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Ein Töpferofen des 14. Jahrhunderts im Muldental, Sachsen D
Günter Unteidig und Hermann Muschter
Schlüsselwörter: Deutschland, Sachsen, Skoplau, Töpferei, Töpferofen, liegender Töpferofen mit Feuergitter(?).1
Der kleine Ort Skoplau liegt etwa 4 Kilometer nordöstlich
der Stadt Colditz am Schanzenbach (Abb. I).2 Der Ort liegt
202 m ü. NN auf einem Höhenrücken über der Freiberger
Mulde. Am südlichen Hang befindet sich Ton in grösseren
Ablagerungen, wobei die östliche Hangseite aus Leisniger
Quarzporphyr besteht. Aufgrund der geologischen Situati-
on trifft man endang des Südhanges Ton und Lehm an, die
dort mit Sicherheit seit dem 14. Jahrhundert abgebaut wur-
den. Der qualitativ hochwertige Rohton ist ein Grund für die
Ansiedlung der Töpfer in Skoplau. Unter einer mächtigen
Lehm- bzw. Sandschicht wurden fette, teils weisslich, teils
bläulich- oder schwärzlichgraue Tone angetroffen, die als
Verwitterungsprodukt des Leisniger Quarzporphyrs entstan-
den sind. Diese Tone begrenzten ein über acht Meter mäch-
tiges Braunkohleflöz. Der Ton wurde nach Colditz, Meissen
und Schweden exportiert. Bei Skoplau wurde schon 1697 ter-
tiäre Braunkohle entdeckt, aber erst 1808 durch ein königli-
ches Werk abgebaut. Die Gewinnung der Braunkohle erfolgte
anfangs im Tagebau und später bis in die 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts im Tiefbau.
Reste eines mittelalterlichen Weges, der Skoplau mit der Burg
Leisnig (7 km) und der Burg Colditz (4 km) verband, sind in
der Ortslage z. T. noch als Hohlweg vorhanden. Die Heeres-
und Handelsstrasse von Leisnig nach Colditz, kam bereits
1853, wegen beträchtlichem Verkehr durch den Braunkoh-
lenabbau, in königliche fiskalische Unterhaltung. Das Dorf
war ein Sackgassendorf - die Annahme, dass es weilerartige
Züge hatte, darf angezweifelt werden. Es besteht heute aus
sechs Hofstellen. Drei waren jeweils Dreiseitenhöfe und die
anderen drei sind Vierseitenhöfe. Im Norden des Dorfes be-
findet sich der Rest einer Wallanlage, von der noch ein stark
verschilffener, ca. 1,5 m hoher Wall erhalten ist. Im Inne-
ren dieser Anlage befindet sich ein Dreiseitenhof mit einer
Scheune im Zentrum (vgl. Abb. 1, A), die sicher den befes-
tigten Innenbereich des Herrensitzes überbaut hat. Bis heute
wird das Areal von einer Streuobstwiese eingegrenzt. Auf der
Südostseite des Herrensitzes sind der Dorfbrunnen und ehe-
mals zwei Teiche am Dorfplatz. Da sich im heutigen Teich
1 Zur typologischen Einordnung des Ofens von Skoplau vgl.
Heege, Übersichtsbeitrag Kap. C.2.2.3.1.
2 Koordinaten: 12°50'52''E/51 °8'46"N. Zum Ort und seiner
Geschichte vgl. folgende Veröffentlichungen: Billig 1989.
Cohausen 1995. Naumann 1962. Quirin 1939. Schlesinger
1983. Vogt 1988.
an der Ostseite grössere Mengen von Keramik aus dem 14.
Jahrhundert befinden, kann man annehmen, dass er von den
ansässigen Töpfern angelegt und benutzt wurde (vgl. Abb.
1,B).
Wir können davon ausgehen, dass es sich bei der oben ge-
nannten Wallanlage um den Herrensitz des Ortsgründers
Conradus de Zcopolowe handelt, der 1265 den Ort gründete.
