelle. M rn hatte
die Mstcht. 'diese Glocken zuriickzugeben aber m<rn
weitz nrcht. wenv sie gehören! ilnter diesen Elok-
ken. deren Gewicht zwischen 20 und t.OOO Kilo
schwankt. befinden sich solche aus allen .'Zahrhun-
derten zwischcn 1300 nnd 19>)f
Neue Bücher
Fricdrich» dcr Borlänsige. die Zictz und die
Anderen" von „A." Die Weimarer Natronakver-
samimlung. Buchverlag drr ..Taglichen R-undscha>u"r
BerlinSM. 68. Preis seb. 10 Mark. — Wrs in
unssrer wirren Zeit mit Kine-inatographenscschwin.
digkeit an uns vorüberflimmert. das ist in diejem
Buche 'festsehaltrn; mit dein Ause eines Künst-
lers, mit dem Ernst eines Histortters von srotzem
nationalcm, Wurf, mit der Feder etnes Mc-nschen
von erlesenster Kutt>ur. Wir haben eine Chro-
ntt des Kindsrjahres unserer Repiublik, die dech
a>uch schon so greisenhaft ist. vor uns. »Wie es
kam", das sagt uns Las Buch. Alles bildkräftrg',
alles seM sejchaut. selbst mrterlebt; daber das
Beweiskrästige hio und« dg in ltenogvaphsichem
Wortlaut angostihrt, so datz der fpätere Eejchichts-
schpeiber rmserer Zeit, aber a-uch'ber houtige De-
batter — irn Parloment. in der Vottsversamm-
lung. inr Frcundeskreife — das Buch aks eine
wahre Fundgrube empfinden wird. Ein 6eradezrl>
Schakespoarclscher Humor phosphoreszrert in den
Zeilen, mttten in oirsen Reden <rn die deutfche Na-
tion voll rag'-'nder Erötze. mitteir in diesen Wor-
ten eines Nichters und Propheten knistert es von
einem SarkaÄinus, der die Betroffenen durch Lü-
cherlichkeit tötet uird dem Leser befreiendes 'Lach'N
in diefer Elendszeit bringt Und w«nn EN d.e
Fülle historffch-politifcher Velehrung darin ersatzt,
hat. hat man mrr noch den einen Wiunsch. dich-S
Buch Hunderitausenden Eebikdeler fnur sür solche
jst cs geschrisben) «usänglich zu machen, denn von
rhm kann der geistige Eenesungsprozetz unseres
Vdltes einst ausgehen.
* Alt und Fung. Eine Eeschichte von den Hän-
gen der Marbuvg vvn L. Buchheit - 2or>enz.
Erscheint im Rietburg - Vcrlag Edenkoben
Mitte DezemLer zum Preis eleg. gsbunden Mk. v.
Es rst eine mit reffer Hanid geftalltete ErzcWung.
Dle HÄtze Liebe zu dcr fchöncn Heimat und rhren
vrächtrgen Dtenschen fiihrte der Verfasierin die
oer. m'it der fie wunderbare. lebensechte, und sem
abgetönte Bilder aus das Papler zauberte, Duder
rmd Szenen> dsi> das alte Problem von Liebe,
Treue, Hatz rmd Feindjchaft in packender, neüartt-
ger Weisiü bclcuchteii.
-nprsa.rv'lelte lick ani Montaa al>end im Enrtensaale
L-? Ärnionic - Dcr Norsit;ende seichncte i.i riwp-
rien "Äorrcii die Pfalzfranc in iörer ausj-'rpvlitl-
^en und innerdeiitschcn Seite. Der Bund hadcin
Würdiouna der aelienwartiüen -ldliri-
lichkciten einer seiner HlruptcnrMLen, die
, n iierleiLunn der lintürlieinischen
Nfal. in Badcn. irlio die WiedlrrLerstcUuug
der n ten K u r p f a l^urückacstellt. 3m Dordcr-
grund seincr Tätiotcit stcLe die Abv^hrdersraiiz
Annerionsbestrebunaen in der Nachteile. die uder di
rreu inni Tcutschtuin rts>d zumi TMi-sch«n Ncichc
haltenden Pfcilzer dadurch loinmen. Hcrrte gelte e^.
gegen dcn Druct von Wcstcn. so.wohl m der Pialz
se ber als auch im lianzcn deutschen Rcich. mrche-
sonder' in den a.ngrc,izendcii Landern. vor allem
auch in Daden. cine Einhcitcsrcnt her.Mellen. d,e
von allcn pLlitischcn und tonscm.onelleii Schranbon
frei sei. Die Frasc. eb die Picrlz. bci Layern
bleibcn. ider ob si'.' sick, einem anderen Nachbar-
lands ausch i-ften soll. ȟisse l;mter d.eier Einlseits-
5ront zurückc^stellt wcrden. bis auch di« <jeit lur
'hre Losung gclciminen sei.
