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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 4
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Leixner, Othmar von: Die Stilwandlungen in der Architektur von 1750-1908, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0056
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DER BAUMEISTER • 1911 JANUAR.

Betrachten wir das Gebiet der Kunstgeschichte näher, so
sehen wir in der Zeit von 1860—1870 eine Reihe auch
für die Architektur überaus wichtigen Publikationen ent-
stehen. 1858 erscheint Lübkes Geschichte der Architektur
in erster Auflage, 1859 Kuglers Geschichte der Baukunst.
Ueberaus reichhaltig ist die Literatur auf streng architek-
tonischem Gebiete, neben vielen der französischen Renais-
sance gewidmeten Publikationen tritt jetzt Italien in denVor-
dergrund. Grundlegend war wohl die grosse Publikation
Le Taroully’s über Rom, die 1850 im Erscheinen begriffen
war. Wir werden auch sehen, wie Italien jetzt das Ziel aller

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(Tafel 27/28.)



Bebauung des Platzes am Isenburger Schloss,
Offenbach.
Künstler wird, wie die Architektur
der siebziger und achtzigerjahre-
ganz im Banne der italienischen
Renaissance stehen soll. In der
Malerei und Plastik sehen wir
langsam die romantischen Ideen
zurückgedrängt, kräftig äussert
sich bald auch hier der reale Zug
der Zeit, im Gegensatz zur frühe-
ren Zeit zeigt die Malerei einen
auffallend koloristischen Zug,
die Historie beginnt auch hier
die Künstler zu grossen neuen
Vorwürfen anzuregen, Piloty und
Menzel seien hier genannt. In
der Architektur erscheint Semper
als der bahnbrechende Künstler
der streng historischen Richtung.
Die Architekten, durch die grossen
Publikationen, durch Reisen und
Kunstgeschichtsforschung gebil-
det, verlassen den unklaren Bo-
den der Romantik, sie treten in
die Zeit der Stilreinheit ein. Mass-
gebend wird die Renaisance, wäh-
rend für den Kirchenbau die Gotik
tonangebend wird; auch für den
deutschen Rathausbau wird aus
mehr nationalenGründen die Go-
tik massgebend. Für diese Zeit
der Stilreinheit, die voll der ge-
samten historischen Denkungs-
art der Zeit entspricht, sehen wir
auf lange hinaus Wien führend.
(Forts, folgt.)

Berichtigung:
Auf Seite 29 (Heft 3) letzte Zeilen
unten muss es in dem Aufsatze „Mu-
hammedanische Ausstellung“ heissen:
Dr. Fiechter, Privatdozent an der
Technischen Hochschule, München.

Landhaus in Heilbronn. (Tafel 29/30.)
*Arch. Hugo Eberhardt, Offenbach.

Verlag: Georg D. W. Callwey in München. Verantwortlich: Hermann Jansen in Berlin W. 35. Druck: Kastner <& Callwey in München.
 
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