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Beatis, Antonio ¬de¬; Pastor, Ludwig ¬von¬ [Hrsg.]
Die Reise des Kardinals Luigi d'Aragona durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Oberitalien, 1517 - 1518 — Freiburg i.Br., 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.15347#0045
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Beschreibung der Reise des Kardinals Luigi d'Aragona.

Schlößchens auf welchem er verweilt, wenn er zur Jagd auf Gemsen und
Hirsche geht. Man treibt diese Tiere von den Bergen herab in einen Fluß,
der an dem Schlößchen vorbeifließt, und erlegt sie dort mit Armbrüsten und
kleinen Flinten. Zur Erinnerung hieran sind an dem Schlößchen sechs Paar-
Geweihe von den schönsten Hirschen angebracht, die Stirnplatten vergoldet
und mit dem Wappen der Herren, die sie erlegt haben, verziert. In ähn-
licher Weise sind auch dort die Krickeln von Gemsen angebracht."

Von Steinach zogen die Reisenden über Matrei, dessen treffliche Wirts-
häuser gerühmt werden, nach der Hauptstadt von Tirol. „Innsbruck, in
einem nicht sehr ausgedehnten Tale gelegen, ist keineswegs groß 2, aber wohl
bewohnt, fest, schön und freundlich. Der Kaiser Maximilian nimmt hier
gern Aufenthalt 3, und man sagt, daß er wiederholt mit 6000 Pferden in
der Stadt geweilt habe. Man verfertigt in Innsbruck vortreffliche Rüstungen,
an denen nicht nur die Pfeile der Armbrüste abprallen (wie wir an denjenigen
gesehen haben, welche der Kardinal dort ansertigen ließ), sondern auch Flinten-
kugeln. Ich weiß nicht, ob dies mehr an der Arbeit liegt oder am Eisen
und der Härtungsart desselben. Die Häuser von Innsbruck sind sehr schön
und mit Dächern, Fenstern und Fassaden versehen, jedoch nach einheimischer
Weise. Die Straßen sind breit und in denselben viele Wasserrinnen und
Brunnen. Vor den Mauern fließt der Inn vorbei, daher wird die Stadt,
die zur Diözese Brixen gehört, Innsbruck genannt."

„Sehenswert ist in Innsbruck die Artillerie, die größer als diejenige
von Trient ist. Außerdem bewahrt man dort eine so große Masse von
Flinten, Armbrüsten, Lanzen und Rüstungen, daß man damit leicht 30000 Fuß-
gänger bewaffnen könnte."

„Die Pfarrkirche ^ besitzt eine sehr schöne Orgel A nicht übermäßig groß,
aber mit vielen Registern und vorzüglichen Stimmen. Pfeifen ahmen den
Klang von Trompeten, Flöten, Hörnern, Bässen, Schalmeien, Trommeln und
das Singen verschiedener Vögel mit solcher Naturtreue nach, daß kein Unter-

r Näheres über dieses Schlößchen ist nicht bekannt; indessen spricht eine Urkunde
von 1534 (Archiv.-Urk. Nr 8659 des Innsbrucker Statthalterei-Archivs)
vom „kaiserlichen Sitz" zu Steinach.

^ Die geringe Größe Innsbrucks hebt auch Luther, der die Stadt 1512 auf
seiner Romreise besuchte, hervor (Oolloguia III 102). Vgl. auch Lanuto Olii 210.
Über das alte Innsbruck s. Schönherr, Gesammelte Schriften, herausgeg. von
Mayr I 125 f; II 543 f, und Hirn, Innsbrucks historifcher Boden, Wien 1896.

3 Vgl. Vettori 121.

^ Über die alte gotische St Jakobskirche s. Zoller, Gesch. der Stadt Inns-
bruck II 107.

» Diese Orgel wurde 1497 restauriert, nachdem sie einige Jahre vorher aus-
gestellt worden war; f. Waldner, H. Mac, Innsbruck 1895, 50.

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