Hierauf hielt Universitätsprofcsso^ und Ober-
bibliothekar Geh. Rat Dr. WiNe. ielblt cin Ur-
psälzer und ein glänzendi.r Kenner der Ge>a>icht<
und Kultur der Psalz. cinen Nortrag »ber .Das
Fiirstbistum Speycr un> 'em - c^nFurstbrfchofe.
Qn meistcrhaftcr und scsselndcr Meise vcrstand cr
<s seiu.n Zuhörcrn da; Bild emes unter«.gan-
geneu Ueinen dcut-ichcn geisdichen Wcltstaates un
18. Jachrhundert zu zcichnen und dabei auf sewisse
Achnlichkeiten niit der Ecaenwart hinzuLvei.seir.
Dsr kleine Staat Spm.'r links und rechts dcs
Rheinstroms, also-damails wie heutc die Kurvsalz
eine Brücke zwischcu den PMzcrn Unks und rechts
des M/vins -nrüsse nicht von Speyer aus-, svndern
oon Vruchsal cms betrachtct werden. Dort haben
rm Zeita ter dcs absalritistischen Mrftentnms, da
nuch der k einste Herr scinen Ruhm zu vcrkünden
suckjtc. die Mschöfe von Speyer sich eünen !-ün.stle-
rischg-'änzendeu ZürstenM EMcn.'als allegori-
sches und symbolisches Bild ihrer Macht. Dcks
Echlss, zu Bruchsal ist das Mcisterwerk des ge
nicüen BaLthrüar Neumann und dcs Vüilers
Zick.
Der kleino Staak, geistlich und weltNch zu-
gleich, mit Schwert und Bbschofsftah umfah 8 Qkm.
und bSOOlf Einrvohner nrit den Hauptstädten
VruMl rmd D-ideShiKm. Dazu gehörte die Bcne-
diktineralbtoi Weißenbiura, ferner das Gobiet dcr
MadenLurg -und Dachn. Doch über diese L-ande süd-
lich der Quaich war der Fürstbisches langst kein
Herr mchr, in ihnen herrschte in WirkUchreit dor
Franzose. Wie heute. so war es dcrmals evne
sranMsche B-eihLcde in vinem reichsdcutschen Ka-
binett. Auf seudal-sozialer Grundlage' war der
Kleinstaat ausgebaut. Hinter doni Fürstbischrf stand
ein Domiapitel cvus den adeUsen Grundherrcn des
Stifts. Zwvschcn beiden ga.h es sortdauernde Ber-
ftlffungLkämplfe; nur eine harte Hand kcnnt,.' ge-
genüber den adeligen Domcherren Nuhe schasfen.
Fürstbifchof D.amian Huso aus dem Hausci
der Erafen Schoendorn ging infolge dieses
Kampses nach Bruchsak und gründete dort den
herrlichen Fürstensih im Stile des Barock. Er war
der Wrederhersteller des Staates Speyer, sine Ver-
einisung dss Priesters der Kirche und des selbst-
herrlichen Souveräns. doch auch ern Freund dos
höschchen Glanzes. Das Bethcms und das Lust-
haus Ercmitage stehen in Washäu-
sel dicht neben einander. Der Charalter der Herr-
schaft wär patriarchal. War d'r Biirger und Baucr
brao und sel)orsam! und der Landcsherr etn auter
Landcsvater, so konnte man mit Recht fagen. cs
sei unter dem Krummlstabe gut rvühnen. Die Spros-
sen des gräiflich.'N Häuses Schoenborn waren a-s
die -Inhaber der Bischofsstühle WürzLurg. Dani-
berg. Speyer und Trier Aüuster guti.'r Staatsver-
roalter und widerlegten die Phraise von Ler Mih-
wirtschaft all-er gÄWchen Herrschaften. Sein Nach-
s-olser würde im Iahre 17-13 Kardinal Franz M,ri>
stian von Hutten, der das Schloh m Druchsal
als PraMtück des Rolöko vollendetc. Sein Nach-
folger, Philipv August von Limburg-Sti-
rum (1770—1797), ein Westfale. aber durch seine
Mutter mit den Grasen Schoünüc.rn verwandt. -war
der bedeutendste und interesiantcste der Fürst-
üischose von Speyer. Staatsmännisch und staats-
wirtschastlich wohl erfahren. mehr von prallischem
Verstand und feinsinnig, beftimmt von einem eiscr-
nen unbeusfamen Willen. Rochthaberei war stär-
ker in rhm als Rechtsgefühl; darum war er cm
ganzes Mciischeiialtcr hliidui>b in Prozejse vcr-
wickclt und v>or seiner LILabl den Mitgliedern des
Dcm-.kapitels verhaßt. Ilnd demioch wurde er ein-
stiimnig zum Fürstbischof gewählt.