Conradus des Zcopolowe ist nicht nur Ortsgründer, sondern
auch Stifter der Kirche von Collmen. Seine Grabplatte aus
dem späten 13. Jahrhundert findet man heute an der Aussen-
wand der Südseite des Kirchenschiffes. Er ist auf der Grab-
platte als Ritter mit Langschwert und Schild dargestellt, als
Symbol sind ein Vortragekreuz und verschiedene Sonnensym-
bole beigefügt. Die Grabplatte ist ein schönes Beispiel dafür,
wie heidnische von christlichen Symbolen überlagert wurden.
Seit 1215 gehört die Kapelle von Collmen zum Sprengel Leis-
nig, jedoch bekommt Collmen 1266 einen Pfarrer und die
bis dahin bestehende Kapelle wird Dorfkirche, in die selbst-
verständlich Skoplau eingepfarrt wurde. 1340 wird Skoplau
an die Herren von Colditz verkauft und gehört ab 1368 zur
Herrschaft Colditz. Ob mit dem Wechsel zur Herrschaft Col-
ditz auch mit der Ansiedlung von Töpfern zu rechnen ist,
kann in den Schriftquellen nicht nachgewiesen werden.
Jedoch weisen grosse Mengen an Fundmaterial, die im Laufe
der letzten 15 Jahre bei Bauarbeiten zutage kamen auf eine
rege Töpfertätigkeit hin. Die in mehreren Abfallgruben ent-
deckte graue Irdenware kann in die Zeit zwischen 1380 und
1450 datiert werden.3 Die Flächenverteilung der homogenen
Irdenware in der Dorfflur legt nahe, dass vor allem am süd-
westlichen Rand des heutigen Dorfes in grossem Stil Töpfer-
waren produziert wurden. In diesem Bereich wurde auch der
Töpferofen entdeckt (vgl. Abb. 1, X), der die grossen Fund-
dichten unterstreicht.
Der Töpferofen
Beim Bau einer Landstrasse durch Skoplau wurde 1868 - ei-
nen Kilometer in Richtung Podelwitz — ein Grab aus der
vorrömischen Eisenzeit gefunden. In derselben Baumass-
nahme wurde aber auch ein mittelalterlicher Töpferofen an-
3 Es wurde lediglich das anfallende Material gesichert.
Ein Töpferofen des 14. Jahrhunderts im Muldental, Sachsen D
Günter Unteidig und Hermann Muschter
Schlüsselwörter: Deutschland, Sachsen, Skoplau, Töpferei, Töpferofen, liegender Töpferofen mit Feuergitter(?).1
Der kleine Ort Skoplau liegt etwa 4 Kilometer nordöstlich
der Stadt Colditz am Schanzenbach (Abb. I).2 Der Ort liegt
202 m ü. NN auf einem Höhenrücken über der Freiberger
Mulde. Am südlichen Hang befindet sich Ton in grösseren
Ablagerungen, wobei die östliche Hangseite aus Leisniger
Quarzporphyr besteht. Aufgrund der geologischen Situati-
on trifft man endang des Südhanges Ton und Lehm an, die
dort mit Sicherheit seit dem 14. Jahrhundert abgebaut wur-
den. Der qualitativ hochwertige Rohton ist ein Grund für die
Ansiedlung der Töpfer in Skoplau. Unter einer mächtigen
Lehm- bzw. Sandschicht wurden fette, teils weisslich, teils
bläulich- oder schwärzlichgraue Tone angetroffen, die als
Verwitterungsprodukt des Leisniger Quarzporphyrs entstan-
den sind. Diese Tone begrenzten ein über acht Meter mäch-
tiges Braunkohleflöz. Der Ton wurde nach Colditz, Meissen
und Schweden exportiert. Bei Skoplau wurde schon 1697 ter-
tiäre Braunkohle entdeckt, aber erst 1808 durch ein königli-
ches Werk abgebaut. Die Gewinnung der Braunkohle erfolgte
anfangs im Tagebau und später bis in die 2. Hälfte des 20.
Jahrhunderts im Tiefbau.
