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Bächle, Hans-Wolfgang
Das Adelsgeschlecht der Woellwarth — Schwäbisch Gmünd: Einhorn-Verlag, 2010

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https://doi.org/10.11588/diglit.48755#0128
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damalige Pfarrer Pahl von Neubronn. Als er einmal länger als sonst bei einer Hoch-
zeit die Glocken läuten ließ, erhielt er den Verweis, die Glockenseile würden vor der
Zeit abgenützt und ihre Herstellung koste Geld. Caroline vertrat die Ansicht, dass
man die Untertanen nicht zu gescheit werden lassen dürfe, Rechnen und Schreiben
seien für diese ganz gefährliche Künste. - Ein Gutes hatte sie an sich: Sie bereicherte
sich nicht auf Kosten ihrer Untertanen. Für ihr Hauswesen brauchte sie fast kein
Geld. Doch die Dienerschaft belohnte sie schlecht. Für die Küche sorgte die er-
zwungene Freigebigkeit der Bauern und der Jäger. Jedem gesunden Fortschritt war
sie abhold. Ihr Standpunkt war: „Am guten Alten in Treue halten.“
Außerdem war sie recht eingebildet. Adel und gemeine Leute seien zwei ganz verschie-
dene Arten des Menschengeschlechts. So sprach sie mit jedem, der nicht von Adel war,
stets in der dritten Person Einzahl. Ihre Untertanen betrachtete sie eher als Sklaven, die
ohne Schuhe ihre Zimmer betreten mussten. Den Gärtner nannte sie Gartenknecht,
den Schulmeister Schulknecht und ihren Amtmann Schreiber. Ein benachbarter Ba-

Die Pfarrkirche in Neubronn wurde im 15. Jh. erbaut und
1782 von der Herrschaft barockisiert Das Wappen überm
Portal erinnert an Friderike Caroline von Woellwarth, gebo-
rene von Woellwarth, daher signiert FCVWGVW. Ihr Ge-
mahl Sebastian V. starb 1754, Caroline erst 1796. Der Turm
trägt die typische welsche Haube.

124 Das Adelsgeschlecht der Woellwarth
 
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