Spate Forschung hat dieses Nätscl ausgcklärt.
Ec- geschä.h auf B.'fehl dcs -- Küiiigs von Frank-
vUck> PsliMSewuht uud arbeitslustig verroattete
cr dirs ihm 'anverlraute Gut. Er hat das unter
seincm Dorgänoer verschuldete Land wieder in Lte
Höhe gebracht. Unter ihm entstand 1772 die Aem-
tero.rdnung, die chne Drennung von Justrz und
Lorwaltung tPolizoij durchführte. Allerdings be-
hielt sich davei der Fürstbischof eme Kabmetts-
justiz vor uud gab der Prrmelstrasi.' jederzeit vor
dcr Eeldstrafe den Vorzug. Er wackckc selbit uiber
den Diurst serner Untertanen und über die Tugend
dcr weiblichen Bcwohner scines Landes. Politische
Freihoih'ir gab cr scinem Döttcheir nicht. Trohd-.'m
blieb die religiöse Verwcrltuug vomr Geiste der Aus-
klärung nicht mrbcrührt. ..Der Faimttsimis hat
zu allen Zeiten der Kirche mehr aeiruht als ge.cha-
det". lehrte er in einer seiner praktischm Hirten-
briese. Seine besondere Fürsorge widmete er, un-
tcr Ancrkennung seiner Zeitgenosien. Len Kindern
und er beaann d-nr Lehyerstand durch eine gute Ge-
halt---ordnung aus seiner -unwürdioeir Stellrmg her-
auszul-eb-'n. Er war cin Aiuster sür foziale Wr-
sorve rmd ösfentlrche EosiundheitsMcae. Dcrain war
jhm scin Lcibarzt Fohann Peter Frank. aus
NodaÄern. einer der größten Aerzte semer Zett
rmd einer unserer berülMtefteir Lcmdsleut'L Bera-
1er rmd Helfer. Dennoch warcn seine Untertanen
nicht glücklich und zufrieden. Wobl hatten sie oie'o
Wcchltaten, vber keine Freiheit. viele Pflichten,
abcr keine Rechte. Die Staatslehve rrnd Staats-
auffnsi-ung -ieses Fiirstbischiss wgr ein Gottes-
gnadcntum. das er sich zrrr Gottähnlichteit erhob<n
hat. „Der Landesherr vertritt die Stelle Gottes
cmf Erden, er ist sern CbenSild rmd heißt Landcs-
vater. Die Untertanen »nüsien sich in rhm das Mld
Gottes vorstellen. der Landesherr stoht aks dor ab-
solut Wisiende llber dem Staate: der Uirtertan hat
nicht zu frasen. sondern nur zu antworten.-
Unter den Stürmen der französifchen Revolu-
tion gina däs Fürstbistum Spey.'r zugruirde. Fwrst-
Lischos Philipp Arrsust oerlor dadurch seinen grö^
tcn Prozetz, nämlich sein Land, und starb 1797 ctts
Flüchtling. Nur noch 7 IUhre regierte sein Rach-
folger und dann wurde drs klcine Land sÄulari-
siert. 1803 wurde das rechtsrheinrsche Gebret ba-
disch. der Rhein wurde die Erenzjs. Nur noch zwei
Naudenlmäler halten die Erinnerung an den un-
tergegansmen Kleinstaat sest: der Dom zu Spey'ir
und die Residenz zri Bruchsal, diese dcrs glänzende
Schatzkäftle'iir des herteren Rokokos.
