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Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1923 (Januar bis Juni)

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Nr. 149 - 178 (1. Juni 1923 - 30. Juni 1923)
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https://doi.org/10.11588/diglit.15611#1003
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^woch, 18. Ju»r 1gL3.

Beiblatt der Badischen Post

Eeite 5.

Aus der Stadt.

Dle Teuerung im Mnat Mi.

bereits im Monat April eingesetzte Verschärfung der Mark-
^ «ertung und die hierdurch hervorgerufene Vertenerung der
«^^haltungskosten hat auch im Monat Mai wsitere Fortschritte
tz.Mt, und zwar, wie wir den Mitteilungen des Statistischen
^ "^§amts entnehmen, in einer Weise, datz von einer neuen
h.^rungswelle gesprochen merden kann. Als stichtage für die Er-
's^g der Kleinhandelspreise kamen im Monat Mai der 9- und
Frage. Wenn auch nach den Feststellungen am 9. Mai ein-
^ ° Nahrungsmittel, insbesondere das Vrot, im allgemeinen eine
^ Euerung nicht aufzuweisen hatten, so sind aber zahlreiche
^Usmittel, die durch Einfuhr Leschafft werden müssen. gcgenüber
Stichtag im April (25.) im Preise erhsblich gestiegen.
^Brotpreis blieb ziemlich einheitlich.
kxr, Eegensatz zum Marrenbrot zeigt stch Lei der Milch ein
^."oliches Anziehen der Preiss. Trotz der ausgezeichnetsn Grün-
-rerernte ist fast in sämtlichen Erhebungsgsmsindsn ein nicht
^'«esentlicher Preisaufschlag eingetreten, eine Erscheinung, die wohl
A Anxassung an die Teldentwertung ihre Berechtignng hat.
Niilchpreis erhöhte stch in Mannheim von 700 auf 800 Mk. fllr
L? Liter Vollmilch, in Karlsruhe von 680,29 auf 791,43 Mk-, in
»o» urg und Heidelberg von 580 auf 760 Mk., in Pforzheim
600 auf 720 Mk., in Konstanz von 500 auf 700 Mk. Eleich-
'öbn ilt der Preis in Weinheim, wo das Litsr Vollmilch
j " Nik. kostet.

Die Fleischpreise stnd einem starken Preisaufschlag untsr-
" gewesen, obwohl cin Mangrl an Schlachtvieh nicht besteht.
tn diesem Friihjahr zeigt sich die alte Erfahrung aus den
Hj UEii der Zwangsbewirtschaftuna, datz bei einsm guten Futterjahr
^"andwirte ihrsn Bestand an Vieh zu erhalten und zu vergrötzern
und so durch Mangel an Angebot, verbunden mit reger Nach-
eine Spanne entsteht, dis zuletzt untsr Verückstchtigung der
Aentwertung in der Preisbildung im Kleinverkauf ihrsn Aus-
u findst.

.-veim Nindfleisch stnd in sämtlichen Erhebungsgcmeinden


!^.^uch

il«,'baufschläge erfolgt. >§o ist in Mannheim für ein Pfund Nind-
der Preis von 4800 auf 6000 Mk. gestiegen. in Karlsruhe
h,. ^300 auf 5000 Mk-, in Freiburg von 3800 auf 5200 Mr., in
l^'delberg von 4880 auf 6080 Mk. Achnliche Prsisaufschläge
Uaturgcmätz beim S ch w e i n e fle i s ch sestzustellen.
uch die Eier sind im Preise erheblich gestiegen. 2er Auf-
das Stück beirägt gsgenüber dem letzten Stichtag bis zu
»hr-Nk. Jn den meisten Erh?bungsgemeinden beträgt der Preis
^oder weniger Lber 400 Mk. für das Ei-
^k.-Lie Vutter, die Lereits im April schon erhsblich im Preise
VMen war. hat stch weiter verteuert. Die Preisbewegung ist sehr
1»Weden. Preissenkungen stnd eingetreten in Mannheim, von
^llO auf io ggg Mk., in Heidelberg von 11000 auf 10 000 Mk.

