Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Baumgarten, Fritz
Der Freiburger Hochaltar: kunstgeschichtlich gewürdigt — Studien zur deutschen Kunstgeschichte, Heft 49: Straßburg, 1904

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.3955#0070
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
- 64 -

mich, sowie auch die Kornpositionen aller Verzierungen von
mir entworfen sind, da ich gerade eine Reise nach den Nieder-
landen gemacht habe und hier manches schöne gesehen und
gezeichnet habe, welches ich dann hier soviel wie möglich be-
nutzte und verwendete. — Die beiden kleinen Standbilder auf
der Seitenansicht des Altars, die Meister dieses Werkes vor-
stellend, hat uns der Bildhauer Joseph Maier, derzeit hier an-
sässig, ausgeführt».

Als Bezahlung erhielt Vater Glänz 3200 fl, wovon er seinem
Sohn 100 fl. überliess. Zum 11. Nov. 1834 notiert Franz Glänz
des weiteren in einer Zusammenstellung, die aber erst 1848
niedergeschrieben wurde: «Die drei grossen Figuren auf
dem jetzigen Hoc haltar stunden in der Wohnung der Turm-
wächter auf dem Münsterturm und stammten mutmasslich von
der ruinierten St. Nikolaus-Pfarrkirche in einem der äusseren
Stadtteile107 her. Diese 3 Figuren wurden auf Anraten meines
seligen Vaters (Joseph Glänz starb am 10. Aug. 1841) auf die
jetzige Stelle verwendet. Sie stellen die hl. Laurenz und Stepha-
nus, der mittlere ehedem Bischof Nikolaus, jetzt aber (!) den
Bistumspatron Konradus vor. Diese Figuren habe ich in allen
ihren mangelnden Teilen ergänzt und ausgebessert, wofür ich
erhalten 33 fl.»

Es ist hier nicht der Ort, auf den künstlerischen Wert des
von Glänz und Sohn geschaffenen Altargehäuses näher einzu-
gehen. Aber wenn es auch erheblich vollkommener wäre als es
wirklich ist, so bliebe ihm doch ein grosser Mangel anhaften,
nämlich der, dass es den alten, ehrwürdigen Altarbau des
16. Jahrhunderts in pietätloser Weise verschleiert und entstellt.
Die hölzernen Lambris, die jetzt den Altartisch umgeben, können
uns nicht dafür entschädigen, dass man von der ausnehmend
feinen Steinmetzenarbeit, die an dem Altarunterbau und an der
Altarplatte angebracht ist, gar nichts mehr sieht. Und die
mächtigen Baldachine und Fialen, die bis zur Decke des Chores
sich emporranken, lassen leider die Bilder Baidungs kleiner und
unbedeutender erscheinen als sie wirklich sind. Ja sie richten

107 Die Nikolauskirche stand in der Vorstadt Neuburg und wurde im
Jahre 1677 bei der Neubefestigung der Stadt durch Vauban abgetragen.
 
Annotationen