Nachdem dcr reiche Beifall für die geistvollen
Aussi'chrungien des Redners geendigt hatt--'. so'gto
nock cine politifche Aussprache in dem Sinne, wie
sie schon rn der Einleilung hrrvorgehoben worden
ist. 8c.
Brennholz und Nnhholz
Mit den Brennholzpreisen. die durch
Bekanntmachung des Ministeriums des Jnnern
vom 11. Novemöer ab Wald erhöht worden sind,
Lcfgsit sich ein amtl. Artike'l. Danach beträgt di'e
nenerliche Erhöhung ie nach den Holzsor-
ten 20 bis 30 v. H. der bisherigen Aöchstpreise.
Der amtl Artikel bemerlt. die neue Prersgestaltnns
sei dre natürlichr Folge dcr erngetr''.'tenen Gsldcnt-
wcrtung rmd der enornr gestiogenen Produktions-
kosien des WalLLesihers. Lon eincr Vewucherung
der Kon.sumenten lönne keine Nede sern. Die Stei-.
gcrung des Mrbraucherpreises werde in erster Li-
nie von der Auswärtsbewegiliig der Löhne und
Frachlsäke bcernflußt. Schliessiich stellt dcr amtl.
Ärtikel sest, dasi die in Baden bcstehcnden Brenn-
holzpreisen noch erheblich rmter den Marktpreisen
der übrisen Stcvaten des Reiches stchen.
.Uevrr die Ausfuhr von Nuhbolz l;at die,
Först- und Domäncndirektion angeordnet. dast mit
Rücksicht auf die vom Neich in Aussicht stehende
Reselung der Holzzusuhr nach dem besetzten Gebiet
eine Genahmrgung sür den Versand von- Nutz-
holz nach Äuherbaden rrur noch erforderlich ist,
wenn der Versand nach den be.sehten Gebre-
1 e n eyolgen soll. Die Ubrigen Bestrmmungen der
Verordnunoen vom 22. Sept' und 10. Olt., rnsbe-
sondere die Besti.mmungen über den Versand .von
Skutzichichtholz nach cuHerbadifchen Orlen wcrderr
hierdurch nicht beriihrt.
trizitäts- und Gasrverke und sonstigcr hochwichtigcr
Detriebe. Auch an Hausbrand hcrrschto immer
noch Mangel.
! Sport -er^S.P
i
Die Synode als Sportsfeind
Es sibt doch tmimer noch Leute. die die Zeichen
der Zett nicht verstehen wollen. Zu diesen gesellt
sich nun auch die Synode der Diözese Mannheim,
oie nachfolgcnden Antras an die Staatsregieru rg
richtete:
..Der Sonntas wird in unferen Tagen durch
UeHungen und Veranstaltungen der verschre-
densten Sportsoerein« (!I) und durch allerlei
lärrnende Arbeitcn in Stadt und Land in ei-
ner Wcise entheilist (!), dasi wir als Ner-
treter der Kirchengemeinden. die cius üiebe
zum Vo-lk rhm seine echischm Werto erhalten
wollen, d«M nicht mehr länser schweigen kön-
nen. Wir vcklangen von der Regierung, dasi
sie im Jnteresse des Bolkes dastir sorgt, das;
die bcjstLhenden Gfcsie. drv den Sonntas
fchüken, auch gehandhabt werden."
Drejer Antrag verrät zmrächst einen nicht zn
nbertreffenden Mangel an Verftändnis für d>ie
Wünsche und die Lebensirotwendigkerkn unsirer
nach Licht, Lrift und körperlrcher Regeneration lech-
zenden Jugend. Und das in einem Augenblick,
wo man sich ernstlich mit dem Eedanken trägt. das
dräser
Sonntas Äurch Sportvevaiistaltungen enthei-
li 6 t rvird ! ,
D,ann stellen wrr hier nur die Aeutzerunsen
zweicr Männer »egenübcr, dre zn den -Besten unfe-
rer Mtion zühlen.
Turnoater Jahn. der glühende Patriot,
schricb 1810 rn seiner ersten berühmten Schrist, mrt
der er dre Loibesübungen fördern und wte-der ein-
führen wollte:
Dunkel verküiwmert die Pflcvnze. inr Win-
lel verrostet Las Schwert. ohne Gebrauch wird dcr
Eeist stumps. ohne Aeutzerung dcr Wilbr zahm.