Die sür die einzelnen Erhebungsorte am 9. Mai bere-hneien
,!hUungszahlen betragen: Mannheim 834 924, Karlsruhe 312 890,
itz'burg 807 811, Pforzheim 802 247. Heidelberg 310 738, Konstanz
Vadcn 305 948, Durlach 291565, Offenburg 306 059.
VMal 318 365- Ecgenüber dem stichtagsergebnis vom 25. April
Hx 6ch die Landesindexziffer am 9. Mai um 40 556 Punkte
^ 14,2 Prozent erhöht. Die Landesindexziffer beträgt am 9. Mai

V. Unerwartet rasche Emporschnellen der Devisen ist auf 'allen Ec-
der Lebenshaltung eine neue, einschneidende Derteuerung
^reten.

^er Br 0 t preis hat gegenüber dem 1. Stichtag (9.) eine noch
neobachtete Gleichmätzigkeit bewahrt.

^e«I völlig verändertes Preisbild ergibt stch bei sämtlichen
s;j. s I ch arten- Hier ist eine ganz erhebliche Preissteigerung ein-
>ii, und zwar in allen Erhebungsgemeinden. So ist der Preis
s'st!-b Pfund Rind fleisch in Mannheim von 6000 auf 8800 Mk.
'en. Jn Karlsruhe von 5600 auf 8000 Mk., in Pforzheim von
Luf 6800 Mk., in Konstanz und Offenburg von 4800 auf
M Dk?. Die Preisbewegung für die Vutter ist recht verschieden-
jsr Aannheim, Pforzheim, Baden, Kehl und Hockenheim konnte
^tireis für das Pfund Wutter auf dsr alten Höhe gehalten
Mu, in den übrigen Erhebungsgemeinden sind zum Teil recht
'!, Mche Tteigcrungen cingetreten. Jn Heidelberg erhöhte stch
s^ileis von 10 0Ö0 auf 11000 Mk. Die Preissteigerung fllr das
^ Margarine war ähnlichen Prcisausschlägen wie bei dcr
Ä-s? unterworfen. Der Aufschlag für das E i bewegte sich vom
»> Stichtag im April (25 ) bis zum erstsn Stichtag im Mai l9.)
MdN meisten Erhebungsgemeinden etwa zwischen 20 und 50 Mk.,
skjs °ud bis zum zweiten Maistichtag (23.) die Ausschläge sich zum
«ehr als vcrdoppelten. Jn Mannheim erfolgte ein Aufschlag
M auf 600 Mk.. in Karlsruhe von 440 auf 590 Mk-, in Frei-
-sttz u»n 47g auf 550 Mk., in Pforzheim von 420 auf 550 Mk., in
^„!.»erg von 450 auf 580 Mk. Erötzers Preisveränderungen
ubsr dem letzten Stichtag haben sich bel der V 0 llmilch
ergebcn.

M>?^ Preissteigcrungen erstrecken stch weiter auf Kartoffeln,
^^KemLse und sämtliche Einfuhrwaren: die Folge ist ein rheb-
< »,^uziehen der einzelnsn örtlichen Teuerunoszahlen.

,.r,,?ch dem Stichtagsergcbnis vom 23. Mai betragen die

u oem v>liuiiugsergronis voin Ls. wcai oeiragen ore
Rg?.rungszahlen wie folgt: Mannheim 386191, Karlsruhe
Aivch Freiburg 354064, Pforzheim 367 566, Heidelberg
X »z Konstanz 342 366. Vaden 352 881, Durlach 364 759, Offen-
. 116 Druchsal 349 225, LLrrach 361748, Weinheim 393 143-

? un Hand der Teuerungszahlen (ohne Bekleidung) dcr
ch^Uischcn sogen. Eildicnstgemeinden vom Statistischen Reichsamt
^ jUkete Reichsindcxziffer betrug im Mai 352100, d. h.

^ zuzoige oer ursrecynungsmstpooe oes ismtl>tr>chsn Reichs-
»?32i mal soviel wie vor dem Kriege. Dies bedeutet gegenübcr
TUril eine Zunahme der Steigerung um 27,4 Prozent.

