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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Langenberger, S.: Neubau Reiner in München: Architekt: Karl Bauer, Ulm-München
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0154
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56

DER BAUMEISTER » 1908, FEBRUAR.

Im Abstande von nahezu
40 Metern von der Baulinie ist
das in Bezug auf Zweckbestim-
mung wie Ausstattung gleich
bemerkenswerte Hauptgebäude
errichtet, das als gelungenes
Werk gut bürgerlicher Baukunst
in die Erscheinung tritt und so-
wohl durch seine lebhaft bewegte
Silhouette wie auch durch die
wirksame Entwicklung der Bau-
massen erfreut. Bei aller Schlicht-
heit und Biederkeit der gewähl-
ten Ausdrucksmittel erweckt das
Bauwerk einen durchaus vor-
nehmen Eindruck.
Das Erdgeschoss des Hauses
ist zum grossen Teil für die
Zwecke einer Automobilhalle
ausgenützt, deren Anordnung
im Fassadenbilde durch grosse
Tore gekennzeichnet ist.
Der östliche, risalitartig über
die Bauflucht vortretende Bau-
teil mit staffelförmig begrenztem
Giebel und Eckturm umfasst eine


durch Erd- und Obergeschoss
hindurchreichende weiträumige
Diele, zu der eine kleine, mit

Arch. Bauer, Ulm-München.
grünem Rankenwerk be-

malte Vorhalle mit anschliessender Garderobe den Zugang

vermitteln.

Lusthaus Reiner, München.

heit und feine farbige Stimmung verwendet wurde und bei
allem Reichtum ein entsprechendes Masshalten des Architekten
erkennbar ist.

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Die Ausstattung dieser Diele ist in jeder Beziehung eine
sehr gediegene und geschmackvolle und lässt die Vorteile
guter alter Kunst vortrefflich zur Geltung kommen.
Die rote Farbe des
Fussbodenbelages, der
dunkle Ton der Wandbe-
kleidung aus Eichenholz
und des Treppenge-
länders aus gleichem
Material, sowie des Holz-
plafonds stehen in vor-
züglichem Einklang mit
dem Weiss der hohen
Wände.
Neben dem Eingang
und von der Diele aus
zugängig ist ein kleines
Kneipzimmer vorge-
sehen, dem eine seg-
mentförmige, mit leb-
haften Farben lustig be-
malte Holzdecke einen
besonderen Reiz verleiht.
Im ersten Obergeschoss
reihen sich der Diele an:
ein Herrenzimmer, ein Spielzimmer und ein Damenzimmer. Es
sind durchwegs geradezu Kabinettstücke neuzeitlicher Innen-
ausstattung, bei der besondere Sorgfalt auf gediegene Vornehm-

Im Dachgeschoss befindet sich ein ge-
räumiges Bibliothekzimmer mit reizvoll
angeordneten Fensterplätzen; im Keller-
geschoss äusser den Räumen für die Zentralheizungsanlage
ein geräumiges, mit allem Komfort der Neuzeit ausgestat-
tetes Schwimmbad nebst Ankleidezimmer und eine ebenso
gediegen wie gemütlich
eingerichtete Kegelbahn,
von der aus ein unter-
irdischer Verbindungs-
gang zu dem nahen
Wohnhaus des Besitzers
sich fortsetzt.
Der zwischen dem Ge-
bäude und der Strasse
sich ausdehnende, wohl-
gepflegte Garten ist nach
architektonischen Ge-
sichtspunkten angelegt.
Vor dem Hause breitet
sich eine von Wegen
zweckmässig durchzo-
gene Rasenfläche aus,
die gegen die Nordseite
durch eine an der Grund-
stückgrenze sichhinzieh-
ende Pergola begrenzt
wird. Die kräftigen Pfeiler
der Letzteren haben reichlichen, in Stein gearbeiteten plasti-
schen Schmuck erhalten.
Eine gefällig geformte Steinbrüstung leitet von der Pergola


Lusthaus Reiner, München.
 
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