Unfcre Körperkraft ist crn versraoe-
ner Schatz; wir lassen sie verschimmeln bis
Fremde sie in Gebrauch setzen!"
Und Profesior F. A. Schmrdt. Bonn äutzerte
Der Sport in seinen verschiedenen Formen ntmint
eine Stellüna ein rm öffentlichen L-'bien und ist
zu einem Bestandteil der gcsainten Kultur unserer
Zert scworden. dcr fich heute gar nicht mehr aus
deni Da5ein der Vötter hinweg denlen lätzt."
Iu oicfen bitkrc'rnst'en Zeiten aber braucht
Deritschland ein Geschlecht sür die Zukunft das arif
starken Schultern die Lasten eines furchtbare.r Krie-
ges ertragen kann. Bon diesem Standpunlt aus
sagen wrr: Der Sonntag wird nicht ent- sondern
geheilikt durch den Sport und oas iirsofern
als <r dcr deutschen Iuoend Gelegenhert gibt,
Körper und Eeist im friediichen Kcvmpf zu ftühlen.
Krcrst. Ecsundheit und Schönheit de§ üeibes zu
erringen und oin lroiftvolles Eefchlecht der deut-
schcn Ration beranzuzieheir. das notwendig ist, um
den P'atz a» oer Sonne im Rate der Völker wie-
der zu errtngen, den uns ein unglücklicher Krrea
nahnr. Ein kraftlos Doitt «eht unter. ein skark Ee-
fchiecht aber trotzt fedem Sturm. Und das wollen
und müsicn wir beherzigen. Nur Leibcsübungen
schcvsfen erri starkes Volk. Alio gebt drr Jugend
Zeit und Eclcgeicheit zum Turnen und Sport,
fchafft Spiclplätze und geöt Mittei zur Organisie-
rung der ges-amten Jugend im Sport. Vertraut
aber auch dcr Zugend, die vreri.'iichn.ib Zahre die
Reichsgrenzcn mit rhrsn Leribern deckte. unü die Lie
Kraft hierzu nicht zuletzt Turnen und Sport ver-
danlte. Nur in einem gesunden Körper wohnt ein
gefunder Geist! Bor dem Kriege waren von 100
Mann schon 40 mrtaug'ich, wie maa es erst heute
ausphsn. Dcshalh sägsn war:
.Arböit ist das Gold, mit dem wir Deutjchländ
hockjbrins.n, Eeßundhert die ersie Vovbedmgung
und LsiÜ>sübunMN die Erundlage. auf der sie
sich aufbairt! Darum mutz dcr Sonntag der
Iugend für Turnen und Svort in erster Linie
bleiben; der Wcrltag gehört der Arbert!
Alfred Schmitz.
Die 7. Karksnrher Ruderreqattn wrrd am 27.
Iuni 1920 im Kavlsrrchär Rhevnhasen abgehaltcn.
Aus dcr Negatta soll der von dem bisherigen
Erotzherzog von Baden gestiftete wertvolle
Wanderpreis wicdcr ausgefahren werdcn. Er
befindet sich zur Zcht im Besitz des Ludwigshafener
Nudervereins. Ler ihn in eineni' grotzen Viererren-
nen errang. Das nächste Mal wird rnan mit dem
Prers wahrscheinlich ein Rennen im Ersten Acksier
ausstatten. Die Regatta-Vereinigring hat ausrer
der Negatta noch drei weitere sportliche Veranstal
tuirgen vorgesehen; einen Stadter-Achter rern?r
Hochschul- und Schiiler-Nennen. ' ^
" Rasensport. F. C. Phönix: F.-E. Union 1911
3.1 tSalbzeit 0:1). D. f. B. Heidelberg tLigammm-
schafl) verliert in Walldorf gegen Astoria 8-1 ln)
durch völliges Versagen der Verteidigrma N s Ä
2: Astoria 2 13:2. V. f. B. 3: Astoria 3 3 0 N r'
B. 4: Moria 4 8.1. ' ^
Handel und Verkehr
» Dre Gencral-Versammkuna der badiichen
Anilin- und Sodafabrik genchmigte die Lrhöhrma
des Erundkapitals durch Ausgabe von Stamnr-
aktien im Ncnnbetrag von 90 Millionen Mark sa.