Nis^ie badische Landesindexziffer, die 00m Sta-
MÄ?U Landesamt aus den Teuerungszahlen (gleichsalls ,hne
0»j 'MNg) ^on 25 badischen Eemeinden berechnet wurde. stieg im
Ld?ud zwar nach dem Ergebnis der Stichtagserhebung vom
gegenüber dem Monat April (25.) auf 390 727. Die Zu-
beträgt 36,5 Prozent. Vei Zugrundelegung der Stichtags-
U ^Ug vom 9. Mai beträgt die Steigerung bis zum 23. Mgi
Ä rrvzcnt- Die für die beiden Stichtage im Monat Mai (9. und
-A kArechneten Landcsindexziffern stellen stch im Durchschnitt auf
j Vei Berückstchtigung der Durchschnittsindexziffer vom
ä.April init 282 028 beträgt die iZunahms der Teuernng nach
-r ^urchschnittsindexzifser vom Monat Mai mit 358 774
> ^rozent.

^ sthbchutz politischer Dersammlungen. Jm Neichsgesstzblait Nr. 37
Ks ^ Tesetz zur Aenderung des Strafgesetzbuches verkündet 'vcrden.

verdankt seine Entstehung bekanntlich einem Antrag des
>?rs?resemann und Een. Es bezweckt denSchutz politischer
»e Suimlungen und sonstiger Kundgebungen gegen gewalt-
vrung und Sprengung. Der neue 8 107a des Strafgesetzbuchs
-c'ts^oemgemätz mit Eefängnis- und Eeldstrafe nicht nur die ge-
^Ue oder unter Drohung tatsächlich erfolgte Verhinderung
M .prengung von nichtverbotenen Versammlungen usw.. sondern
! "»rpy^u mit Eewalttätigkeiten unternommenen Versuch der
s,, »^g, gleichviel, ob der Zweck erreicht worden ist oder nicht.
^ Wöhung dsr Eas, und Strompreise. Dsr Siadirat hat in
>dZer <§>tzung um Montag befchlosten, den Preis fiir ein Ku-'bik-

' 1300 Marlk, Lichtstr 0 m

geLen. Der gleiche Ausschutz w ird noch Wer die

Erhöhung der Wohnabgabe nnd über die Anfnahme eines
Darlehens von 3000 Dollar und 150 Millionen Mark beischlietzen.

* Auf dem Wochcnmarkt am Dienstag hat man von der Tätigkeit
der neuen Marktkommission noch nicht viel verspürt. Die Preise
stnd immer noch stark in aufwärtssteigender Linie begriffen.
Butter kostete 15 000 Mark das Pfund, für Ananas-Erd-
beeren wurden 6000 Mark verlangt. Eine Eurke, die ein
gesunder Mann allein zum Fruhstück verzehren kann, mutz mit
5000 Mark bezahlt wsrden. Für einen Kornblumenstrauh,
der allerdings nur zum Augengenutz da ist, wurden zuerst 1009 Mark
gefordert, der „Züchter" hat aber seine Preisforderung auf gegcbene
Anregung hin einer Nachlalkulation unterzogen und gab fl-ö ichlirtz-
lich mit 600 Mark znfrieden. Selbstverständlich schlietzen iich auch
die Hühner der steigcnden Tendeuz an und bringen ihrs Pr'dukte
für 820 Mark auf den Markt. Die Kauflust der geplagtcn Haus-
frauen stand in umgekehrtem Verhältnis zu den Preisen.

