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Baedeker, Karl; Baedeker, Karl [Editor]
Ägypten: Handbuch für Reisende (Band 2): Ober-Aegypten und Nubien bis zum zweiten Katarakt — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.5555#0047
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6 Route 2,

FAYÜM.

Lagt.

mit dem Besuch der Stadt M edi ne t el-F ay ü m und deren nächster
Umgebung begnügen will und die Hediirfnis.se eines bequemen Nacht-
lagers für 1 bis 2 Nächte entbehren kann, wird aueh allein durchkommen
(Unterkunft in Medine 3. S. 8); einigen Mundvorrath mitzunehmen ist
immerhin rathsam. Sehr gute Dienste leistet eine Empfehlung an den
Mudir, zur Beschaffung der nüthigen Pferde oder Esel, da die Einwohner
ihre Thiere nur ungern hergeben (a. S. 8, 13).

Eisenbahn von Kairo nach Medinet el-Fayüm, 120km in c. 4 St.
Häufig Verspätungen. Täglich geht Morgens 8 U. 30 3Iin. ein Zug vom
Bahnhof Büläk ed-Dakrür (vgl. S. 1) ab, der um 10 TJ. 38 Min. in Wasta
ist. Hier Warenwechsel und Aufenthalt bis 11 Uhr; dann Zweigbahn bis
Medine in 1% St. Zurück aus Medine tägl. 9 U., in Wasta 10 U. 15 Vm.',
aus Wasta 10 U. 5S Vm-, in Büläk ed-Dakrür 1 U. 15 Xm. — Ein /.weiter
Zug geht 3 U. Km. von Büläk ed-Dakrür ab, ist um 5 II. 28 Min. in
Wasta, wo auch der Vm. 8 Ü. 30 Min. von Siüt (S. 1) abgebende Zug
um 4 U. 25 Min. eingetroffen ist. Abfahrt von Wasti nach Medinet-cl-
Fayüm 5 U. 45 M. Ab., Ankunft 7 U. Ab. Man kann also 2mal tägl. so-
wohl von Kairo wie von Oberägypten (Siüt bez. Minyc) nach dem Eayüm
gelangen. — Von Medinct el-Fayüm geht die Bahn weiter nach Senhur,
doch ist für den Besuch des Birket cl-Kurün der Reisende auf die Mit-
nahme von Reitthieren von Medine angewiesen (vgl. S. 13).

Lage und Geschichte des Fayüm. In dem großen, bis zu 130m über
dem Meeresspiegel sich erhebenden Plateau der Libt/schen Wüste bildet das
Fayüm (vom altägypt. „Ph'iom" d. i. Sumpf, Seeland), jetzt Provinz,
die "erste, gewöhnlich noch zum Nilthal gerechnete Oase (*S. 378), deren
außerordentliche Fruchtbarkeit (s. unten) mit Recht berühmt ist. Sie hat
die Form eines länglich runden Thaies oder Beckens, das von der hier
niedrigen libyschen Gebirgskette umschlossen ist; % Grad südlicher als
Kairo gelegen, ist ihr Klima ganz besonders günstig, und selbst die Pest
kam selten dabin. Dieses_ „Land der Kosen" ist noch heutzutage einer
der schönsten Theile von Ägypten und besser als auf irgend einen andern
Theil des Nilthals paßt auf diese Landschaft das bekannte Wort Herodots,
Ägypten sei ein Geschenk des Nils, denn diese 1250<ikm große Oase, welche
über 200C00 Menschen ernährt, hat vor Zeiten als wüstes Land der Wüste
angehört und ist erst durch künstliche Berieselung mit dem schlammfüh-
renden Wasser des Nils zu dem geworden, was es ist, die fruchtbarste
Provinz von Ägypten. Der Holt?' Yvsttf genannte 331km lange Wasserlauf,
der eher für einen alten durch Menschenhände regulierten Stromarm, als
für einen künstlichen vom Nil abgeleiteten Kanal gehalten werden muß,
zweigt sieb nordlich von Siüt vom Nil ab (s. S. 44) und tritt, durch eine
schmale Öllhung der libyschen Gebirgskette bei el-Lahün (S. 13) in die
Landschaft ein, welche er, sich verästelnd, reichlich tränkt. Einen Theil
seines Wassers wälzt er entlang dem östlichen Rande der libyschen Bergkette
nach Norden hin. Da, wo er in die Oase eintritt, kann diese als mäßig hohes
Plateau bezeichnet werden, das nach W. hin in zwei Stufen bis zum östlichen
Ufer des von BW. nach NO- lang hingestreckten und schmalen Birket Ol-
Kunin abfällt. Auf der höchsten östlichen Stufe lagen das Labyrinth und
der Mörissee, auf der mittleren grünt das berühmte Fruehtland der Provinz
Fayüm und die westlichste besteht zum größten Theil aus dürrem Wüsten-
land. Hinter dem Birket cl-Kurün und im N. desselben dehnt sicli im
Rücken von steil abfallenden Kalkbergcn die unermeßliche Sandfläche der
Sahara aus. Schon in sehr früher Zeit ist das Fayüm der Wüste abge-
rungen worden, jedenfalls im alten Reiche, wahrscheinlich unter Amen-
emba III., von dem sich Denkmäler erhalten haben, welche beweisen,
daß er vielleicht, als erster von allen Pharaonen die Regelung des ge-
samten Nillaufes ins Auge gefaßt hat. Hoch am oberen Nil (in Seinne)
hat Lepsius von ihm hergestellte Nilmesser und im Fayüm an der Stelle
des Labyrinths mit seinem Namen versehene Werkstücke gefunden. Die
Griechen nannten ihn Moris und glaubten, der See, welchen sie „Möris-
see" hießen, und welcher als eines der größten Wunder der Wasser-
baukunst gepriesen wurde, trage seinen Namen. Indessen bedeutet meri
ägyptisch der See und die Überschwemmung, und das große Bassin im
 
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