wie oon Vorzugsaktien mit doppestem Ctimm-
recht und eine auf 3 r». H. Vorzrigsdividende Le-
schränkten Droidendenanspruch im Nennbetr^e von
72 Mllioneir Rik. Die Aktien wrrden zu 10? v
H. ausaegeben. Ferner wurde einstiinmig die nost
wendig geworden« Satzunasänderung ge-
nehrnigi und die Herren Alfred Merton von der
Metallbänk und mctalluvgischrm Eeselsichaft in
Fran'ksurt a. M. sowie Herr Louis Fade von der
TMtschen Eo:d- uird Silberich-'ideansiatt rn Frank-
ftrrt a. M neu in den Aufsichtsrat gewählt.
n Mannheimer Handelsber.'chte. Durch den
Schneefall sind die Stratzen unwegsam. was die
Abt^-efenmg der neuen Tabake im allgemeincn
hemmte. In der badischeir Ha>rdt find di-e ersien
Haupttabake verwogen worden. Dre Knappheit an
altem Rohtabal tr'.tt immer schärfer hervor. Von
Ersatzstofsen wurden vorwiegend Kirschblätter ge-
handelt. Tabakerzeugnisie aller Art zogen starkes
Znteresse auf sich. — Der Wrin markt wurde auch
weiterhin von grotzer Fest'qkeit beherrscht. In der
Rheinpsalz wurden in Orten der Unterhaardt zu-
letzt bis zu 10 000 Mark für dl-e 1000 Liter gezahlt.'
in Rheinhesien inindestens 9000 Mark sür die 1200
Liter. Die Mosel bietet Neuen nicht unt-er 9000
Mark dss Fudcür air. — Dre Zufuhren von Koh -
l c n hi>slten sich in den bisherigen engen Gvenzen.
Die Versorgung der Industrie stockte. Was heraus-
kam. drentd für den Bedorf veir Eisenbahnen. Elek-
Kklft nserii kefngem!
v,s ülüölsmps
."x /.
Neues. aus aller Welt
» Der Slufenthalt des Karsers. Wie Nachrichten
crus Amerongen bsfagen, trifft der Kaiser segen-
wärtig Vorbereitungen. das ibnr s§it seiner Ab-
dankung vom Erastn von Bentinck eingeräumte
Asyl zu verlassen und nach seincr ergenen. vor kur-
zem käustich erwovbenen Besitzung nach Doorn
Überzusiedeln. Dem Nernehinen nach wird der 'Kai-
ser in den ersten Dezembertagen in Doorn «rwar-
tet. Wilhelm II. lebt rrach wie vor der festen
Usberzeusung, datz die holländische Negierung n-ie-
mals in seine Auslieferung an die Entente einwrl-
wird. umsoweniger, als er die ihm von Hol-
land oemachten Verhallrmgsvorschristen mit pein-
lichster Gencmigkeit zu besolgen trachtet innd alles
MviMidet. rväs zu irgendwelchen Unstimmigkeiten
zwischen ihm und dcm ihm Gastrecht gewährenden
Lande Anlatz «oben könnte. D-'r Monarch scheint
entschlosien zu sein, dauernd in Holland zu blei-
<ben. Dies geht auch ans dcnr neuerdings abgeschlos-
senen Kauf einer weiteren Besitzung heroor. denn.
wre wir erfahrcn, hat der in Bcrarn wohnhaste
HluckennaNer Berends im Austrage des Kaisers
bei Sioutenb.rg ein Gut stir den Preis von 32 000
holländische Eulden angekauft.
* .jSclkatenrnte" der guten alten Zcit. Mäir
wundert sirt^ diatz die> So-kdaterrrätc- i»r DciutMcmd
fo -vtsle Miillionen gckostet haben, obschon kern
M^nsch von ihreni Leistungen etwas geincrkj har.
^nr Jahre 1848 war das ganz crndc'rs. Da mntzten
dro Freiheitskämvfcr den Dienst umfonst verrich-
tcn. Jn Hagnau am Lcdcnsee, wo srch 25 Mfann
geineld t lEn. war l.cr „grotze Küüele" sum
Fcttiweb:'! dcp Komvagnie gewählt wor-Len. Er
hielt mm cineS Tages aus dcim Nathau,s vor vor-
sammc'lier Bürgerschast solgcnde Redc: .Bürger'.