* Mannheimer Schlachtviehmarkt. Für den Schlachtviehmarkt am
Montag waren aufgetrieben: 95 Ochsen, 154 Bullen, 483 Kühe und
Rinder, 266 Kälber, 80 Schafe, 965 Schweins. Bezahlt wurden pro
59 Kilo Lebendgewicht fiir Ochsen: 1 Kl. 590—629 090: 2. Kl.
570—609 090: 3. Kl. 550—590 000; 4. Kl. 500—530 000 M.: Vullen:
1. Kl. 560—580 000: 2. Kl. 540—560 000; 3. Kl. 480—500 000 M.;
Kühe und Rinder: 1. Kl. 580—620 000; 2. Kl. 560—600 000; 3. Kl.
540-560 000: 4. Kl. 480-520 000; 5. Kl. 420—450 000 M.; Kälber:
b) 620-650 000; 0) 590-620 000; ä) 580-600 600; 0) 570-590 000
Mark; Schafe: a) 400-420 000: b) 380-400 000; o> 360—380 000;
cl) 340-360 000; s) 320—340 000 M.; Schweine: a) 700-720 000;
b) 690-710 000; e) 680-700 000! ä) 670-690 000; 0) 660—680 000
Mark; Sauen: 660—680 000 Mark. Tendenz: mit Erotzvieh mittel-
mätzig, gegen Ende gedrückt, kleiner Ueberstand; mit Kälbern und
Schasen lebhaft, geräumt; mit Schweinen nittelmätz-g, kleiner
Üeberstand.

* Die Mannheimer ProduktenbSrse am Montag nahm einen
ruhigen Verlauf, da sich der Konsum sehr schwer entschlietzt, die
hohen Forderungen zu bewilligen. Jn der Mittagsstunde stcllten sich
die Forderungen für Weizen auf 310000—320000 M., Roggen
250 000—275 000 M. die 100 bahnfrei Mannheim. Für pfälzischs
Gerste wurden 210 000—220 000 M., für sränkische 220000 M. und
für sudbayerische 210 000 M. für die 100 kp- ab Verladestationen
aefordert. Für Hafer bewegten sich die Forderungen, je nach
Qualität, zwischen 180 000-210 000 M., sür Mais 275000 M. die
100 La bahnfrei Mannheim. Kleie wird zu 120 000 M. und
Futtermehl zu 160 000 M. ab Mühlenstationen ofseriert. Für
MehI stellt sich oer Richtpreis für Basis 0 auf 500 000 M. ab süd-
deutschen Mühlenstationen, wogegen aus zweitsr Hand Offerten zu
465 000—475 000 M. vorliegen. Mitteldeutsche Mehle sind zu 480 000
Mark und zweithändig zu 450 000 M. ab mitteldeutschen Muhlen-
stationen angeboten. Für Roggenmehl werden 350 000 M. gefordert.

* Wer nimmt ein schulentlassenes Mädche« aus dem Ruhrgevirt
aus? Die stttlichen Eefahren, denen junge Mädchen im Ruhrgsbiet
ausgesstzt sind, machen es wünschenswert, solche Mädchen cm unbe-
setzten Deutschland unter.zubringen. Das Derufsamt der Stadt
Essen hat das Iugendamt Heidelberg ersucht, die Unterbnngung in
die Wcae zu leiten. Es handelt sich um schulentlassene, erholnngs-
bedürftige Mädchen, die selbstverständlich leichte Hausarbsiten und
Handreichungen übernehmen. Familien, die bereit stnd, eines sol-
chen Mädchens sich liebevoll anzunehmen, für ihr seelistyes und
körperliches Wohl und ihre Ausbildung zu sorgen, wollsn alles
Nähere beim Städt. Jugendamt, Prinz Karl, Zimmer 17,
erfragen. Familien, autzerhalb Heidelbergs, wollen bei der Antrag-
stellnna gleichzeitig eine Vescheinigung des Pfarr- und Vurger-
meisteramts iioer die Eeeignetheit der Pflegestelle vorlegsn.

* Stadttheater. Jn der Aufführung von „Alt Heidelberg" am
Mittwoch, inszeniert von Heinz Rudorf, stnd beschäftigt die Damen
Stoll, Braun-Grotzer. Kurz und die Herren MalSn, Kettler. Rudorf,
Schneider, Heinle. Eriebel, Straube, Göckler. Sauer. Kastner und
Weise. Den Karl-Heinz spielt ELerhard Krumschmidt. Die Vor-
stellung ist autzer Miete. Am Donnerstag ist nochmals auher Miete
eins Wiederholung des mil großem Beifall aufgenommenen Lust-
spieles „Das Extemporale" mit Erna Hertel als Lott«. — Jn
der Freitags-Aufsührung der .Lsledermaus" wird das frühere be-
liebte Mitglied des hiesigen Theaters Erna M 0 nti die Partie der
Adele singen.

