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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 2
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Reicke, Emil: Kirchenbauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0024
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DER BAUMEISTER . 1910, NOVEMBER.



Arch. Josef Schmitz, Nürnberg.

♦Kirche in Innsbruck.

rechtfertigt. Es konnte in der Folge
auch nur noch befestigt werden,
wiedennauch umgekehrt den Schü-
ler noch heute die herzlichste Ver-
ehrung an seinen Meister fesselt.
Seit seiner Uebersiedelung von
München im Oktober 1888 hat
Schmitz Nürnberg nicht mehr ver-
lassen. Er vollendete hier, zuletzt —
seit 1903 — völlig selbständig, die
Restaurierungsarbeiten bei St. Se-
bald und übernahm auch April 1904
die noch heute im Gang befindliche
gleichfalls sehr umfangreiche Wie-
derherstellung der St. Lorenz-
kirche. Diese Nürnberger Restau-
rierungen, die einen wesentlichen
Teil der Berufstätigkeit des Meisters
bildeten, fanden, man darf wohl
sagen, die einstimmige Billigung
der berufensten praktischen und
theoretischen Kenner des mittel-
alterlichen Kirchenbaus. Schmitz
verfügt auch über die einem Restau-
rator notwendigsten Tugenden in
hohem Masse. Stets und überall
ist er mit Pietät, Selbstbescheidung
und Gründlichkeit verfahren. Er
besitzt ein vortrefflich geschultes
Auge, eine leichte, schnelle Auf-
fassungsgabe, andererseits aber
auch den liebevollsten Blick für die
Details und die Fähigkeit, sich in
unermüdlicher Kleinarbeit in sie
zu versenken und nicht eher zu
ruhen, als bis er seinen historischen
und künstlerischen Anschauungen
Genüge getan hat. Natürlich hat
auch er seine Entwickelung durch-
gemacht und es will mir scheinen,
dass er in letzter Zeit immer mo-
derner geworden ist.
Äusser Hauberrisser war es noch
ein anderer berühmter Architekt,
der Schmitz sein besonderes Ver-
trauen schenkte, Franz Josef von
Denzinger, der Wiederhersteller
der Dome in Regensburg und Frank-
furt a. M. (f 1894). Dieser wählte
ihn zur Hilfeleistung und als Nach-
folger beim Bau zweier neuer
Kirchen in Würzburg. Von diesen
kam die eine, die St. Adalbers-
kirche in der Tat nach einer
Denzingerschen Skizze durch
Schmitz zur Ausführung (1894
bis 1900). Ein hervorragend monu-
mentaler Bau in edlen romanischen
Formen und harmonischen Verhält-
nissen, nur vielleicht in der Anlage
noch zu sehr alte Schule. An den
zum Teil sehr reizvollen Details
kommt übrigens Schmitz, wie be-
greiflich, ein nicht zu unter-
schätzendes Verdienst zu und zwar
spricht sich schon hier seine Vor-
liebe für italienische Motive aus,
die wir auch in so manchen seiner
späteren Kirchenbauten finden. Das
Material istausschliesslich Muschel-
kalk, die Baukosten betrugen
750000 Mark — ohne die innere
Einrichtung namentlich an präch-
tigen Altären, die erst allmählich
nach Entwürfen von Franz Brochier,
Direktor der Nürnberger Kunst-
schule, zustande kam.
Für die andere Würzburger
Kirche, die St. Josefskirche in
Grombühl, wurde der Denzinger-
sche Entwurf später aufgegeben
und von Schmitz (1901) ein völlig
neues Projekt angefertigt. Die in
den Jahren 1902—1905 mit einem
Kostenaufwand von 500 000 Mark
erbaute Kirche folgt der seit län-
gerer Zeit, insbesondere von dem
inzwischen verstorbenen Domkapi-
 
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