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Hansen, Christina M.; Universität Basel / Seminar für Ur- und Frühgeschichte / Jüngere und Provinzialrömische Abteilung [Contr.]
Basler Hefte zur Archäologie (Band 2): Frauengräber im Thüringerreich: zur Chronologie des 5. und 6. Jahrhunderts n. Chr. — Basel: Archäologie-Verlag, 2004

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78

3 Der Fundstoff des 5. bis 6. Jahrhunderts n. Chr.

Abb. 94 Webschwert.
Bei eisernen Webschwertern handelt
es sich um eine geschlechtsspezifische
Beigabe, die insbesondere in aleman-
nischen, thüringischen und langobar-
dischen Frauengräbern häufig vor-
kommt.614 Mit 51,1 cm ist das eiserne
Webschwert aus Jena-Burgau Grab 1
am längsten, das aus Stößen Grab 43
mit 27,3 cm am kürzesten (Abb.
94).615
G. Behrens stellte erstmalig einige
Exemplare zusammen und datierte
diese in die zweite Hälfte des 6. Jhs.
und an den Beginn des 7. Jhs.616 J.
Werner publizierte eine Fundliste,
welche auch den langobardischen
Raum berücksichtigte.617 Für den an-
gelsächsischen Raum behandelte S. E.
Chadwick einige Web Schwerter, wobei
auch kurz auf die praktische Hand-
habung eingegangen wurde.618 U.
Koch, die eine tabellarische Auflis-
tung verschiedener Grabinventare mit
Webschwert vorlegte,619 konnte für
die Funde aus Schretzheim feststellen,
dass das älteste Webschwert in einem
Frauengrab mit thüringischer Fibel-
tracht gefunden wurde. Auch die wei-
teren, in die Stufen Schretzheim 3 (565-590/600) und
4 (590-620/630) datierten Webschwerter kamen mit
nur einer Ausnahme ebenfalls in dem den thüringi-
schen Siedlern zugeschriebenen Gräberareal vor.620
Nach Aussage U. Kochs waren Webschwerter in
Schretzheim insgesamt über drei Generationen hin-
weg in Gebrauch.621
B. Schmidt datierte die mitteldeutschen Vorkom-
men, ohne einen einzigen Fund näher zu benennen,
allgemein in das 6. Jh.622 Aufgrund der Vorkommen
in Schretzheim und des münzdatierten Fundes in
dem Grab von Worms-Bollwerk (terminus post quem
541 durch eine Münze des Totila)623 ist ein Vorkom-
men über die Mitte des 6. Jhs. hinaus belegt. Auch für
die Gräber 25 (zentrales Pfostenkammergrab) und 26
aus Zeuzleben verzeichnet A. Rettner das Web-
schwert als Beigabe.624
Datierung: Mitteldeutschland Phase 3 (Ende) und 4.


Kommentar: Die überwiegende Anzahl aller mitteldeutschen
Webschwertfunde kann in die Phase Mitteldeutschland 4 da-
tiert werden. Das Beigeben dieser Geräte setgtjedoch — wie das
Webschwert aus dem Wagengrab von Erfurt-Gispersleben
geigt — bereits am Ende der Phase 3 ein.

3.8.3 Hackmesser
Abkürzung: Hackmess
A. Stößen Grab 51; Weimar Gräber 56, 84.
B. Stößen Grab 24; Weimar Gräber 53, 58.
C. Köln-Müngersdorf Grab 91b; Wörrstadt, Frauengrab.


Abb. 95 Hackmesser.

Unter der Bezeichnung Hackmesser625 sind hier Ge-
genstände aus Eisen mit einer in Aufsicht rechtecki-
gen Form und im Querschnitt an der unteren Seite
messerartig zulaufenden Schneide zusammengefasst,
die zur Befestigung an einem Griffteil zwei obere
Fortsätze aufweisen (Abb. 95). Für Mitteldeutschland
diskutierte B. Schmidt diesen für Frauengräber spezi-
fischen Gerätetyp, der aufgrund der einfachen Form
und Materialbeschaffenheit vermutlich nicht immer
sicher als solcher erkannt wurde, nicht explizit, ent-
sprechende Hinweise in den Katalogen sind kurz
gefasst und nur teilweise von Abbildungen beglei-
tet.626 Obwohl die Angaben bei B. Schmidt ungenau
sind, wurden die oben genannten Funde in der vor-
liegenden Arbeit als Typ aufgenommen, da für ande-
re geographische Regionen ein zeitlich begrenztes
Vorkommen dieser Geräte festgestellt wurde. So be-
zeichnete K. Böhner diese Geräte als Küchenmesser
und ordnete sie seiner Stufe III zu.627 Für Südwest-
deutschland stellte U. Koch ein Vorkommen seit der
ersten Hälfte, um die Mitte und in der zweiten Hälfte
des 6. Jhs. fest (SD-Phasen 4-6).628 Am Niederrhein
kommen derartige Messer in den Phasen 5 und 6
vor.629
Datierung: Mitteldeutschland Phase 4.
 
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