" Däs Berbot des Strahenverkaufs der Mitch. Man fchreibt
uns: Wie man HLrt, soll der Stratzrniverkaiuf der Milch vom 16. d. M.
ab in uniserer Eemeind« vevboten werden. AIs Erund Les Berbots
wird angegeben: die Milch-wagen ein V e r ke h r s h i ndern i s.
Auch andere grötzeve Eemeinden uniseres LanLes seien zu dieser
Dkatzregel übergegangen. Daqegen fpricht aLer die autzerovcentfiche
Belastuwg eincs dienstbotenlosen Haushaltes, dem nun noch die AL-
Lolung der Milch aus den stch m-it Milchhandcl beschäftigenden
Läden Zugemutet wird, mit dem ersschwerenden Umstand, datz nament-
lich Eveise, Leidende und kleine Kinder fllr Milch Lezussberechtigt
sind, und datz in den Hanshaltungen. wozu diese gehören, häuf'.g
Mangel an Familienmitgliedern herrscht, dte zum Bofichaftenlanfen
geeignst stnd. Als noch wicht'igeres Argument dagegen wäre aber
hevvorzu>hoLen, datz der Bezug der Milch aus den LLden die Bezugs-
b-erechtigt-en dazu verurteilt. aus Lem eb-en erwähnten Erund« den
nächstliegenden Lad-en zu wählen ohne RüMcht aus. die Güte Les
Pro-duktes, welcher Umstand gerade bei der Milch, die so unenidlich
viel Fälschung unterliegt, schw-er ins Eewicht fällt. Od-er sollte v-i«l-
leicht di« qanze Matzr-egel zum grotzen Te-ile anf die Eifers-ucht der
minder soli-den Lie-feranten zurückzufiihren sein, denen nun das zur-
zeit in so hoher Blüte steheNd« Prinzi-p demokratiischer Gleich-
macherei zm Hilfe kommen soll? Wäre es nicht genügend gewe-en,
di« Unt-ersaqung der Milchwagen etwa au-f di« besonders v-erkehrs-
reiche Hauptstratze zu beschränren? Mozu die voreilig« Verall-
gemeinerung? am.

* Ein Bubenstreich wurde in der Nacht zum 9. Iuni durch Zcr-
trümmerung mehrerer Stratzenlaternen am Schloß-Wolfsbrunnen-
weg durch lioch unöekannte Täter verübt, wodurch der Stadtgemeinde
ein erheblicher Schaden zugefügt wurde. Um sachdienliche Mitteilung
Littet die Polizei.

" Eine» Unsall durch Selbstverschulde» erlitt Sonntag abend
um 7 Uhr eine hiestge KanfinannswiÄoe dadurch, datz ste in der
Hauptstratze -in-folge Schw«rhörigk«it das Signal der Stratzsnbahn
ii'berhört«, was -daz-u führte, datz sie vom Stratzenbahnwagen erfatzt
und einig« Met«r m'itgeschleift wutde. Autzer der Beschädcgunz
ihrer Kle'ider erlitt die Frau, die an Schwindelanfällen leidet, er-
hebliche HautabschÄnsungen. Si« wuvde mittels Wuto ihren Angs-
HLrigen zug-ösllhrt.

