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Baumeister: das Architektur-Magazin — 9.1911

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Heft 2
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Behrendt, Walter Curt: Kirchenbauten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.54602#0265
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22 B

DER BAUMEISTER • 1910, NOVEMBER • BEILAGE.

zur Verfügung stand, lag der Schwerpunkt der Grundrissarbeit
in der praktischen Gruppierung der anschliessenden Pfarr- und
Küsterwohnhäuser. Es ist zweckentsprechend das Küster-
wohnhaus, das im Erdgeschoss und in direkter Verbindung
mit der Kirche einen Konfirmandensaal enthält, neben dem
Haupteingang angeordnet, während das Pfarrhaus, an einer
Seitenstrasse gelegen, dem Altarraum benachbart ist und einen
unmittelbaren Verbindungsgang zur Sakristei erhalten hat.
In der architektonischen Durchbildung bevorzugen die
Architekten die lebendigen Traditionen ihrer norddeutschen
Heimat, die die schönsten und ehrwürdigsten Denkmäler monu-
mentaler Backsteinarchitektur besitzt. Und sie haben von
diesen Dokumenten den ehrlichen Sachsinn der Meister ge-
lernt, die sie geschaffen haben. Das falsche, sentimentale
Pathos der Stilromantiker ist ihnen fremd. Indem sie, wie die
Alten, den Zweckgedanken der Aufgabe innerlich durchdringen,
gelangen sie zu klaren, überzeugenden Resultaten. Sie ver-
zetteln ihre Wirkungen nicht in Einzelheiten, in belanglosen
Schmuckformen, sondern suchen dieTugenden ihrer Grundriss-
kunst auch im Aeussern, in der Komposition der kubischen
Massen zu bewähren. Sie gliedern die Flächen der Fronten
mit einfachen Fenstern, deren Formen und Masse von den Licht-
verhältnissen des Innern bestimmt werden, zeigen die Be-
deutung des Massstabes in den grossen Flächen der hohen
Hallendächer und sammeln die Kraft des Ausdrucks in einem
wuchtigen Turm, der, auf breiter Grundfläche angelegt, nun
wirklich auch monumentaler Wirkung fähig ist. Bei den Kirchen
von Jürgensen und Bachmann hat der Turm in seinen unteren
Teilen fast immer die volle Breite des Mittelschiffes, und be-
herrscht kraft seiner konzentrierten Massigkeit, die gesamte
Anlage.
Die Vorzüge des Aeussern finden sich auch im inneren
Ausbau. Falscher Prunk und mystisches Pathos sind durchaus
vermieden. Die klar disponierten Innenräume wirken durch
ihre guten Raumverhältnisse. Sehr geschickt ist z. B. bei der
Karlshorster Kirche die farbige und dekorative Behandlung
des Schiffes. Die Wände, Pfeiler und Gewölbe sind, leicht
braun getönt, verputzt und die sparsame Ornamentik ist in
die Putzfläche vertieft. Unmittelbar auf der Putzfläche sind
die Beleuchtungskörper angebracht, die, in Schmiedeeisen aus- I
geführt, wieder als Ornamente wirken. Dieser Effekt ist bei
den beiden Kronleuchtern besonders gelungen; sie liegen als
schwarze, schmiedeeiserne Kränze, nur von den matten Glüh-
birnen durchbrochen, flach auf den Gewölbespiegeln an. Das
Holzwerk, Emporen, Bänke, Orgelgehäuse, ist leicht dunkel-
braun lasiert, Vergoldungen sind nur sehr sparsam angewendet.
In die Stimmung des Innern bringen die farbig verglasten
Fenster einen lebhaften Rhythmus. Die niedrige Vorhalle ist
mit einer flachen Holztonne verschalt und weiss gestrichen.
Zu welchen bedeutenden Resultaten diese von Sachlichkeits-
gedanken geleitete Baukunst zu gelangen vermag, zeigt die
kleine Waldkirche für Hessenwinkel. Mit ihren roten Backstein-
flächen und ihrem schlichten schwarzen Pfannendach, in das
die schlanken Kirchenfenster einschneiden, steht sie am Rand
eines hohen märkischen Kiefernwaldes, ein echtes Dokument
- heimischer Bauweise, die gefühlt, nicht gelehrt sein muss.
In der Stimmung erinnert sie an die einfachen, ernsten Dorf-
kirchen, wie man sie zuweilen an kleinen, bahnfernen Orten
der Mark noch findet und etwas von der echten Tradition

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