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Bartsch, Friedrich Joseph Adam
Die Kupferstichsammlung der k. u. k. Hofbibliothek Wien: in einer Auswahl ihrer merkwürdigsten Blätter — Wien, 1854

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https://doi.org/10.11588/diglit.31749#0010
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IV

dem ach'zelinten Jahrhundert keine gesonderten Kupferstiche. Was
frühere Besitzer in launenhaftem Wohlgefallen an einzelnen Bildern
des Formschnittes oder Metallstiches den inneren Deckeln ihrerBü-
chereinbände anvertrauten, fiel meist der Vergessenheit anheim.
Einer weit späteren Zeit blieb es vorbehalten, solchen unbeachte-
ten, bisweilen kostbaren Inlagen der Handschriften und Druck-
werke emsig nachzuspüren, sie auszubeuten und die geeignete
Stelle finden zu lassen.

Im ersten Drittheile des achtzehnten Jahrhunderts begründete
der berühmte Feldherr Eugen Herzog zu S a v o y e n - S o i s s o n s
(geb. 1663, st. 1736) eine Kupferstichsammlung nach französi-
schem Vorbild zu seinem Gebrauche in Wien. Ihre Anlage ent-
stand zugleich mit der Bibliothek dieses Prinzen, wahrscheinlich
zwischen den Jahren 1730 und 1735 , unter Anleitung und Auf-
sicht des gelehrten Kunstkenners Pierre Jean Mariette (geb.
1694, st. 1774). Sie kostete dem Stifter 500,000 französische
Thaler, und zälilte damals 290 Grossfolianten nebst 215 Porträt-
cartons. Nach dem Tode des Herzogs übernahm Kaiser Carl VI.
von dessenNichte und Erbin, Victoria von Savoyen, vermählte
Herzogin zu Sachsen-Hildburghausen, gegen eine jährliche Leib-
rente von 10,000 Gulden die Bibliothek nebst den Incunabeln,
Handschriften, Miniaturen und Kupferstichen, sie mit dem kaiser.
lichen Biicherschatze in dem neu erbauten Saale im Jahre 173 8
vereinend.

In den nächsten vierzig Jahren sind der Kupferstichsamm-
lung geringe Zuflüsse geworden. Man findet nur Weniges vorge-
merkt, das durch den damaligen Besorger Joseph von Martinez
(angestellt am 11. Sept. 1749, gestorben den 7. Mai 1788) herge-
slelll wurde. Erst mit dem Jahre 1777 sollte durch die Anstellung
(15. Febr.) eines jungen Mannes, Adam Bartsch, die mit der
Ernennung des gefeierten Freiherrn Gottfried van Swieten als
Präfekt am 25. Nov. desselben Jahres zusammentraf, und drei
Jahre später durch die Thronbesteigung Kaiser Josephs II. (am
29. Nov. 1780) , für sie eine neu belebende Epoche eintreten.
Geldbeträge aus der Dotalion wurden fiir Ankäufe ausgesetzt, re-
gelmässige Lieferungen dureh Kunsthändler eingeleitet, natnhaf
tere Erwerbungen begannen mit den Jahren 1782 und 17S3. Diese
 
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