* Polizeibericht vom S. und 19. Zuui 1923. Festgenommen
wurden: 1 Landstreicher. Aufgegriffen: 2 Trunkenbolde,
1 obdachloses Mädchen und 1 13jähriger Volksschüler aus Mann-
heim, der seinen Eltern entlaufen ist. Zur Anzeige gelrngtcn:
3 Personen wegen Holzdiebstahls, 1 Taglöhner von hier wegen
Unterschlagung, 3 Personen wegen Uebertrstung der Fahrradord-
nung, Nuhestörung und Beamtenbeleidigung, 2 Händler aus Mann-
heim wegen unerlaubten Handels mit Butter (11 Pfund Vulter
wurden beschlagnahmt und an die Molkerei hier abgsliefert),
1 Kraftradfahrer wegen Fahrens obne Zulaffungsbescheinigung und
Tteuerkarte, 4 Personen wegen groben Unfngs, 7 Ruhestörer, 6 Per-
sonen wegen Uebertretung der Anlagcnordnung, 2 Ausländer
wegen Nichtbeachtung der Meldevorschrift, 22 Kraftfahrzeugführer
wegen zu raschen Fahrens und weitere 46 Personen wegen anderer
strafbarer Handlungen. Eestohlen wurden: Jn der Nacht zum
8- Juni am Kanalbau in Wieblingen eine -Sturmlaterne, in der
Nacht zum 9. Juni auf einem Vauvlatze am Schlotz-WolfsLrunnen-
weg ein Schubkarren und in der Nacht zum 10. Iuni aus einem
Grundstück am Eraimbergweg 7 Hühner- Unterschlagen wurde
rine braunlederne Geldtasche mit 35 000 Mk. Papiergsld, die am
5. Juni in der Altstadt verloren wurde.

" Polizoiberkcht vom 11. Zuni. Festgenommen wurden:
ein lediger Avbeiter aus Bruchsal wegen Verdachts d«g Diebstochls,
w-cil er am 11. Iun-i hier getragen« Schu'he und Kleidungsstücks,
stber deren Erwerb er sich nicht ausweistn konnte. zu verkausen
suchie; ein Polfiererlohrling von hier, der 978 000 M. feinem Lrhr-
herrn entwendet« und damit slüchtig ging, wegen Diöbsttchls; ein



rier

SsMsvÄv» HSK. 28VO.—

(susscftliebsiÄi ^usteNunßssZseliuIip).


stellenl-aser Elektromonteur von auswärts, der Reise- und Zshr-.relÄ
im Vetrage von 23 000 M. erschwindelte, weoen Betrugs; zwei zu»
gereiste Arbe-iter, die w«g«n Die-bstahls <rusg«schrieE«n stnd — Auf -
qegriffen wurd-en zwei Landstreicher und Bettler sowie ein
Oodachlostr. — Zur Anzsige gelangten: vier Peiisonen wegen
qroben llnfugs und SachbeschädiMng, ein Frisenr von hier weqeir
Preiswuchers, zehn Ruhestörer, steben KraftifahrzeugfLhrer wegen
zu raschen Fahrens unid weitere sechs Personen wsoen andersr straf-
oavsr Handlungen- —Gestohlen wurde in der Nacht zum 1. Iunr
aus einem Eartenhäusckien beim botanischen Carien sNeuenheim)
ein DrilllchaMig. — Unterschlagen wurden: ein Hun-dert-
tausenldmarlschein, der am 7. Iuni von der Schneidmnhlstrvtze durch
-die Bahnhofstratzs Vis zur Speyerer Landstratz« verlorcn wurhe;
icrner ein Lraunlederner Geldheutel mit einer Wochenkari« Heidel-
cerg—Neckargemünd, der am 8. Juni vom Bismarckplatz bis znr
Friedrichsbrücke verloren ging.


Knnst und Wtffenschast.
Lederabend Schlck.

Es war eine ziemlich ftarkc Enttöuschung, die Walburg Emma
Schick mit ihrem Liederabsnd am Montag im spärlich besstztcn
Kammermustksaale der Stadthalle bereitete. Vor mehreren Iahren, -
als ich die junqe SSngerin zum letzien Male hörich war da eins ,
Stimme, die zu schönen Hoffnungen berechtigts. wcnn ste in dic
rechten HSnde kam. und mit Sachverständnis und Fleitz gepflegt
wird. Jetzt ist wenig mehr von dcr ursprllnglichen Schonheit des -
Materials zu verspüren. die Stimme ist fast oanz verbildet, etnzelne .
schone Töne können nicht darllber hinwegtäuschen. datz hier die pure
Technik und die krampfhafte Sucht, gsnäu nach den techn-schen An-
weisungen irgendeiner Schule zu stngen, fast alles Natürliche zcrstört
hat- -Sehr schlecht ist vor allem dis Textaussprache, man hört kaum
einen richtigen Dokal (i wird fast immer in L verwandelt),
Diphthonqe klingen stark provinzialistisch. Auch mit der Aiemkührnnq
haperts ziemlrch. §rl. Cchick will auch z u verschiedenartige Liedcr
und Arien stngen und vergitzt dabei. datz eine Sopranistin nicht in
allen Catteln qerecht sein kann. Für den lmchten Zierqesanq w:e
sie die Händel-Arie aus „Iosua" erfordert. tauqt ihre Stimme s-bon
qar nichts; hi-r kam auch rhytbmische llnqenauiakeit dazu- Am
storendsten wirkt abcr an dem Ecsanq ron Frl. Sckfick das Disto-
nieren in der Mittellage und in der Höhe, vor allem im P'ana.
Heinz Mayer ist ein sehr gnter Vegleitcr. Datz er hie nnd da
mit grötzerem Stärkeauswand spielte wie nöiig war. ist vicllcicht
darauf zurllckzuführcn, datz er stch gegen den Vorwurf sichern wollte.
an einzelnen Stellen einen Achtels- oder gar Viertelston „zu tief"
zu spielen. x.