Reste eines mittelalterlichen Weges, der Skoplau mit der Burg
Leisnig (7 km) und der Burg Colditz (4 km) verband, sind in
der Ortslage z. T. noch als Hohlweg vorhanden. Die Heeres-
und Handelsstrasse von Leisnig nach Colditz, kam bereits
1853, wegen beträchtlichem Verkehr durch den Braunkoh-
lenabbau, in königliche fiskalische Unterhaltung. Das Dorf
war ein Sackgassendorf - die Annahme, dass es weilerartige
Züge hatte, darf angezweifelt werden. Es besteht heute aus
sechs Hofstellen. Drei waren jeweils Dreiseitenhöfe und die
anderen drei sind Vierseitenhöfe. Im Norden des Dorfes be-
findet sich der Rest einer Wallanlage, von der noch ein stark
verschilffener, ca. 1,5 m hoher Wall erhalten ist. Im Inne-
ren dieser Anlage befindet sich ein Dreiseitenhof mit einer
Scheune im Zentrum (vgl. Abb. 1, A), die sicher den befes-
tigten Innenbereich des Herrensitzes überbaut hat. Bis heute
wird das Areal von einer Streuobstwiese eingegrenzt. Auf der
Südostseite des Herrensitzes sind der Dorfbrunnen und ehe-
mals zwei Teiche am Dorfplatz. Da sich im heutigen Teich
1 Zur typologischen Einordnung des Ofens von Skoplau vgl.
Heege, Übersichtsbeitrag Kap. C.2.2.3.1.
2 Koordinaten: 12°50'52''E/51 °8'46"N. Zum Ort und seiner
Geschichte vgl. folgende Veröffentlichungen: Billig 1989.
Cohausen 1995. Naumann 1962. Quirin 1939. Schlesinger
1983. Vogt 1988.
an der Ostseite grössere Mengen von Keramik aus dem 14.
Jahrhundert befinden, kann man annehmen, dass er von den
ansässigen Töpfern angelegt und benutzt wurde (vgl. Abb.
1,B).
Wir können davon ausgehen, dass es sich bei der oben ge-
nannten Wallanlage um den Herrensitz des Ortsgründers
Conradus de Zcopolowe handelt, der 1265 den Ort gründete.
Conradus des Zcopolowe ist nicht nur Ortsgründer, sondern
auch Stifter der Kirche von Collmen. Seine Grabplatte aus
dem späten 13. Jahrhundert findet man heute an der Aussen-
wand der Südseite des Kirchenschiffes. Er ist auf der Grab-
platte als Ritter mit Langschwert und Schild dargestellt, als
Symbol sind ein Vortragekreuz und verschiedene Sonnensym-
bole beigefügt. Die Grabplatte ist ein schönes Beispiel dafür,
wie heidnische von christlichen Symbolen überlagert wurden.
Seit 1215 gehört die Kapelle von Collmen zum Sprengel Leis-
nig, jedoch bekommt Collmen 1266 einen Pfarrer und die
bis dahin bestehende Kapelle wird Dorfkirche, in die selbst-
verständlich Skoplau eingepfarrt wurde. 1340 wird Skoplau
an die Herren von Colditz verkauft und gehört ab 1368 zur
Herrschaft Colditz. Ob mit dem Wechsel zur Herrschaft Col-
ditz auch mit der Ansiedlung von Töpfern zu rechnen ist,
kann in den Schriftquellen nicht nachgewiesen werden.
Jedoch weisen grosse Mengen an Fundmaterial, die im Laufe
der letzten 15 Jahre bei Bauarbeiten zutage kamen auf eine
rege Töpfertätigkeit hin. Die in mehreren Abfallgruben ent-
deckte graue Irdenware kann in die Zeit zwischen 1380 und
1450 datiert werden.3 Die Flächenverteilung der homogenen
Irdenware in der Dorfflur legt nahe, dass vor allem am süd-
westlichen Rand des heutigen Dorfes in grossem Stil Töpfer-
waren produziert wurden. In diesem Bereich wurde auch der
Töpferofen entdeckt (vgl. Abb. 1, X), der die grossen Fund-
dichten unterstreicht.
Der Töpferofen
Beim Bau einer Landstrasse durch Skoplau wurde 1868 - ei-
nen Kilometer in Richtung Podelwitz — ein Grab aus der
vorrömischen Eisenzeit gefunden. In derselben Baumass-
nahme wurde aber auch ein mittelalterlicher Töpferofen an-
3 Es wurde lediglich das anfallende Material gesichert.