Fch Lin Lcr Höchstkommandicrendll im Dorf, abcr
ein arineii Teusel. Ohne Dttahluns kann rch -rve-
der mcine Zeit ovsern, noch mein Btut und L,ben
stir dio Freihelt auss Soiel setzen'. Jch bean'trage
deshalb, dah mir aus Äer Gän'.eindebrsie täglich
e:n halber Eiülden, ausgeworscn wevd'e als, Fqld-
w-ebckSLage." T,a erhob sich sein Fraund. oin Stock-
roter, und crwiderte: „Du schlcchter Kag! Jch
follt' Dtr 'grad ein vaar Ohrfeigen hinMagen.
Ceit Zahr rmd Ta« hast du gevredigt. dio Hrrrsn
hätten zu bohen Eehalt; das Volk nrüsse cirtbastet
werden, unL jetzt kommst Lu selbst rmd willst Eeld
uus der Eemrindekasse. Schäm' Lich'." Und-Bör-
sall jouchzlim alls anwesendcn Zasnauer. Dci.i
grotze Kübele aber schwicig und schämte sich, schänrte
sich all sein Lebtag, und untersch.ed- sich dadurch
vorteilhaist von dcn „Soldatenräten" lder Neuzeit.
^ Mitzglückte Rache. Nach einer Blättermel-
dung. haben Ueberwachunasbeamte des ^rsccgs-
wuchenamtes auf dem Bahnbofe zu CalM dem
21-jährigen Kafsehausbesitzer Hermann Beut«!
aus Pforzheim wicderholt arökere Mcnaen
Mehl. Rauchslersch und Eier abaenommen. Vor
kurzenr suchte nun Veutel sich an den Beamten
des ^rieaswucheramtes zu r ä ch e/m' Er lretz
sich in Eutinaen seinen Rersekoffer mit Mist
fü ll ein, in der Anncrhme. die Beamten auf
diese Weise hereinleaen zu> können. Diese hatten
von den Absichten jd-es Beutel Wind 'erhaltca
und als «r abends auf den Bahnhof von Calrv
kam. lietzen fie rhn unbehelliat. Dies ärgerte
den Beutel und er forderte die Beamten auf.
ihn auf Haprsterware zu durchsuchen. Daraufhin
nahmen die Beamten den Beutel mit sich auf
^schäftazirmmm: und mnterzoaent bort jdas
Eepäck des Beutel der von ihm verlanaten ttnter-
suchrma. Inzwischen fuhr dann jder letzte Zua
nach Psorzheim ab und Beutel durfte in 'der
Nacht seinen Mist selbst nach Pforzheim traaen.
* ^auptmann von Köpenrck redivrouo. Vor ei-
niger Zeit trat im vocdcrcn Kinzigtale ein Unbe-
^mnter bvi «e'mer Gemeindo als Untersu-
Hun9srichter auf. urn Erhebungen wegen Un-
F? machen. Er Loschlagnahmte cms
diescm Anlatz die Eemeindekasie. Der fa'scke Un-
tersuchunasrichier Lcimevkte auf dcm Wdge zur
die bLLahnrt/n
niiiWnvhmen. und sandt>> dcn Gnneinde-
Dücher zu hccken. Fn der
Zwischenzeit verichwand dann dcr falsche Unter-
suckungsrichter mit der Kasie. Fn St. Eeorgen
ist jetzt ein ^Ojahrisc-r Mann verhaftet wor-
den, der unter denr Verdacht stehl. die Köpenickiade
im vordeverr KinMtale S-Ipielt zu haben Er foll
auch uoch anderc strasbare Handlungen Legangen
haben. ^ ^
* Ein Gemütsmenfch scheint. nach doin ..Bor-
märts", der Bürgermeister von Hechingen in
Hohcnzollern zu sein. Fhm war vorgeworfen röor-
den, -datz er Butter verbraucht habe. die dem Ar-
menstiste der Stadt gehörte. Fn der Stadtrats-
sitzung gab der Bürgermeister nun die Tatsache zu,
'erklärte aber. seine Frau habe ohne, sein Wisien
disse Butter angenommen, er hobe deshäLb auch
boi der Stantsanwattschast Strafantrag gc!-
gen seine Frau sestellt!
^ Dre Sehnsucht nach Lem Vater. Bcst ldier
KricLSgefaiigenenheimkchr im Frarvkfmter Hauvt-
balinhof nicldcte sich Licsvr TaLc- em achtjährrger
Funge und erhat Aiuskunft, wmm Vatern e'm-
trcssen werde. Erstmrnt bcsäh man sich ckinmäl den
klcgncv Mann nähcr und es «rigaib sich, datz dcr
Burjche aus eincm EAnzug von Bevlrn Mahren
ans eincm norddeujfcheir Ort ka>m und feinen aus
der Eesangc'iilschast -urüMhremden Dater LegrMen
wettte. Er, hajte Papa seit vicr Jahren nicht
mchr gcisehen und war wackcr darmif losgeiahreir.