A«s Baden.

Der Karlsruher SSngertag.

AarlSNtb«, 12. Junt. Der SSnsertaa, ,u Lem - /o-ian».
vereine a«S Sranffurt a. M.. HeibelSer». Manubcim. LnL'üqS.
bakeu Sier elnartroffen rvaren. »abm einen auSgezeiKneten V-rlanf und
aestal.ete sich ,u einer machtvollen .«dnnSceSuns für SaS beutsch- Lisd.
Der^Tchnlerfche MSnnerchor anS Franlfurt war Pchon ain Lameta»
«achmittas tm Sondemna hier anqekommen nnd gab alxnds «m dickt-
aefüllten FestSallensaal ein Konzert. AnschNetzenb fand ein barmonis«
verlanfenes Sänaerbankett statt. ke! dem in Ncbe «nd G-ae». -
rede die Gaste SearNtzt «n» für d«n Emvfana g-ebankt murde. Am
Sonntag vormittaa kamen tn Doncherzüaen an der Heidelberaer
^ MannSeim-LndwIasbasener LcSrcraesanaverein urb
die M-annbeimer Liedert-afcl. dle im Stabtaarten von dem Ol'-rbnra,--
meister und dem Präftbenten dcS OarlSrnftcr LiederkranzeS. avk deften
L-chnltern dle Lrltuna der aesamten Veranstaltuna rukte, willk-"n""m '
aekcißen wuvden. Mit bcm Lebv'raesanavcrein. dcr Licd''cha'>- «n!»
dem Liederkran, von KarlsrnSe vcreinten ftch Sann dic anSw-'rti-en
Sänger am Nachmi-ttaa zn cinem «rotzen Konzert. daS eincn vorzft-lichen
Verlanf nabm »nd bl-ckb-ende Ern-drftcke v-rmittclt«. I m ci-nf- di-ssS
KonzertS wnrdc eine vatrrländische Ankvrache aebalien. wobci
des badifchen H-lden Schlageter aedacht und auf ble Not. »n dcr
ftch unser Vaterland befindet. Singewiescn wnrde Fm Ļsiiluft an
biese AnErache sanaen di« ftebcn Ver-in« daS Nicdcrländilch'- Da-ik-
aebet. Anpvrachs nnd Gcsanq Satte bie vt'le Tauscnd- zäblendc ft-r.
körerschaft stehend anaebövt . So klanq anch Ltese» Kvnzer! in ekncm
Bekenntnis znm Fefthalten am dentschen Vat-rland au». AbenLs aaü
die Siadt den Gäste» etn Sommernachtfest tm Stadtaarten.

