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Becker, Rudolf Zacharias
Unterricht- Noth- und Hülfsbüchlein für Bürgers und Bauersleute: Darinnen sie in den meisten Vorfällen des Lebens, beym Feldbau, bey der Viehzucht, und Hauswirthschaft, bewährte und nützliche Regeln, Anweisungen und Vortheile verzeichnet finden : Durch IX. Kupferstiche erläutert ([1]): Unterricht- Noth- und Hülfsbüchlein für Bürgers und Bauersleute — Bregenz: gedruckt und verlegt bey Joseph Brentano, 1791 [VD18 90767306]

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https://doi.org/10.11588/diglit.47506#0155
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flößt und sie zu geselligen Mens-ben macht. Harts
und rauhe Eltern erziehen meistens störrige, un-
freundliche und feindselige Kmder. Wo Paul in
der Jugend einen Schaden anrichten und die That
auf emen Unschuldigen schieben konnte, da rhar erö,
und hatte eine te »flische Freude daran.. Und weil
seine Geschwisterte oft etwas besser und mehr als er
zu essen bekamen, und bey den Eltern mehr galten,
so nahm er heimlich was er bekommen konnte, und
wurde dadurch neidisch und habsüchtig. Denn der
Fehler, daß manche Eltern ihren Kindern einem
mehr als dem andern Liebe und Zuneigung erwiesen,
verdirbt die jungen Gemüther in den Grund hinein.
Der Neid, die Habsucht, Heimtücke, Schadenfreu-
de und Näscherey nahmen nun bey dem Paul mir den
Jahren zu und er wurde ein abgefeimter Bösewicht.
Er verheurarhete sich nicht, sondern behalf sich da-
mit , daß er andern Männern die Weiber verführte,
und Zank, Zwietracht und Verdruß unter den Ehe-
leuten stiftete. Wo er seine Nachbaren bevortheilen
oder unbemerkt bestehlen konnte, so that ers fleißig ,
wobey er sich immer sehr fromm und mitleidig anzu-
stellen wußte, so daß nie Verdacht auf ihn kam.
Da er auch ein auögelernter Heuchler war, fromme
Gesichter schneiden, und erbauliche Reden führen
konnte, keinen Gottesdienst verabsäumte, und sich
sonst äußerlich wohl betrug; so hintergieng er mit
dieser seiner Heuchelet) den Herrn Pfarrer, daß eS
der darauf antrug, daß die Gemeinde dem Paul zum
Heiligenpflegec oder Kirchenvorsteher erwählte. Da
begab sichs nun, daß man der Kirche ein K apital
von ZOO Gulden heimzahlte. Dieses Geiv verwahr-
te man , bis es wieder verliehen werden konnte, in
einer eisernen Truhe in der Sakcistey. — Emen
K a Sastüsset
 
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