Muttern batto"ihm e'm Brot Md> strnfsis Mark auf
den Mcg mitgegeben. Der Funge wurde natürlich
recht steundlich aufgenommcn rmd bciwirjet, Länn
aing <r rn cjin Hotcl, wo er drei Nachte lcgierte,
Leirn erst mn dritten Tas nach seiner AnLunst
kain der Vatcr aus der Eefansenschast nrrl eincnr
Zug aus Konstaiiz an .
'^365 hertzenlose Elocken. WLHrend des Kricges
sind schätzung5lweise 67 000 Glocken an die Metall-
Mobilmachungsstellc abgeliefcrt worden. Davon
Lefinden sich gegenwärtig noch 36 unzerfchla-
gen im Besitze de-r genannten Stelle. M rn hatte
die Mstcht. 'diese Glocken zuriickzugeben aber m<rn
weitz nrcht. wenv sie gehören! ilnter diesen Elok-
ken. deren Gewicht zwischen 20 und t.OOO Kilo
schwankt. befinden sich solche aus allen .'Zahrhun-
derten zwischcn 1300 nnd 19>)f
Neue Bücher
Fricdrich» dcr Borlänsige. die Zictz und die
Anderen" von „A." Die Weimarer Natronakver-
samimlung. Buchverlag drr ..Taglichen R-undscha>u"r
BerlinSM. 68. Preis seb. 10 Mark. — Wrs in
unssrer wirren Zeit mit Kine-inatographenscschwin.
digkeit an uns vorüberflimmert. das ist in diejem
Buche 'festsehaltrn; mit dein Ause eines Künst-
lers, mit dem Ernst eines Histortters von srotzem
nationalcm, Wurf, mit der Feder etnes Mc-nschen
von erlesenster Kutt>ur. Wir haben eine Chro-
ntt des Kindsrjahres unserer Repiublik, die dech
a>uch schon so greisenhaft ist. vor uns. »Wie es
kam", das sagt uns Las Buch. Alles bildkräftrg',
alles seM sejchaut. selbst mrterlebt; daber das
Beweiskrästige hio und« dg in ltenogvaphsichem
Wortlaut angostihrt, so datz der fpätere Eejchichts-
schpeiber rmserer Zeit, aber a-uch'ber houtige De-
batter — irn Parloment. in der Vottsversamm-
lung. inr Frcundeskreife — das Buch aks eine
wahre Fundgrube empfinden wird. Ein 6eradezrl>
Schakespoarclscher Humor phosphoreszrert in den
Zeilen, mttten in oirsen Reden <rn die deutfche Na-
tion voll rag'-'nder Erötze. mitteir in diesen Wor-
ten eines Nichters und Propheten knistert es von
einem SarkaÄinus, der die Betroffenen durch Lü-
cherlichkeit tötet uird dem Leser befreiendes 'Lach'N
in diefer Elendszeit bringt Und w«nn EN d.e
Fülle historffch-politifcher Velehrung darin ersatzt,
hat. hat man mrr noch den einen Wiunsch. dich-S
Buch Hunderitausenden Eebikdeler fnur sür solche
jst cs geschrisben) «usänglich zu machen, denn von
rhm kann der geistige Eenesungsprozetz unseres
Vdltes einst ausgehen.
* Alt und Fung. Eine Eeschichte von den Hän-
gen der Marbuvg vvn L. Buchheit - 2or>enz.
Erscheint im Rietburg - Vcrlag Edenkoben
Mitte DezemLer zum Preis eleg. gsbunden Mk. v.
Es rst eine mit reffer Hanid geftalltete ErzcWung.
Dle HÄtze Liebe zu dcr fchöncn Heimat und rhren
vrächtrgen Dtenschen fiihrte der Verfasierin die
oer. m'it der fie wunderbare. lebensechte, und sem
abgetönte Bilder aus das Papler zauberte, Duder
rmd Szenen> dsi> das alte Problem von Liebe,
Treue, Hatz rmd Feindjchaft in packender, neüartt-
ger Weisiü bclcuchteii.