— Meinbcim. 12. Jnns. Bct Grabarbeiten auf dem Gekände
der Fabrzeua-Werk« tm Gcwann „Holzwea" nördl'ch von Wctnhetm an
der nach Sulzbach zichcnten Vergftratze stieften am SamStaa Nrbciter auf
cinen kleinen Senk - lkrna auS hellem Ton. Dcr Krna. ctwa 18 em
»och. bat Lle aewöhnlichc römische Form nnd ift vorzftalich erhaltem
Er kaa tn etwa I',t Meter Ticse zwischen eincr Schicht sanblchmiaem
Ackerboben. Während an solchen Fundstättcn aewöbnltch noch andcre Fnnd-
stücke, wle Scherben, Kno»en, Slcaelstftcke. anch Bruchstftcke vvn Wafke»
und Geräten vorkommcn, konntc kier trob aller daraus verwendeten A»t-
famkeit nichtS weitereS zntase scfördert werden. Der Krna tst sedenfallS
mtt dcm Sande vom Waffer angeschwemmt nnb zwar anS östlkcher R!»-
tuns vom Gevlrae.

— Mannhelm, 12. Anni. Dic Bewohner ber Dammsiratze erhielten
letzte Wocke f r a n, v f i s ch e n Besnch. Ekn französtscher Osfkzker mkt
einem Solbaten erschien In sämtlichcn Wohnnnaen nnd erkundiate stch nach
ihrer Grötze unb der Zahl der Bewohner. Den Grnnd Ler Erknndkguns
gaben bie Franzofe» nicht an.

Mosvach, 12. Nnni. Anch ber Betrtev beS WerkeS Neckar-
zkmmern ber Badischen Anlltn- unb Sodafavrik in LudwiaS.
hafen tsteinaestellt nnd sämtliche Arbeiter stnd entlaffen worden. Der
Grnnd zur Schlictznng deS BetriebeS soll in der Hauvtsachc dcr Dätkgkctt
ber Franzoscn t» -er Pfalz zuzuschreiben setn, ba der Absatz deS Anilin.
werkes stockt.

(F Baden-Bade«. 12. Junl. Yni besten Mannesalter starb vlötzlich
Wilhelm Pittack. der langlährige Pächtcr des KurhauSrsstaurantS.
Der ToL bleseS tätigen und setneS aewlnnenden WesenS ha'bcr nnae-
mein beltebten ManneS wird anch über bie hekmatlichen GronzvfShl«
htnauS reast« Tcilnabme auSlösen.

? FrekVnrg, 12. Juni. Etn schwerer Etnbruchsbiebstahl
wnrd« in der Nacht znm SamStag tn einem Goltwarcnaeschäft der Etsen»
bahnstratze verübt. Dte DicLe fchlngcn daS Ladenfenster ein, entwendete»
einen AusftellungSstönder mtt 86 goldenen Ntnaen und entkame» un-
entdeckt. 1

>l Schöna« i. W-, 13. Juni. Die Annahme, batz bie badksche Ne«
gierung vct der am Sonntaa erfolgten Beisednng SchlageterS nkcht
vertreten gcwescn sei, trifft, wie man nnS mltteilt, nicht zu. Sowohl ber
badtsche StaatSprästbent, wie ber Ladische Justtzminister vatten ftch bci ber
Traucrfeier vertreten laffe».

Kirchliche Nachrichten.

Evangelische Gemetnd«. Mittwoch, 13. Funi. avenbS 8 Uhr: Nivel-
stund«, Konfirmand-ensaal der ChristuSkirche. Gtadtvfarrer v. Frvmmel
(Pa-uluS nach dem 1. TheffalonlcherSrlefi. — Donn-rZtaa, 14. Juni.
abends 8 Uhr: Vibelstund«. Gemeindesaal Karl-Lubwigstratze 6, Stadt-
vfarrer Maas lMarkus-Evanaoliuml- — DonnerSiaq, 14. Juni. nachm.
Ztö Uhr: Verein Frd. i. M. bei Frau Hetz, Nöderwca 3 lletzteS mal vor
den Ferien, Vortraa Bl-ank). — DonnerStaa. 14. Jnni, abends 8<L Uhr,
im Konsirmandentzaal ber ChristuSklrche: LanbeSkirchltL« Berstnianng,
literarisch-mustkalischer Abend.

Bcrantwortlich fftr dcn textlichen Jnbalt: Jul. Kraemer in Heidel.
bers: sür den Anzsiacn. und Reklametcil: C. C l a u e r. Frankfiirt a. M.

Druck u. Verl.: I. G. H 0 l tz wa r t S N a »s. G-«. b. H.. Srankfurt a. M.
 
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